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Filmstudio Spezial 2023 Interneträtsel - die Auflösung!

Liebe Rätzel-Freunde,
mit dem Ende der Spezialwoche 2023 endet auch unser Internet-Rätsel, Glückwunsch an die, die es geschafft haben!

Für die, die irgendwo nicht weitergekommen sind, wollen wir an dieser Stelle auch eine Auflösung geben:

Der QR-Code, der das Rätsel startet, führt zu einem nicht gelisteten YouTube-Video und dieses ist - natürlich ein RickRoll. Dennoch waren im Video Hinweis auf den nächsten Schritt gegeben: Schaltete man den Klingonischen-Untertitel an (der einzige der abgelegt war) so konnte man folgendes Filmzitat lesen „For a special agent, you're not having a very special day, are you?“, welches dem Film „Codename: UNCLE“ (2015) zugeordnet werden kann. In der Videobeschreibung ist außerdem der Link zum aktuellen Programm des Filmstudios. In der Filmbeschreibung zu eben diesem Film findet sich der nächste Hinweis:

„Gesucht ist ein Moritz Bleibtreu Film, 2x ein Film von Zack Snyder + 2x ein Film von der Twilight-Regisseurin. Richtig kommbiniert ergeben diese ein Decknamen. Schreibe eine E-Mail an den, der sich hinter diesem verbirgt an [name]@filmstudio.rwth-aachen.de für den nächsten Hinweis.“

Wenn ihr dieses Rätsel noch nicht zu Gesicht bekommen habt, ist hier die Chance nochmal über das Rätsel nachzudenken. Für alle anderen hier die Lösung:

Die Schreibweise mit Rechenzeichen (2x ; +) weißt darauf hin, dass hier Zahlen gesucht sind: Zack Snyders „300“ und Catherine Hardwickes „Dreizehn“, zusammen also 2x300+2x13=626.
Nun kann man die Moritz Bleibtreu Filme durchgehen, bis man einen passenden Codenamen findet: Experiment 626. Dahinter verbirgt sich niemand anders als Stich aus „Lilo & Stitch“. Die Mail geht also an stitch@filmstudio…
Der nächste Hinweis kam als automatisierte Antwort:

Das gegebene Zahlenrätsel:
A: In diesem Jahr wurde zum ersten Mal die Feuerzangenbowle im Unikino gezeigt.
B: So viel älter wird Jennifer Garner über Nacht.
C: Vor so vielen Jahren spielte der Film „Soylent Green“.
D: So alt ist der berühmteste Neffe von Francis Ford Coppola.
E: Das offizielle Gründungsjahr des Filmstudios.
F: Die Anzahl der Bond-Filme mit Daniel Craig.
G: So viele Rollen übernahm Alec Guiness in „Adel verpflichtet“.
H: Eine Stadt sucht einen Mörder (lat.).
I: In diesem Jahr wurde das Filmstudio digital.
J: American History (lat.).
K: Die Zahl auf dem Kennzeichen von Keeks Taunus in „Bang Boom Bang“.
L: Anzahl der Frauen, die den Academy Award für die Beste Regie gewonnen haben.

Q = [ (A + B + C) / D ] × sqrroot[E - F × G + H] + [(I - J - K ) / L ]

Besuche https://www.filmstudio.rwth-aachen.de/events/Q für den nächsten Hinweis. Viel Erfolg!

P.S.: Dein Hinweis für das finale Rätsel lautet "Fester".

Dieses lässt sich mit ein paar Google-Suchen und einem Blick in die Filmstudio-Chronik auf der Website lösen - (lat.) deutet auf den lateinischen Zahlenwert des fehlenden Buchstabens hin: M - 1000 und X - 10. Zuletzt eine kleine Rechnung und man erhält: 2481. Auf der zugehörigen Unterseite auf der Filmstudio-Website findet sich der finale Hinweis:

Kombinierst du den Hinweis aus der Antwortsmail mit der ersten Lösung erhälst du eine Filmfigur.

Gesucht war der zugehörige Film aus dem die gesuchte Figur Uncle Fester entspringt: Die Addams Family - die finale Lösung.

Danke an alle, die dabei waren, ich hoffe ihr hattet etwas Spaß und bis bald bei einem unserer Filme.

Lukas

Rassismus im Film

Rassismus im Film, klingt wie ein riesiges Thema, ist es auch. Deshalb zwei Dinge dazu vorweg:

1. Das Thema ist so grundlegend, aber auch so vielschichtig und variantenreich, dass ich nicht annähernd jede Facette zu dem Thema abdecken könnte. Hier soll es lediglich um die Facette gehen, wie Filme – fiktiv oder nicht – Weltbilder kultivieren können und welchen Einfluss das an Beispielen bewusst oder unbewusst auf unsere Wahrnehmung von Rassismus haben kann. Wegen der zahlreichen Ereignisse sowie deren Auswirkungen auf Unruhen und mediale Berichterstattung im Rahmen von #blacklivesmatter 2020 und auch 2021 sowie der Darstellung von Rassismus im Film in der westlichen Welt und vor allem meiner eigenen Exposition gegenüber primär US-amerikanischem Kino geht es dabei hauptsächlich um Rassismen gegenüber Black, Indigenous, and People of Colour (BIPoC).

2. Da ich selbst (Yussef) aus der in diesem Kontext eindeutig privilegierten Position schreibe, will ich mir gar nicht anmaßen, massiv persönliche Meinungen und Erfahrungen zu und mit Rassismen hier einfließen zu lassen. Es wird ein paar Quellen zum selbst Informieren geben, in denen Erfahrungen geteilt werden und historische Hintergründe beleuchtet werden, oder solche, die grundsätzlich wissenschaftlich sind. Darüber hinaus werden Filme und Serien als Beispiele herangezogen. Am wichtigsten bleibt, selbst kritisch zu sein, sich zu informieren und aktiv zu hinterfragen, wie Darstellungen verschiedener Ethnizitäten, Glaubensüberzeugungen, Lebensweisen und allem weiteren, das offensichtlich Anlass zur Ausgrenzung gibt, präsentiert werden und warum. Das gilt auch für diesen Text. Besonders da als Gesellschaft oft kurzen Inseln der Rezeptivität zum Opfer gefallen wird. Mediale Aufmerksamkeit generiert dabei Impulse, sich mit Themen auseinanderzusetzen. Etwa nach vermehrten Fällen von polizeilichen Übergriffen in den USA auf schwarze US-Amerikaner*innen deren Symbolbild  der Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd verursacht durch den weißen US-Polizisten Derek Chauvin Anfang 2020 wurde. Trotz der bis dato ungesehenen Welle an Aufständen ist das Thema wieder in den Hintergrund gerutscht und kommt nur in Form noch kleinerer Inseln wieder kurz an die Oberfläche – etwa aktuell durch die Schadensersatzzahlung an die Familie von Breonna Taylor, die im Schlaf von der US-Polizei erschossen worden ist, und das Wiedereröffnen des Verfahrens gegen Derek Chauvin als den potenziellen Mörder dritten Grades an George Floyd.

Unabhängig davon ist gewiss, dass es die Beschäftigung mit Rassismus sowohl in allen bekannten Medienformaten und in allen Nuancen zwischen Informations- und Unterhaltungsgehalt gibt. Dieser teilweise sehr fließende Übergang soll hier jeweils an ein paar Beispielen gezeigt werden, an denen man gut einen Überblick über die Medienlandschaft gewinnen kann.


Teil I.

Allein auf der primär informativen Ebene gibt es gute und nennenswerte Formate zuhauf. In Sachen Podcasts gibt es zum Beispiel 1619 von der New York Times, das in wenigen Folgen in erzählerischer Art die US-amerikanische Geschichte der Sklaverei behandelt. The Stoop hingegen, gehostet von Leila Day und Hana Baba, ist sehr viel konversationeller, wobei viele verschiedene Themen zur kontemporären Black Experience in den USA abgedeckt werden. About Race wiederum, von Reni Eddo-Lodge, zeigt eine britische Perspektive auf BPoC-Rassismus. Sie ist auch die Autorin des Buches Why I’m No Longer Talking to White People about Race, das ihre Erschöpfung über den versuchten Dialog zum Thema systemischer Rassismus in Worten festhält. Alle diese Podcasts sind auf deren respektiven Seiten abrufbar, aber auch alle etwa auf Spotify zu finden.

Auch im Dokubereich gibt es viel, das rund um das Thema Rassismus verschiedenste Perspektiven in verschiedensten Spezifikationslevels abdeckt. Von diesen und den darauffolgenden Filmen, die auf wahren Ereignissen basieren, seien nur ein paar genannt, um einen Überblick zu ermöglichen. 13th (2016, Netflix) ist eine Netflix-produzierte Doku, die sich mit dem Gefängnissystem in den USA befasst. I Am Not Your Negro (2017, Netflix) zeigt die Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegungen vom 20. Jahrhundert und den Ermordungen von Martin Luther King & Malcolm X bis hin zu #blacklivesmatter heute. 8 Minuten und sechsundvierzig Sekunden (2020, Sky) – benannt nach der mittlerweile symbolisch konnotierten Zeit, die George Floyd von Derek Chauvin mit dem Knie bis über den Tod hinaus niedergehalten wurde – rekonstruiert wiederum die Ereignisse besagten Vorfalls.

Ebenso auf realen Events und Personen basierende jedoch geschauspielerte Filme decken ein riesiges thematisches wie vor allem zeitliches Spektrum ab. Ikonen der Bürgerrechtsbewegungen des 20. Jahrhunderts sind etwa in Selma (2014, Amazon Prime) und in Malcolm X (1992, Amazon Prime) zu sehen. Ersterer zeigt den demonstrativen Marsch von Selma nach Montgomery 1965, angeführt von Martin Luther King, letzterer ein Projekt von Spike Lee, das das Leben und den Tod von Malcolm X zeigt. Auch Storys weniger eminenter Figuren in Auseinandersetzung mit Rassismus gegen Schwarze haben in den letzten Jahren die großen Leinwände erreicht. Darunter z.B. Hidden Figures (2016) und BlacKkKlansman (2018).

Fruitvale Station (2013, Netflix, Amazon Prime) von Ryan Coogler, der fünf Jahre später auch Black Panther (2018, Disney+) drehte, rekonstruiert teilweise hochpräzise mittels des originalen Videomaterials und dem Dreh an der tatsächlichen Station die Ereignisse um den Tod des niedergehaltenen schwarzen US-Amerikaners Oscar Grant III, erschossen vom Polizisten Johannes Mehserle. Der Vorfall, der sich 2009 abspielte, wurde später lediglich mit fahrlässiger Tötung geahndet. Der Film konzentriert sich mit ruhiger und humanistischer Darstellung auf die letzten Tage von Oscar Grant und dessen Freunde und Familie. Diese Tage sind wiederum völlig entkoppelt von der tragischen Klimax der Geschichte und führen damit die gewaltsame Willkür vor Augen, mit der das Leben einer Person auf eine Hautfarbe reduziert und in rassistischer Hybris beendet wurde.


Teil II.

Der Großteil von Film & Fernsehen setzt sich allerdings nicht aus Dokumentationen, Autobiographien und Epochenwerken zusammen. Fiktive Szenarien sind es, die den Großteil von Film & Fernsehen ausmachen, und dies primär der Unterhaltung gewidmet. Dabei gibt es zunächst einige nennenswerte Zwischenbeispiele, die Unterhaltung und Bildung, aber Fiction und Non-Fiction verschmelzen oder in irgendeiner Form koppeln.

Ein Beispiel für den Mix aus Fiction und Non-Fiction bietet Watchmen (2019) von Damon Lindelof. Nach der viel kritisierten Filmadaption (2009, Netflix) von Zack Snyder folgt 2019 eine Serienadaption von HBO, die auf der Comic-Vorlage von Alan Moore (1986/1987) aufbaut. Sie verlegt ihren Plot auf ein teilfiktives Amerika nach dem Kalten Krieg des Comics, den Fokus dabei  auf inneramerikanischen Rassismus legend. Brisant bei dieser Adaption ist, dass die Handlung sich größtenteils in dem Ort Tulsa in Oklahoma abspielt und unter anderem auf den traumatischen Folgen eines rassistisch motivierten Massakers in Tulsa von 1921 basiert. Aufgrund des teilfiktiven Settings und der relativ geringen Bekanntheit des Massakers und der hohen dargestellten Grausamkeit ist es leicht, dieses als fiktiv abzustempeln. Das tatsächliche Tulsa Race Massacre – auch als Black Wall Street Massacre bekannt – ist hingegen ein reales historisches Ereignis rassistischer Gewalt. Warum dieses Massaker als ein fiktives wahrgenommen wurde, hängt vor allem damit zusammen, dass es nicht Mal in Oklahoma selbst Teil des Schulkurrikulums war, bis dies in 2020 – womöglich ausgelöst durch die neu entfachte Aufmerksamkeit – geändert werden sollte. Die Serie tut es damit übrigens der Comicvorlage insofern gleich, dass dort der reale Hintergrund des Kalten Krieges mit den Charakteren des Comics hypothetisch durchgespielt und rekontextualisiert wird. Nur um die gleichen systemischen Strukturen der realen Welt zu reproduzieren.

Unbedingt nennenswert in dieser Rubrik ist auch Autor und Regisseur Spike Lee. Mit häufiger Einbettung fiktiver Stories in historische Kontexte und teilweise direkter Kontrastierung von historischem Bildmaterial gegenüber neu gedrehtem und Jahrzehnten an Arbeit um das Thema Rassismus in den USA ist dieser eine zentrale Figur im sogenannten New Black Cinema. Schon vor seinem bereits erwähnten Film Malcolm X (1992, Amazon Prime) hat dieser mit Do the Right Thing (1989) einen Film geschrieben und gedreht, der in dem Erwürgen eines Schwarzen durch einen Polizisten kulminiert. Die fiktiven Ereignisse des Films wurden dabei erst jüngst von Lee selbst in einem nur eineinhalb Minuten langen Edit jedoch erschütternd eindrücklich rekontextualisiert. Der besagte Kurzfilm 3 Brothers (2020) zeigt abwechselnd die Tötungen von Eric Garner durch den Polizisten Daniel Pantaleo von 2014, von George Floyd durch den Polizisten Derek Chauvin von 2020 und die von der fiktiven Figur Radio Raheem aus Do the Right Thing. Weitere Gemeinsamkeit und gleichzeitig das bindende Motiv der drei Szenen ist das des Würgens und der Atemlosigkeit. Die über 30 Jahre, die diese beinahe parallel ablaufenden Szenen überspannen, werden zum bitteren Testat einer Nation in Stagnation.

BlacKkKlansman (2018) ist die nächste Story Lees, die er mit aktuellen Bildern verwebt, um den nach wie vor kontemporären institutionellen Rassismus in den USA anzuprangern. Die von der Buchvorlage des echten Ron Stallworth adaptierte Geschichte erzählt von dessen Infiltration einer lokalen Ku-Klux-Klan-Zelle als schwarzer Polizeibeamter 1978. Der Film bleibt dabei humorvoll und unterhaltsam, vergisst aber nicht, die Übermacht des institutionellen Rassismus‘ aufzuzeigen, welche deren Polizeiarbeit am Ende unterbindet. Infolgedessen und in Kontrast zum System wird damit die gesamte Handlung des Films als kleiner Sieg eingebettet. Die darauffolgenden Bilder von rechten Demonstrationen in Charlottesville, welche mit Empathie von Donald Trump kommuniziert wurden, verstärken diese abschließende Einordnung.

Spike Lee hat außerdem mit Da 5 Bloods (2020, Netflix) erst 2020 seinen neuesten Film veröffentlicht, in dem vier schwarze US-Veteranen nach Vietnam zurückkehren. Dort treffen sie auf ihre eigenen Traumata in Bezug auf Kriegserfahrungen und Rassismen sowie auf ein ganzes Land im Trauma eines Krieges, in dem sie selbst die Invasoren waren.


Teil III.

Doch selbst bei Film & Fernsehen, das ganz der Unterhaltung und vielleicht sogar dem Realitätseskapismus verschrieben ist und am liebsten gar nichts kommunizieren würde, wenn es könnte, gilt: Man kann nicht nicht kommunizieren – egal ob Rassismen intendiert oder nicht-intendiert thematisiert werden, ob sie in Text, Subtext oder Metatext angesprochen werden. Kommunikation kann offensichtlich sein, wie Charaktere und deren Aussagen und Handlungen im Film. Es kann im Subtext kommuniziert sein, der sich in Motiven, dem dargestellten Weltbild oder den Schicksalen bestimmter Charaktere zeigt. Oder auch metatextuelle Kommunikation wie der ethnischen Demographie in der Filmbesetzung, also der Repräsentation von Minderheiten, der Rollenbesetzung und Besetzung von Statist*innen eines Films. Irgendwas wird immer kommuniziert.

Dass diese Kommunikation einen Einfluss auf unser Denken und Handeln als Gesellschaft und als Individuen hat, ist vielumstritten und -diskutiert in den Sozialwissenschaften und der Psychologie. Die Diskussion dreht sich dabei aber nicht mehr um das ob, sondern um das inwiefern und inwieweit. Modernere Modelle wie das Agendasetzungsmodell und die Kultivationshypothese geben dabei oft schlüssige Erklärungen und vielerlei Beispiele, wie Medien uns im Alltag beeinflussen können. Das Agendasetzungsmodell geht etwa davon aus, dass Medien durch die Darstellung von Themen diese überhaupt erst bewusst machen, aber auch eine Gewichtung und Hierarchisierung übernehmen können. Man mag dabei nur beispielsweise an die anfangs erwähnten Aufmerksamkeitsinseln denken. Nicht nur, dass wir ohne Berichterstattung in Europa nicht mal wüssten, was andere Teile der Welt gerade bewegt. Der These zufolge beeinflusst auch gerade die Häufigkeit, mit der wir etwa mit Berichten über Kriminalität von Minderheiten konfrontiert werden, unabhängig vom Wahrheitsgehalt und dem Kontext von Berichten, wie dringlich wir dieses Thema im Weltgeschehen empfinden.

Die Kultivationshypothese geht noch einen Schritt weiter, indem sie davon ausgeht, dass die wiederholte Darstellung oder auch Nicht-Darstellung von Themen in einem bestimmten Licht sich in die tatsächliche Wahrnehmung dieser Themen in der Realität von Medienrezipient*innen überträgt. Dabei ist es zunächst irrelevant, ob die Darstellung fiktiv ist, sofern beispielsweise kein Gegenbeispiel einer Darstellung zur Verfügung steht. Schaut man sein Leben lang US-Sitcoms aus den 60er-Jahren, die Schwarze stark stereotypisieren und hat keine anderen Erfahrungswerte, die in Kontrast dazu stehen könnten, überträgt sich diese Wahrnehmung potenziell auch auf das eigene Weltbild.

Eine solche Wechselwirkung von Medien auf die Gesellschaft und der Gesellschaft auf Medien kann sich in einer Vielzahl an Möglichkeiten offenbaren und manifestieren. Allein beim Thema Rassismus gibt es sehr direkte sowie sehr indirekte Beispiele.

Berühmtes sehr direktes Beispiel ist der Film Birth of a Nation (1915), der für seine technische Fortschrittlichkeit in der Stummfilmära als eines der einflussreichsten filmischen Werke US-amerikanischer Geschichte gilt. Mit massiver White-Supremacy-Propaganda hat er jedoch auch einen nachweislichen Beitrag zur Neugründung des Ku-Klux-Klans geleistet. Gleichzeitig ist beispielsweise der bereits erwähnte Film BlacKkKlansman (2018) von Regisseur Spike Lee wiederum teilweise eine moderne Aufarbeitung von Birth of a Nation, indem es dessen gesellschaftliche Verwendung portraitiert und selbst originales Bildmaterial dessen einsetzt.

Komplizierter zurückzuverfolgen und schwerer exakt zu verorten wird es etwa bei Stereotypisierungen, die sich über Jahre in Medien manifestiert haben können, und deren Auswirkungen auf Gesellschaften. Stereotypisierungen verschiedener BIPoC reichen historisch weit zurück, konnten aber vor allem auch durch das Aufkommen von Filmen florieren. Birth of a Nation beispielsweise hat auch hier weitreichende Schäden durch dessen Etablierung des Stereotyps von PoC als „Wilde“ verursacht. Mindestens fragwürdige Korrelationen kann man aber auch bei dem Aufkommen bestimmter Stereotypen von Women of Colour (WoC) und medizinischen Folgen wie dem gleichzeitigen statistischen Unterdiagnostizieren von Erkrankungen dieser Demographie in den USA entdecken. Besonders WoC haben im letzten Jahrhundert viele spezifisch intersektionale Stereotypisierungen durchleben müssen. Die meisten davon explizit negativ, absichtlich schädlich, ausbeuterisch und reduktiv. Beispiele sind die hypersexuelle schwarze Frau, die wütende oder die ausschließlich für den Haushalt und die Erziehung prädestinierte schwarze Frau. Doch auch ursprünglich positiv intendierte Stereotypen, wie das der starken „superhumanen“ WoC zeigt, geboren aus feministischen Protesten, können negative gesellschaftliche Folgen haben. Bei diesem Stereotyp wird eine schwarze Frau als natürlich stark, unabhängig, geborene Mutter oder mit schier unglaublichem Durchhaltevermögen gegenüber massiv ungerechten Umständen dargestellt – oft auch mit mehreren dieser Eigenschaften. Beispiele finden sich etwa in Taraji P. Henson, die Katherine Johnson in Hidden Figures (2016) spielt, oder Lupita Nyong’o als Sklavin Patsey in Twelve Years a Slave (2013, Joyn+) oder auch Oprah Winfrey als Sofia in Die Farbe Lila (1985) als eine sehr frühe Verkörperung solch gearteter Figuren. In allen Beispielen erfahren die genannten Frauen übermäßigen Widerstand aus einem System, das sie allein auf Basis ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe in eine Rolle stecken will, welcher sie sich zur Wehr setzen und dabei ein übermenschliches Durchhaltevermögen beweisen.

Denn unabhängig davon, ob Stereotypisierungen positiv oder negativ intendiert sind, bleiben diese Vereinfachungen abseits von diversifizierten Darstellungen und erzeugen reduktive, eindimensionale oder schlicht falsche Narrative von Personengruppen und Erfahrungen. Solche Stereotypen, wie etwa „der Wilde“ oder „die Superhumane“ können internalisiert, dann auch großgesellschaftliche Folgen haben, die etwa in medizinischer Versorgung auf betroffene Personengruppen zurückfallen.

So zeigt eine Studie, dass immer noch jede*r fünfte Studierende in medizinischer Ausbildung in den USA bis zum dritten Jahr in Tendenzen glaubt, dass BPoC eine inhärent dickere Haut als Weiße hätten.  Dieser medizinische Irrtum – mutmaßlich auf angesprochene Stereotypen zurückzuführen – übersetzt sich teilweise auch in eine verminderte Einschätzung von Schmerzen sowie reduzierter verschriebener Schmerzmedikamentendosis an schwarze Patient*innen im direkten Vergleich. Auch für Frauen mit Brustkrebsdiagnose wurde nachgewiesen, dass schwarzen Frauen unter Ausgleich weiterer relevanter Faktoren vor der tatsächlichen Diagnose immer noch bedeutend seltener ein Mutationstest empfohlen worden ist als weißen Frauen. Dieser hätte das Brustkrebsrisiko durch Prävention für die Patientinnen und deren Familien nachweislich senken können. Zusätzlich wird nahegelegt, dass der Stereotyp der starken „superhumanen“ schwarzen Frau sich als gesellschaftliche Erwartungshaltung manifestieren kann. Der Versuch, dieser Projektion gerecht zu werden, kann demnach in einen chronischen Stressfaktor für WoC umkippen. Solche chronischen Stressoren können dann auch so drastische medizinische Folgen haben, dass eine Studie zeigen konnte, dass US-amerikanische schwarze Frauen Anfang 50 biologisch durchschnittlich 7,5 Jahre stärker gealtert waren als chronologisch gleichalte US-amerikanische weiße Frauen.


Teil IV.

Mediale Rassismen können also zweifelsohne Auswirkungen auf den realen Alltag vieler Menschen haben. Wie also an Rassismus im Film herangehen? Das Gleichstellungsprojekt des AStA der RWTH (GSP) zeigt eine Möglichkeit, Ebenen von Rassismus aufzuschlüsseln und soziologisch besser zu verstehen. Das GSP ist für Studierende auch Ansprechstelle und Beratung bei Fragen zu Diskriminierung etwa mit rassistischem Hintergrund, aber auch in vielen weiteren Angelegenheiten. Kontaktmöglichkeit gibt’s beispielsweise per Mail oder über Instagram (@gsp.rwth).

Die hier dargestellten Ebenen reichen von der individuellen Stufe der Internalisierung bis hin zu strukturellen Rassismen, die die Folge jahrelang andauernder Praktiken und Systeme sein können (bspw. racial wealth gap). Besonders diese höchste strukturelle Ebene ist oft schwer greifbar, da ihr Ursprung als das Resultat der unteren Ebenen kaum noch zu verorten ist. Für die NGO ProPublica hat Lena Groeger eine Visualisierung erstellt, die die Arbeitslosenrate in den USA der letzten Jahre bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie unterteilt in verschiedene Demographien darstellt. Neben dem massiven Einbruch durch die Pandemie zeigt die Visualisierung vor allem, wie besonders bei BIPoC die Diskrepanz zwischen dem Landesdurchschnitt bzgl. der Arbeitslosigkeit klafft. Struktureller Rassismus wird dann offensichtlich, wenn selbst unter Ausgleich institutioneller Faktoren wie akademischem Bildungsgrad und familiärem finanziellen Hintergrund eine nach wie vor höhere statistische Arbeitslosigkeit bei einigen Minderheiten verzeichnet wird.

Am eben gezeigten Beispiel von Stereotypisierung von WoC sieht man, wie viel Distanz zeitlich, räumlich oder auch interpersonell zwischen den Ursachen und den Auswirkungen von Rassismen liegen kann. Rassismen, die ironischerweise – und wie an der Grafik zu sehen ist – unglaublich pluralistisch in ihren Erscheinungsformen sein können, sodass klassische Kausations-/Korrelations-Verknüpfungen auf höheren Ebenen manchmal schwer zu isolieren sind. Wichtig bleibt außerdem, dass interpersonelle Rassismen nur die untersten zwei Formen in dieser Struktur repräsentieren und damit wortwörtlich nur die halbe Wahrheit sind.

Wie also Rassismen im Film darstellen, wenn das Problem so multidimensional ist und – bei Anspruch auf Authentizität – ebenso wenig monokausal portraitiert wie beseitigt werden kann? Typischerweise ist gerade eine sehr dezentralisierte, nicht singulär verkörperte Darstellung von Rassismus kontraintuitiv für die große Leinwand und die etablierten 90 bis 120 Minuten Zuschauer*innenaufmerksamkeit.

Denn gerade beim Storytelling sind klare, einfache und vor allem vertraute Strukturen das höchste Gut. Joseph Campbell hat in The Hero with a Thousand Faces (1949) schon vor über 70 Jahren eine Schublade namens „Monomyth“ oder auch „Hero’s Journey“ für so viele Storys gefunden, die uns als Zuschauende immer wieder zu gefallen scheint. Von wirklich antiker Unterhaltung wie Homers Odyssee bis zu doch sehr kontemporärem Kino wie Luke Skywalkers Saga in der alten Trilogie von Star Wars (1977-1983, Disney+), Indiana Jones (1981-1989, Amazon Prime, Joyn+), Neo aus Matrix (1999, Netflix), Harry Potter (2001), Simba in Der König der Löwen (1994, Disney+) oder auch Frodo in Der Herr der Ringe (2001-2003).

Screenwriting-Ratgeber wie Save the Cat! (2005) von Blake Snyder oder auch Robert McKees Klassiker Story (1997) verstärken diese Impulse historisch erfolgreicher Handlungsstränge mit Ratschlägen, um Charaktere empathisch(er) zu machen, Handlungsbögen spannungsladend aber vor allem auch -entladend zu machen sowie generell personenzentriert, monofokal und überschaubar zu bleiben.

Nun sind nicht alle Storys der Welt der Monomyth-Schablone entnommen. Auch sind Abweichungen von diesen Screenwriting-Prinzipien nicht per se zum Unerfolg verdammte Sakrilegien der Erzählkunst; doch ist der Querschnitt dieser Lektionen, auch wenn Geschichten nicht streng dem Monomyth folgen, weit verbreitet. Vieles, was Stories und Charaktere nach diesen altbewährten Prinzipien emotional, empathisch, bewegend und nachvollziehbar macht, schwächt oder ist gar diametral zu einer authentischen und holistischen Darstellung von Rassismus, die wie gezeigt weit mehr als nur interpersonell und binär ist. Storytellingklischees und Rassismen gegenübergestellt sieht das Ganze dann wie folgt aus:

Monofokal trifft intersektional – Zentral trifft diffus – Interpersonell trifft strukturell – Geschlossener, diskretisierter Handlungsbogen mit Anfang, Mitte & Ende trifft kontinuierliche, zeitlich kaum zu interpunktierende Geschichte der Unterdrückung – Befriedigender Handlungsstrang mit Ambitionen, Siegen & Niederlagen trifft konfuse, apersonalisierte Alltagsohnmacht – Anders gesagt:Angenehme Story trifft unangenehme Geschichte.


Teil V.

Diese Vereinfachungen erzeugen – ob intentional oder nicht – oft ähnliche Effekte in Bezug auf ihren reduktiven, irreführenden oder verharmlosenden Charakter. Dazu ein paar Beispiele:

Warum etwa lässt sich der extrem rassistische US-Officer Jason Dixon in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) vor einem zuschauenden Paar zweier BIPoC wehrlos verprügeln? Die beiden vorher und nachher nicht mehr erwähnten Beinahe-Statist*innen werden zu Repräsentationsfiguren instrumentalisiert. Deren Mitleid in der Situation soll Freisprechung von den rassistisch motivierten Gräueltaten von Officer Dixon signalisieren. Selbstpeinigung wird hier als gerechter Ausgleich und als Charakterentwicklung weg vom Rassismus dargestellt. Aus Storytelling-Sicht erlaubt dies Dixon einen befriedigenden Abschluss seines Charakterbogens – ganz im Sinne eines dritten und finalen Aktes oder eben genauer der Erlösung als einer der Stufen im Monomyth. Dies impliziert aber auch eine Herstellung von Gerechtigkeit und lenkt dabei gekonnt von der Realisation ab, dass die im Film bis dahin etablierte Welt nämlich mit großer Gewissheit nicht mit rechtlichen Konsequenzen auf die Verbrechen Dixons reagieren würde.

Oder warum sind die konservativen Anhänger aus der schon erwähnten HBO-Serie Watchmen (2019), die zuvor versteckt hinter republikanischer Politik agieren, sobald entlarvt, so dermaßen überzeichnet und beinahe schurkenhaft rassistisch? Es erlaubt aus Storytelling-Sicht eine unzweifelhafte Antagonisierung und personifiziert sozusagen diesen Rassismus. Die schwer greifbare Ebene struktureller und institutioneller Rassismen wird gefiltert und auf eine einzelne konservative Gruppe konzentriert, die klare rassistische Signale gibt und eine interpersonelle Auseinandersetzung ermöglicht. Die bewusste Vereinfachung schafft Klarheit in der Handlung, ermöglicht direkte Kommunikation, kultiviert jedoch auch mehrere schädliche Ideen: Dass Rassismen größtenteils interpersonell sind und dass der oder die typische Rassist*in diese sehr explizit auslebt und aktiv denkt. Was wiederum die Reflexion eigener verinnerlichter (Mikro-)Rassismen verhindert, da man sich hier leicht von jeder als rassistisch dargestellten Person distanzieren kann. Die gezeigten Formen des Rassismus sind klar identifizierbar und leicht zu verurteilen, nuancierte Alltagsrassismen spielen hierbei keine Rolle und fallen damit auch klar aus dem gezeigten Verständnis von Rassismus. Diese nuancierte Alternative verunschärft wiederum Feindbilder, erschwert die genaue Verortung von Rassismen, zwingt zu genauerer Differenzierung und verunsichert möglicherweise das Publikum.

Einen ähnlichen Effekt können weiße Charaktere wie Bass & Ford (Brad Pitt & Benedict Cumberbatch) in Twelve Years a Slave (2013, Joyn+) oder Johnny Shepherd (Flea) in Queen & Slim (2019, Sky Ticket) haben. Mit Ford wird ein empathischer Plantagenbesitzer und mit Bass ein weißer Sklavereigegener im 19. Jahrhundert präsentiert. Johnny Shepherd bietet Zuschauenden in Queen & Slim einen wohlhabenden Weißen, der sein Leben riskiert, die verfolgten PoC-Protagonist*innen des Films bei sich zu verstecken. Diese Charaktere bieten für weißes Publikum das genaue Gegenstück zu aggressiv rassistisch portraitierten weißen Figuren und sind damit bewusste Identifikationsfiguren. Sie zeigen entweder „Hey, in diesen Umständen hätte ich auch geholfen“ oder legitimieren Mitläufertum, indem der Akt der Privilegierten, Unterdrückten zu helfen, bewusst als unmöglich dargestellt wird, um nicht zu sagen „Hey, Ich hätte sowieso nichts tun können“. Aus Storytelling-Sicht werden also hocheffizient Antagonist*innen, Protagonist*innen und die Positionierungen weiterer Charaktere vermittelt. Es wird leichtgemacht, Empörung über die Zustände rassistischer Ungerechtigkeiten zu äußern und gleichzeitig wird sichergestellt, dass das Publikum entkoppelt bleibt und nicht herausgefordert wird, diese Ungerechtigkeiten möglichst nicht mal in Anteilen zu sich selbst zurückzuverfolgen.

Mein Lieblingsnegativbeispiel, da es dem Film gelingt, alle diese Vereinfachungen, Verharmlosungen und Manipulationen und noch einige weitere in seiner 130-Minuten-Laufzeit unterzubringen: Green Book (2018) schafft es wie Three Billboards Outside Ebbing, Missouri den dargestellten Rassismuskonflikt auf eine interpersonelle Ebene herunterzubrechen und präsentiert die Lösung für den Konflikt in gegenseitigem Entgegenkommen von Rassist*innen und Opfern von Rassismen, suggeriert also das Aufbringen von gleichen Mengen an Empathie füreinander. Das impliziert, dass Rassismen alle beteiligten Personen gleichermaßen betreffen würden, Täter wie Opfer, oder sogar, dass im Umkehrschluss BIPoC ohne kontinuierliches Aufbringen von Empathie für die Privilegierten zumindest in Teilen selbst schuld am Status Quo seien. Green Book präsentiert außerdem Weiße nur entweder als den aggressiv rassistischen etablierten Stereotyp à la Watchmen oder als die empathischen, hilfsbereiten Identifikationsfiguren à la Twelve Years a Slave. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass der eigentlich massiv rassistische, weiße Protagonist der Story, Tony Lip (Viggo Mortensen), zwischen diesen zwei Extremen viel leichter in das „gute Lager“ hineinfällt, was ihm aus Storytelling-Sicht die Charaktertransformation und Freundschaft zum schwarzen Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) glaubwürdig erlaubt. Und überhaupt wird damit das Verantwortungszepter, Rassismus beenden zu können, in einer Story über rassistische Diskriminierung von BPoC in die Hände des weißen Protagonisten gelegt. Ermächtigend für privilegierte Zuschauer*innen, entmächtigend für Unterdrückte und verlegt den Status Quo somit eigentlich nur und verpasst ihm einen neuen Anstrich. Großartigerweise 2019 dann auch noch  mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet worden.

Was will ich mit diesen Beispielen nun kommunizieren (außer, dass ich wirklich kein Fan von Green Book bin)? Einige Beispiele wurden sowohl positiv als auch negativ erwähnt und auch reiner Eskapismus hat seine Daseinsberechtigung. Wichtig bleibt eine kritische Perspektive. Beschränkt auf Unterhaltungsmedien kann auch völliges Kopfausschalten abendfüllend sein. Aber auch die Entscheidung zum völligen Kopfausschalten bleibt eine Entscheidung, hinter der ein kritischer Prozess stehen sollte. An welches Publikum ist das Medium hauptsächlich adressiert? Schaue ich eine Story, die primär unterhalten soll oder den Anspruch hat, authentisch zu sein? Hinter Vereinfachungen steht oft ein Kompromiss, wie etwa der einer einfacheren Story. Aber es ist wichtig, Vereinfachungen als solche zu identifizieren, einzuordnen und zu hinterfragen, wenn ähnliche Vereinfachungen häufig in Popkultur auftreten. Ansonsten kultivieren wir uns eine nur zu angenehme Projektion einer unangenehmen Realität.


Teil VI.

Abschließend möchte ich hingegen noch einige Filme und Serien erwähnen, die alternative Herangehensweisen und Trends im Rahmen dieser Thematik (re-)präsentieren und somit tatsächlich noch am ehesten klassischen Empfehlungen entsprechen.

Insbesondere der sogenannte Social Thriller bietet als Genre eine Plattform zur Darstellung von Rassismen, die über die interpersonelle Ebene hinausgehen, da dieser qua dessen Definition die Gesellschaft und deren Dynamiken als Antagonist*innen herausarbeitet. Jordan Peele hatte den Begriff gemünzt, um seinen eigenen Film Get Out (2017) in der Filmgenre-Landschaft zu verorten. Generell ist dieser Ansatz nicht neu, beim Social Thriller kommt jedoch hinzu, dass Horror als Genrefundament aufgegriffen wird und über dessen etablierte Genre-„Grusel“-Konventionen gesellschaftliche Themen auf der großen oder kleinen Leinwand anders verpackt werden. Die teilweise monströsen, übermenschlichen und/oder omnipräsenten Bedrohungen typischer Horrorfilme sind, werden sie auf gesellschaftliche Themen projiziert, fernab einer objektiv audiovisuell authentischen Erfahrung. Sie können jedoch durch die inhärente Surrealität des Genres eine emotional authentische Erfahrung erzeugen, die eine rein textuelle Darstellung nicht erzeugen kann. So wird in Get Out etwa die Fetischisierung schwarzer Körper, teilweise einhergehend mit den bereits erwähnten Stereotypen zur Stärke und Athletik, überhöht in die Story einer Familie, die PoC jagt, um deren idealisierte Körper nicht nur sinnbildlich zu übernehmen. Obgleich völlig unrealistisch, wirken diese Elemente aufgrund von im Horrorgenre etablierten Tropes. Sich als Horrorfilm-„Opfer“ ständig beobachtet zu fühlen, soll hier emotional den Voyeurismus, dem sich viele PoC im Rahmen von Stereotypisierungen und Fetischisierungen ausgesetzt sehen, vermitteln. Der sogenannte „Sunken Place“ in Get Out vereint viele Emotionen, die im Horror typisch sind – Ohnmacht, Orientierungslosigkeit, Verzweiflung – und ersucht, diese sinnbildlich auf das Erleben von Rassismus zu übertragen.

His House (2020, Netflix) ist ein sehr junger Film, der Horrorelemente ähnlich zu Get Out als Vehikel für strukturellere Probleme verwendet. Nach Flucht vor Kriegszuständen im Südsudan werden die beiden Protagonist*innen asylbedingt einem heruntergekommenen Haus in Großbritannien zugewiesen. Hierbei wird das Haus, zum Horror-Antagonisten, das ihre Traumata in Bezug auf die im neuen Land erfahrene Ausgrenzung sowie die Begebenheiten im Heimatland und während der Flucht nach Europa vereint.

21.03.2021

Simeons Lieblingsfilme

Hallo, lieber Mensch da draußen am Empfangsgerät. Mein Name ist Simeon und ich bin Filmstudio-Neuling. Kaum zwei Monate dabei und schon schreibe ich einen Eintrag über meine Lieblingsfilme in diesem Neulandmedium, das sich Blog nennt. Wobei Lieblingsfilm natürlich schwer zu definieren ist und, um Doppelnennungen zu vermeiden, ist die Auswahl schon etwas eingeschränkt. Dennoch habe ich meiner Meinung nach sechs ganz fantastische Filme zusammengetragen und hoffe, dass ich vielleicht jemanden da draußen inspirieren kann, sich einen oder mehrere der Filme anzugucken. 

Whiplash (2014)

Los geht es mit Whiplash von Damien Chazelle. Du fragst dich jetzt sicher: „Damien Chazelle?! Ist das nicht der Typ von La La Land?“ Genau! Zehn Punkte für Gryffindor! Der gute Damien, wie ihn seine Freunde nennen, hat es wohl mit Jazz. In diesem Film geht es um den jungen Andrew (Miles Teller), der den Traum hegt, Jazz-Schlagzeuger zu werden. An einer Musikhochschule tritt er einer Studioband bei, geleitet von Terence Fletcher (J.K. Simmons), einem Bandleader, der nicht mehr und nicht weniger als das allerbeste aus seinen Schüler*innen rausholen möchte, auch mit Methoden, die an die Belastungsgrenzen aller stoßen. Whiplash entwickelt sich zu einem Thriller, grandios gespielt, allen voran von J.K. Simmons, der meiner Meinung nach zurecht für diese Leistung den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt. Clever geschnitten mündet dieser Film in einer der besten Schlussszenen der letzten Jahre. Wer Filme wie Black Swan (2010, Netflix) mag oder Jazz-Fan ist, sollte Whiplash auf jeden Fall eine Chance geben.

American Beauty (1999)

Weiter geht es mit Sam MendesAmerican Beauty. Lester (Kevin Spacey) befindet sich in einer Midlife-Crisis, ist mit seinem Leben unzufrieden und hat keine gemeinsame Basis mehr mit seiner Frau (Annette Bening) und seiner Tochter (Thora Birch). Er verliebt sich in die beste Freundin seiner Tochter und so entwickelt sich eine komplex erzählte Geschichte, die ironisch und ernst zugleich hinter die Heile-Welt-Fassade einer typischen Vorstadtfamilie blickt und zwischenmenschliche sowie gesellschaftliche Themen so beleuchtet, dass ich den Film auch Tage nach dem gucken nicht aus dem Kopf kriege.

Hell or High Water (2016, Netflix)

Hell or High Water ist ein Neo-Western von David Mackenzie, der die Geschichte von zwei Brüdern (Ben Foster und Chris Pine) erzählt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die zwei Brüder rauben Banken in Texas aus und werden von dem alternden Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) gejagt. Der ruhig erzählte Film begeistert mich vor allem durch die Darstellung Texas‘ mit seinen Öltürmen, Kleinstädten und seinen mit Dialekt sprechenden Bewohnern. Hell or High Water ist ein Film, in dem es um Menschen geht, die abgehängt wurden. Es geht um Familie, Brüderlichkeit und Zusammenhalt in einem ganzen Landstrich, der zu rosten scheint wie die Öltürme selbst.

Reservoir Dogs (1992)

Was wäre eine Topliste ohne einen Tarantino? Reservoir Dogs ist (abgesehen von dem im Schnitt verbrannten „My Best Friend’s Birthday“) das Regiedebüt von Quentin Tarantino. Und dieser Film hat alles, was wir an unserem Boy Quentin so mögen: Clevere, witzige Dialoge, jede Menge Gewalt und eine ungewöhnliche Erzählstruktur. Hinzu kommt noch eine Besetzung, die es in sich hat: Harvey Keitel, Michael Madsen, Steve Buscemi, Tim Roth, und und und... Der kurzweilige und flott erzählte Film handelt von einem missglückten Raubüberfall und einer Gruppe Gangster, von denen einer wohl ein Informant war. Aber wer? Wer den noch nicht gesehen hat: Los, los, los!

Lady Bird (2017)

Ach, Lady Bird. Mein Lieblingsfilm der letzten Jahre. Die 17-jährige Christine, genannt Lady Bird (Saoirse Ronan), hat genug von ihrer Heimatstadt Sacramento und möchte an der Ostküste studieren. Die recht spezielle und willensstarke Lady Bird gerät dadurch immer wieder in Konflikte mit ihrer Mutter (Laurie Metcalf). Der Film, inszeniert und geschrieben von Greta Gerwig, erzählt eine herzerwärmende Geschichte einer jungen Frau, die erwachsen wird. Lady Bird ist ein Film, der die kleinen Geschichten rund um eine Familie beleuchtet. Er ist ein Coming-of-Age-Film, der von klassischen Problemen von Teenager*innen handelt, weshalb sich jeder Mensch, der auch einmal dieses von Hormonen überflutete, messy Alter von 15-18 Jahren durchlebt hat, mit diesem Film irgendwie identifizieren kann.

Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004)

Es gibt neben Star Wars, der Herr der Ringe und Zurück in die Zukunft kaum eine Reihe, die mich so geprägt hat wie Harry Potter. Zwar habe ich als Kind und Jugendlicher vor allem die (Hör-)Bücher über den jungen, strubbelhaarigen Zauberer verschlungen, aber die Filme spielten auch eine nicht unwesentliche Rolle. Die Qualität der acht Filme schwankt meiner Meinung nach stark, findet seinen Höhepunkt aber im dritten Teil. Nach den ersten beiden Filmen, die recht hell und kinderfreundlich von Chris Columbus inszeniert wurden, ist der dritte Teil Harry Potter und der Gefangene von Askaban düster und erwachsen. Alfonso Cuarón vermittelt eine Zauberwelt, die bedrohlicher, roher und gefährlicher wirkt und auch Harry (Daniel Radcliffe), Ron (Rupert Grind) und Hermine (Emma Watson) reifen merklich in diesem Film, sodass sich ein Film ergibt, der nicht nur Harry-Potter-Fans begeistern dürfte.

So, das war‘s! Meine Lieblingsfilme bzw. Filmtipps! Ich hoffe sehr, dass wir uns bald in der Aula wiedersehen und den einen oder anderen Film gemeinsam genießen können. Bis dahin, bleibt gesund!

16.12.2020

Home-Alternativen - Weihnachtskino

Da geht er hin, unser Weihnachtsüberraschungsfilm für 2020. Heute und morgen, 15. und 16.12., hätten wir ihn gezeigt; sowieso schon unter sehr anderen Umständen, als die Jahre zuvor, nun aber doch gar nicht. Generell bleiben Kinos ja bekannterweise über den Dezember hinaus geschlossen. Das kann man finden, wie man will; was bleibt, ist das Unterhaltungsloch, das scheinbar nicht zu sättigen ist, und das ich nun umso freudiger versuche, mit allerhand Alternativen zu stopfen.

Denn an persönlichen und kollektiven Film- und Fernsehtraditionen scheint es besonders nicht zu mangeln, sobald so eine Nordmanntanne – oder ihr Plastik-Pendant – das Wohnzimmer infiltriert hat. Je leiser scheinbar der Schnee Jahr für Jahr im Dezember rieselt, desto lauter berieselt der Fernseher. Bevor ich aber das Riesen-Beriesel-Fass aufmache, in dem wir dann über die Feiertage bis zur Unterhaltungsübersättigung heranreifen können, erstmal die verbliebene Frage: Was wäre denn nun der Weihnachtsüberraschungsfilm gewesen?

Es ging ein bisschen hin und her bei der Entscheidungsfindung. Unter anderem, weil manche Verleihe, die etwa auch im Streaming unterwegs sind *hust*, gar keine große Lust haben, ihr Weihnachtsrepertoire von Kinos verfeuern zu lassen, wenn man die zahlende Kundschaft auch vor dem vor Umsatz knisternden On-Demand-Kaminfeuer versammeln kann. Vor allem war aber der Wunsch da, ein bisschen was anderes als die üblichen Weihnachtsverdächtigen anzubieten. Diskutiert wurden sie natürlich trotzdem.

So spricht man selbstverständlich über Kevin – allein zu Haus (1990, Disney+), für den ich Jahr für Jahr mehr Suspension of Disbelief brauche, wenn ich über die beinahe Beiläufigkeit der Kindesvernachlässigung, der wiederholten Einbrüche und der erstaunlich exzessiven Gewalt nachdenke, die in dieser Welt allesamt nicht sonderlich bemerkenswert zu sein scheinen. Aber die Nostalgie treibt’s rein. Oder Tatsächlich…Liebe (2003, Netflix, Amazon Prime, Sky Ticket, Joyn+), bei dem ich in Schauspieler Andrew Lincoln leider sofort und ausschließlich Zombie-Genozid-Polizist Rick Grimes aus The Walking Dead sehe, was in so einer RomCom für eine spicy Dissonanz sorgt. Zum Glück gibt’s den Film aber auf so ziemlich jeder erdenklichen Streamingplattform. Aber selbst die Jawbreaker unter den Weihnachtsfilmen wie Stirb Langsam (1988, Netflix, Joyn+) sind irgendwann mal ausgelutscht. Zumal es den schon letztes Jahr im Filmstudio gab.

Was bleibt dann noch? Seltsamer Kram! Tatsächlich wäre es dieses Jahr Gremlins (1984, Sky Ticket) geworden, der – wie Stirb Langsam auch – ein bisschen den Begriff des „Weihnachtsfilms“ dehnt, aber immerhin auch an Weihnachten spielt. Hätte mich tatsächlich sehr auf das laut IMDb „schlimmste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten“ in Form von komischem cheesy Soft-Horror-Klamauk zum Jahresausklang gefreut. Wirkt nur angemessen, ein chaotisches Jahr mit einem chaotischen Weihnachtsfilm zu versehen.

Aber auch ein paar andere skurrile Vorschläge für den Weihnachtsfilm hat es gegeben. Harold & Kumar – alle Jahre wieder (2011) beispielsweise wirkt auf den ersten Blick wie ein beschissener, komplett mit Gimmicks wie 3D, Weihnachten und Neil Patrick Harris überladener Film. Ist er auch. Aber das ist auch ein bisschen lustig, in Summe zu sehen. Und dass er dann tatsächlich eigentlich ganz okay ist, grenzt an ein Wunder. Ein Weihnachtswunder. Bei meinem Lieblingsvorschlag bis dato – Santa’s Slay – Blutige Weihnachten (2005, Joyn+) – kann ich nur anhand des Trailers mutmaßen, was uns da köstlich Kaputtes entgangen ist. Ich kann es auch wirklich nicht in Worte fassen und möchte auf besagten Trailer verweisen. Jedenfalls ist die deutsche Filmlizenz im Nirvana, das Produktionsstudio scheinbar seit Jahren pleite. Man verkneife sich die Mutmaßung, ob der Film damit zu tun gehabt haben könnte.

Die zugegeben etwas spezielle Filmauswahl in diesem Jahr mag natürlich nicht jedermenschs Sache sein. Darüber hinaus gibt es aber zum Glück auch – wie eingangs schon erwähnt – einige persönliche Filmtraditionen im und ums Filmstudio, von denen ich hier ganz unkommentiert einige zeigen möchte:

Mein Weihnachtsfilm ist Schöne Bescherung (1989, Sky Ticket). Der Film hat Zuhause eine Art Kult-Status erreicht und wird eigentlich jedes Jahr einmal in der Weihnachtszeit geguckt.

Sam, langjähriges Filmstudio-Mitglied

Meine Lieblings-Weihnachts-Filmtradition fängt immer erst an, wenn ich Ende des Jahres in die Heimat fahre und ich dann erst richtig in Weihnachtsstimmung komme und wie kann diese Stimmung am besten ausgelöst werden? Natürlich mit Weihnachtsfilmen. Mittlerweile ist es zu einer Tradition geworden, dass ich immer mit meiner Schwester und meiner Mutter Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973, Netflix, Amazon Prime, ARD) schaue, aber um ehrlich zu sein, würde ich immer lieber sowas schauen wie Polarexpress (2004, Sky Ticket) oder Nussknacker oder eine Weihnachtsgeschichte*. Nussknacker vor allem, nachdem wir mal Nussknacker als Ballett-Stück gesehen haben, kann ich die Musik von Tchaikovsky auch eigentlich das ganze Jahr lang hören.

   Rica, Grafik- und Pflanzenverantwortliche im Filmstudio
*Anmerkung der Redaktion: Mit Nussknacker und Weihnachtsgeschichte sind keine spezifischen Filmadaptionen dieser Geschichten gemeint, sondern beliebige. Die persönliche Kenntnis der Person legt aber nahe, dass vor allem Barbie in Der Nussknacker (2001) gemeint ist.

Zu Weihnachten habe ich meist vor lauter Gesinge und Plätzchenessen mit meiner Familie gar nicht so viel Zeit, Weihnachtsfilme zu schauen. Aber wenn, dann greife ich oft eher zu Klassikern – also ‘nen Herr der Ringe (2001-2003) Abend, oder Die Hard (1988) oder Singin‘ in the Rain (1952)... Aber denen, die sich mal musikalisch mit dem Thema „Was schaue ich dieses Jahr zu Weihnachten?“ auseinandersetzen möchten, empfehle ich das Lied Das Programm zu Heiligabend von der Gruppe Maybebop.

Emily, aktuelle Filmstudio-Chefin

Haha, meine einzigen Weihnachtstraditionen haben eigentlich wenig mit Weihnachten an sich zu tun, aber gut. Ich fahre immer zu meinen Eltern um die Zeit und schau vor Weihnachten Mary Poppins (1964, Disney+) mit meiner Mutter (es ist unser Film) und alle Herr der Ringe (2001-2003) Filme in Extended Version mit meinem Vater am 25. Dezember. Dabei werden die Weihnachtsreste wie Stopfleberpastete, Meeresfrüchte und Kuchen vernichtet :D

Maddy, Filmfan, aus dem International Office zugeschaltet

Und ich (Yussef)? Meine klassische Tradition ist, fast unfreiwilliger Weise, immer irgendwann um Weihnachten und irgendwo im Kabelfernsehen die x-te Version von Ice Age (2002-2016, Disney+) zu entdecken und unter nostalgischer Hypnose Otto Waalkes Stimme zu folgen. Faszinierend auch, dass eigentlich nur der erste Teil wirklich in meiner Kindheit verankert ist und einen Großteil der Nostalgiegefühle das Kabelfernsehen selbst ausmacht. Man könnte die Filme auch einfach On-Demand schauen, aber das echte Feeling kommt dann doch erst auf, wenn man über einen Film zu Weihnachten stolpert, nicht auf Pause drücken kann, um aufs Klo zugehen, und andererseits gar nicht oft genug aufs Klo gehen kann, um die Werbeeinblendungsinflation zu ertragen.

Aber auch neue Traditionen bahnen sich möglicherweise dieses Jahr für mich zu Weihnachten an. Die Blogbeiträge der anderen Filmstudiomitglieder selbst haben mir vor Augen geführt, dass ich vielleicht doch mal einen Film von Tim Burton schauen sollte. Mit Frankenweenie (2012, Disney+), Corpse Bride (2005) und Nightmare before Christmas (1993, Disney+) finden sich drei Burton-Filme unter den Lieblingsfilmen des Filmstudios. Wenigstens Nightmare before Christmas sollte ich dann doch dieses Jahr zu Weihnachten Mal schaffen.

Die ganze Nostalgie und Liebe zu Klassikern und Traditionen kann in meiner neuen und finalen Weihnachtstradition übrigens wunderbar auf die Probe gestellt werden: Disney-Remakes vs. Originale. Mittlerweile sind es ja dann doch schon einige. Also einfach das – wahrscheinlich für einige Freunde und Familien zu Weihnachten noch unbekannte – Remake eines Disney-Klassikers gucken und dann das Original direkt im Anschluss. Ich hab‘ es teilweise schon fast zwanghaft machen müssen. Die Ergebnisse variieren. Von neugefundenem Hass für das Remake bei König der Löwen (1994 & 2019, Disney+) zu neugefundener Liebe für das Original bei Mulan (1998 & 2020, Disney+).

Am Ende will ich nur hoffen, dass jede*r sorglose und vor allem gesunde Wintertage genießen kann, sodass uns allen der Luxus, irrational emotionsentbrannt über Filme zu diskutieren, ungetrübt erhalten bleibt und womöglich schon bald wieder in die Kinos verlagert werden kann.

15.12.2020

Matthias' Lieblingsfilme

Einige Filme, die ich mit großer Begeisterung immer wieder schauen kann und daher zu meinen allerliebsten Lieblingsfilmen gehören, wurden schon in einigen anderen Blog-Posts mehr oder weniger ausführlich vorgestellt. Da ich euch hier nicht mit schon Bekanntem langweilen will, zu diesen je nur eine (sehr) kurze Bemerkung.

Der Herr der Ringe (alle drei) (2001-2003, Amazon Prime). Als Tolkien-Fan muss ich einfach damit anfangen und es tut mir in der Seele weh, nicht noch mehr dazu zu schreiben. Großartige Filme und noch großartigere Bücher. Filmisch wie inhaltlich meiner Meinung nach Filme, die jeder mal gesehen haben sollte.

Hot Fuzz (2007, Joyn+) richtig gute Komödie mit typisch britischem schwarzem Humor… zumindest die ersten zwei Drittel. Dann einfach nur mega abgedrehte Action.  

Zurück in die Zukunft (Back to the Future, 1985, Amazon Prime) (hier aber bitte wirklich nur der erste Teil der Reihe). Der Film hat meine Vorliebe für Zeitreise-Filme und -Serien begründet. Auch wenn wir die Logik bezüglich der Konsistenz der Zeitlinie hier mal besser außen vorlassen: ein super Film. In dem Zusammenhang empfehle ich außerdem Harry Potter und der Gefangene von Askaban (hier ist zeitlinientechnisch alles in Ordnung) (2004), Legends of Tomorrow (seit 2016, Staffel 1-4 bei Amazon Prime ) (Serie, quasi eine Rundumschlag-Hommage an Film-, Musik- & Popkultur mit mehr Easter-Eggs und Meta-Gags als man zählen kann – Fans von Herr der Ringe kommen hier des Öfteren auf ihre Kosten) und Dirk Gentlys holistische Detektei (Dirk Gently’s Holistic Detective Agency, 2016-2017, Netflix) (ebenfalls Serie, wie bei Harry Potter ist auch hier die Zeitlinie konsistent).

Apropos Zeitreise-Filme: Ich glaube, ich habe am Anfang was vergessen. Sekunde, ich steige mal eben in meinen DeLorean…

Guten Morgen, Guten Tag, Guten Abend (je nachdem wann du diesen Blog-Post liest)! Ich bin Matthias, schon eine Weile im Filmstudio und im Laufe der Jahre in einigen Bereichen aktiv gewesen, Programmbesteller, Vorstandsmitglied, 1. Vorsitzender… Jetzt bin ich noch da, wenn es darum geht, (un-)nötige Kommentare abzugeben und Spaß zu haben. Was nun folgt ist meine persönliche Auswahl an Lieblingsfilmen. Wer hätte das gedacht?

 Im Wesentlichen kann man meine Lieblingsfilme in fünf Kategorien einteilen:

  1. Filme mit einem guten Twist (keine Sorge, dieser hier Text bleibt spoilerfrei!)
  2. Filme mit Zeitreisen
  3. Filme, die altbekannten Stoff auf kreative und originelle Weise neu erfinden. Ganz vorne stehen hier bei mir Märchen. Kommt mir jetzt aber bitte nicht mit den klassischen (und nicht klassischen) Disney-Verfilmungen. Die kann man sich zwar auch gut angucken, fallen aber meiner Meinung nach in nicht in die Kategorie „originell“.  Was diesen Filmen, meiner Meinung nach, auf keinen Fall fehlen darf, sind gut platzierte, mehr oder weniger verstärkte Easter-Eggs.
  4. Solche Filme, die sich selbst nicht so ganz ernst nehmen.  Bei denen also beispielweise die Story nicht ganz ausgefeilt ist oder es mit den Naturgesetzen nicht so genau genommen wird, jedoch darauf verzichtet wird, eine an den Haaren herbeigezogene Begründung für diese Defizite zu liefern.
  5. Filme, mit denen ich groß geworden bin und an denen ich hauptsächlich aus Nostalgie hänge. Hier passt alles das gut rein was bei 1-4 keinen Platz findet.

Neugierig? Los geht’s:

Einige Filme, die ich mit großer Begeisterung immer wieder schauen kann… (Ach ne, den Teil kennt ihr ja schon. Ich spule mal ein bisschen vor!) […] und Dirk Gentlys holistische Detektei (Dirk Gently’s Holistic Detective Agency, 2016-2017, Netflix) (ebenfalls Serie, wie bei Harry Potter ist auch hier die Zeitlinie konsistent).

Nun gut, machen wir weiter mit Kategorie 3 und einem meiner absoluten Lieblingsfilme: Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück (2004). „Warum nicht der erste Teil der Reihe?“ fragst du dich vielleicht. Nun, ich habe Shrek 2 vor dem ersten Teil der Reihe gesehen. Ich könnte mich jetzt beliebig lange darüber auslassen, warum meiner Meinung nach die persönlich empfundene Qualität einzelner Film einer Reihe in erster Linie von der Reihenfolge abhängt, in der man sich die Filme anschaut (der zuerst gesehen ist meist der persönliche Favorit), aber ich glaube danach würde niemand mehr weiterlesen. Davon abgesehen kann die Shrek-Reihe generell (aber insbesondere Teil 2) mit unzähligen uminterpretierten Märchen und anderen Werken aufwarten. Davon abgesehen, einen Oger zum Helden zu machen, wäre da die Fellknäuel-speiende Variante von Zorro, ein Keks als Frankensteins Monster und noch so einiges mehr (ich will hier ja auch nicht alles verraten).

In diese Kategorie fällt auch Ralph reichts (Wreck-It Ralph, 2012, Disney+). Der Film und sein Nachfolger Chaos im Netz (Ralph Breaks the Internet, 2018, Disney+) sind so vollgestopft mit Anspielungen und Easter-Eggs, dass jedem Egg-Hunter die Spucke wegbleibt. Die Prinzessinnen-Szene in Chaos im Netz beweist auch auf sehr unterhaltsame Weise, dass Disney sich selbst gut auf die Schippe nehmen kann. Bevor wir mit The Lego Movie (2014, Netflix) nahtlos in Kategorie 1 und 4 übergehen, noch ein kurzer Ausflug in die Serienwelt und Once Upon a Time – Es war einmal … (2011-2018, Disney+). Jaaa… die Serie ist kitschig (oft sogar fürchterlich kitschig), die Verschmelzung diverser Märchen ist jedoch (vor allem in den frühen Staffeln) gut gelungen, sodass ich über den Kitsch ganz gut drüber weggucken kann. Besonders gelungen meiner Meinung nach ist die Verwebung der Märchen Aladdin und Dornröschen zu einer Origin-Story des Spiegels der bösen Stiefmütter von Dornröschen. Ansonsten kann ich dir an dieser Stelle auch nur nochmal nachdrücklich Legends of Tomorrow ans Herz legen. Wenn du schon immer wissen wolltest, woher Tolkien seine ganzen heroischen Motivationen vor Schlachten hat oder wie George Lukas auf die Idee mit der Müllpresse kam, findest du hier eine (augenzwinkernde) Begründung.

So jetzt aber wirklich zu Lego Movie. Nicht erst seit der Verfilmung, sondern auch schon in diversen Computerspielen hat Lego bewiesen, wie die Ersetzung aller Charaktere durch Lego-Figürchen und sauber choreographierte Gags andere Filme sehr unterhaltsam parodiert werden können. Weshalb sich Lego Movie jedoch nachhaltig in mein Hirn eingebrannt hat, ist der Twist am Ende des Films. Die Macher liefern hier nicht nur eine stimmige Erklärung für die Ungereimtheiten während des Films, sondern auch eine Liebeserklärung an die kleinen bunten Steinchen – und dass man mit (ein wenig) Fantasie die Welt zu einem besseren Ort machen. Vor allem jedoch, dass in jedem Erwachsenen (tief) drin ein Kind steckt, das nichts lieber tun würde, als alle Sorgen und Probleme zu vergessen und nochmal mit Lego (oder womit man in der Kindheit gerne so seine Zeit verbracht hat) zu spielen. Bei Filmen mit einem Twist muss ich definitiv noch Prestige – Die Meister der Magie (The Prestige, 2006) und Chronicle – Wozu bist du fähig? (2012, Joyn Abo) nennen. Ersterer ist auch so ein Film, der es mit Naturgesetzen nicht so genau nimmt und außerdem eine (wenig schmeichelhafte) Version von Nikola Teslas Schaffen kreiert (dafür mit David Bowie als Nicola Tesla und Andy Serkis als sein Assistent). Auch wenn der Film hier und da einige Schwächen hat, traf mich der Twist am Ende völlig unvorbereitet und stellt auf einer Meta-Ebene die berechtigte Frage, wie weit man bereit sein sollte, für eine gute (überzeugende) Show zu gehen und wo man vielleicht zu weit geht. Chronicle hat zugegeben keinen Twist im engeren Sinne, also keine überraschende Wendung gegen Ende des Films. Die Entwicklung des Films zeichnet sich jedoch zunächst nicht so ab, wie sie dann stattfindet, entfaltet aber nicht weniger durchschlagende Wirkung und stellt einen willkommenen Kontrast zu den üblichen Science-Fiction- oder Superhelden-Filmen dar. Darüber hinaus wartet der Filme mit einer interessanten Filmtechnik auf: Jede Filmkamera ist selbst Teil des Films. Leider wird der erzielte Effekt, der den Zuschauer durch Durchbrechen der vierten Wand noch stärker in das Geschehen hinziehen soll, im Laufe des Films durch die telekinetischen Kräfte der Hauptpersonen etwas aufgeweicht. Dies tut dem Film jedoch keinen Abbruch.

Am besten bleiben wir direkt bei Actionfilmen und gehen über zu Kategorie 4: Filme, die sich selbst nicht richtig ernst nehmen. Da fange ich nämlich mit meinem persönlichen Highlight der letzten Jahre an: Kingsman: The Secret Service (2014, Joyn+). Diese Persiflage auf Agenten-Filme und Spionage-Thriller kann nicht nur durch völlig abgedrehte Action und Lachanfall-würdigen Humor, sondern auch einen exzellenten Cast bestechen. Gott sei Dank wird kein Hehl daraus gemacht, dass das Setting an sich äußerst unglaubwürdig ist und die Action-Szenen häufig jeglichen Bezug zu den Gesetzen der Physik verloren haben. Jedes Mal, wenn man während des Film-Schauens denkt, jetzt wäre der Gipfel erreicht, schafft es Kingsman, noch einen drauf zu setzen. Wenn du eine rundum gelungene Action-Komödie sehen willst, bist du hier an der richtigen Adresse. Der Nachfolger Kingsman: The Golden Circle (2017, Netflix) steht seinem Vorgänger glücklicherweise in fast nichts nach. Schau jedoch auf KEINEN FALL die Primetime-Version auf privaten Fernsehsendern! Aufgrund der FSK-Beschränkungen fehlt hier fast alles, was diese beiden Filme so großartig macht. Darüber hinaus möchte ich noch auf 96 Hours (Taken, 2008, Amazon Prime) und Pacific Rim (2013, Netflix) hinweisen. Obwohl politisch hochgradig inkorrekt, ist 96 Hours sehr sehenswert. Wieso Liam Neeson aka Bryan Mills jedoch eine Spur aus Leichen hinterlassend in seinem väterlichen Beschützerinstinkt rasend vor Wut durch Frankreich morden kann, ohne dass zumindest der Versuch unternommen wird, ihn seitens der staatlichen Exekutive aufzuhalten, ist schon befremdlich. Gott sei Dank stellt im Film niemand diese Frage. Zuletzt bleibt mir bezüglich Pacific Rim nichts anderes übrig, als zu fragen: Hallo? Hochhaushohe Roboter zur Bekämpfung gigantischer „Alien-Echsen“? Wie kaputt geil ist bitte diese Idee? Ergo: Schau ihn dir an, denn: „Today we are cancelling the Apocalypse!”

So, last but not least: Kategorie 5! Hier kommen die Filme, an denen ich aus nostalgischen Gründen hänge. (Wenn du dich wunderst, wo Kategorie 1 und Zeitreise-Filme abgeblieben sind, schau am besten nochmal ganz oben in den Blogpost). Hier ist es jetzt mit der ohnehin schon minimalen Objektivität dieses Blog-Posts völlig vorbei. Allein mit dieser Kategorie könnte ich einen ganzen Blog-Post füllen, ich beschränke mich aber in Hinblick auf deine schon sehr strapazierte Zeit auf die für mich ganz, ganz wichtigen Filme. Zunächst wäre da Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe, 2005, Disney+). Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film gesehen und das Buch gelesen habe. Auch heute noch schafft es der Film, dass ich alles um mich herum vergesse und in einen wunderbaren Mix aus Märchen, Abenteuer und Epos eintauchen kann. Weiter sind da noch Nachts im Museum (2006, Disney+) und Johnny English – Der Spion, der es versiebte (2003, Netflix). An diesem Punkt auch noch ein paar Serien: Eureka – Die geheime Stadt (2006-2012) oder Fringe – Grenzfälle des FBI (2008-2013). Diese beiden Serien glänzen zwar durchweg mit pseudo-wissenschaftlichem Schwachsinn, sind aber gerade deswegen sehr unterhaltsam. Und dann zum Abschluss (jetzt aber wirklich) noch meine absolute Lieblingsserie, mein ultimatives Non-plus-Ultra, mein persönlicher Olymp unter den Filmen und Serien: Scrubs – die Anfänger (2001-2010) (selbstverständlich nur die echten acht Staffeln… nicht dieses komische irgendwas, was sich Staffel neun schimpft!)

09.12.2020

Laras Lieblingsfilme

Hallöchen, ich bin Lara, Social-Media Verantwortliche, Erstsemesterwerbebeauftragte und aktuell auch noch Vorstandsmitglied. Aber hier soll es ja eigentlich um was anderes gehen: Meine Lieblingsfilme. Obwohl ich seit vielen Jahren im Filmstudio bin, tatsächlich für mich keine einfache Frage, da ich aus Prinzip Filme selten ein zweites Mal gucke und auch eher ein Serien-Junkie bin *ups*. Aber extra für euch bin ich tief in mich gegangen und habe mir überlegt, welche Filme ich besonders gut finde beziehungsweise welche Filme ich sogar tatsächlich mehr als nur einmal gesehen habe ;-).

Als erstes fällt mir einer meiner ersten Filme ein, die ich im Kino gesehen habe, beziehungsweise der Erste, an den ich mich erinnere: Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Philosopher’s Stone, 2001). Den kennt vermutlich jede*r von euch, ich meine wer ist als Kind nicht gemeinsam mit Harry, Hermine und Ron durch Hogwarts gezogen und hat die wildesten Abenteuer erlebt? Für alle Muggel, die immer noch nicht wissen, wovon ich spreche: Es handelt sich um den ersten Teil der Buchverfilmung von Joanne K. Rowling in dessen Mittelpunkt Harry Potter steht, der erst an seinem elften Geburtstag erfährt, dass er ein Zauberer ist und von nun an nach Hogwarts geht, der Schule für Hexerei und Zauberei. Dort lernt er die wundersamsten Dinge kennen. Grundsätzlich bin ich gemeinsam mit den Büchern und den dazugehörigen Verfilmungen aufgewachsen. Viel Zeit? Ich empfehle euch einen Harry Potter Marathon, es fühlt sich an wie eine Zeitreise. Zwar können nicht alle Filme mit den Büchern mithalten (hier könnte man jetzt eine Grundsatzdiskussion führen), aber trotzdem sind alle Filme sehenswert, allein schon wegen der Magie…

Für wen das jetzt ein alter Hut ist oder wer immer noch nicht genug von der Zauberwelt hat, der/dem empfehle ich Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Fantastic Beasts and Where to Find Them, 2016). Hier bevorzuge ich jedoch lediglich den ersten der beiden Teile, da die magischen Tierwesen hier eine ganz besondere Rolle spielen. Ich sag‘ nur: Niffler, Bowtruckles, Donnervögel, Demiguise, Murtlap … Habe ich schon Niffler erwähnt?

Nach einem Ausflug in die Zauberwelt kommen wir zurück in die Wirklichkeit oder, naja, eher die überspitze Wirklichkeit: Monsieur Claude und seine Töchter (Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?, 2014). Mittelpunkt des Films ist die Familie Verneuil; Claude und Marie mit ihren vier mittlerweile erwachsenen Töchtern. Wie könnte man die beiden beschreiben? Sehr konservative katholische Franzosen.  Doch im Leben läuft es nicht immer wie geplant, die erste Tochter heiratet einen jüdischen Geschäftsmann, die zweite einen algerisch-stämmigen, muslimischen Rechtsanwalt und die dritte einen chinesischen Banker. Nun hängt alle Hoffnung auf eine „normale“ kirchliche Hochzeit an der vierten Tochter. Ihr seht, das Chaos ist vorprogrammiert. Wenn ihr jedes Klischee für die verschiedenen Religionen und Herkunftsländer kennen lernen wollt, dann ist dieser Film auf jeden Fall der Richtige. Fun Fact: Den Film haben wir im Filmstudio zwei *fast drei* Mal gezeigt. Euch gefällt diese Art französischen Humors? Dann guckt doch auch mal beim Postbeamten Philippe in Willkommen bei den Sch’tis (Bienvenue chez les Ch’tis, 2008, Joyn+) vorbei.

Kommen wir nun zu zwei weiteren Buchverfilmungen (übrigens war es nicht beabsichtigt, dass ich hier mehrere Buchverfilmungen vorstelle): Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen (2016) und Der Marsianer – Rettet Mark Watney (The Martian, 2015).

Zunächst möchte ich euch hier Hidden Figures vorstellen, der 2017 sogar in drei Kategorien für den Oscar (Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Nebendarstellerin - Octavia Spencer) nominiert war. Wir befinden uns in den 60er Jahren bei der US-Weltraumbehörde NASA. Die drei Mathematikerinnen Katherine Goble, Dorothy Vaughan und Mary Jackson arbeiten hier an komplizierten mathematischen Berechnungen – unter anderem an Flugbahnberechnungen. Sie müssen sich nicht nur in einer Männerdomäne behaupten, sondern gleich in doppelter Weise, da Farbige als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.

Der Science-Fiction-Film Der Marsianer handelt von dem Astronauten Mark Watney der durch unglückliche Umstände allein ohne Kontakt zur Außenwelt auf dem Mars zurückbleibt. Auf sich allein gestellt versucht er zu überleben, bis die nächste Marsmission eintrifft – kein so einfaches Unterfangen. Oder wie Watney es selbst sagt: „Ich muss mich mit Wissenschaft aus der Scheiße ziehen.“ Auch wenn nicht alle Begebenheiten so ganz wissenschaftlich richtig sind, ein sehr sehenswerter Film mit viel Humor.

Nach so viel ernsten Themen jetzt wieder was zum Kopf ausschalten. Oder auch ein paar Filmempfehlungen, die man von mir wohl eher nicht erwartet hat: Mehr oder weniger sinnlose Actionfilme, deren wichtigstes Merkmal möglichst spektakuläre Actionszenen sind. Einen Film, den ich hier zuletzt gesehen habe und dessen erste 5 Minuten diese Kriterien bereits erfüllen, ist 6 Underground (2019, Netflix). Für alle, die mehr Informationen als Actionfilm mit vielen Explosionen und platzenden Köpfen brauchen, hier ein paar Facts zur etwas *hust* wenig ausgereiften Storyline. Sechs anonyme, für tot gehaltene „Helden“ beschließen ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und  gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen. Das sagt wohl auch schon alles zur Story, oder? Aber für alle Fans von Schauspieler Ryan Reynolds (und seinem Humor), kann ich die beiden Deadpool-Filme (Deadpool, 2016, Netflix und Deadpool 2, 2018) empfehlen. Hier wird die Story noch etwas durch die „schlechten“ Witze seitens Deadpool aufgewertet, aber meiner Meinung nach sind auch hier wieder die Actionszenen die eigentlich relevanten. Für alle die immer noch nicht genug Actionfilme zum Abschalten in Corona geplagten Zeiten haben: Kingsman: The Secret Service (2014) (hierzu kommt noch mehr im nächsten Blogpost ;-)), Criminal Squad (Den of Thieves, 2018, Netflix), Baby Driver (2017, Amazon Prime) oder gleich die Filmreihe Mission: Impossible (1996, 2000, 2006, 2011, 2015, 2018, größtenteils Amazon Prime). Bei dem zuletzt genannten Beispiel kann man gut die Entwicklungen vor allem im Bereich der Spezialeffekte verfolgen, so wirkt der erste Mission: Impossible (1996) im Vergleich zum neuesten Mission: Impossible – Fallout (2018) fast schon langweilig, was die Actionszenen angeht.

Damit ich jetzt richtig Verwirrung stifte, was meinen Filmgeschmack angeht, und wir den FSK-Schnitt wieder etwas senken, nun ein Film aus einer ganz anderen Kategorie: Ich – Einfach unverbesserlich (Despicable Me, 2010, Amazon Prime).  Superschurke Gru, oder auch ein fieser Kerl mit spitzer Nase und immer in schwarz gekleidet, hält sich selbst für den besten Dieb der Welt. Jedoch wird er von Vector ganz schön auf die Probe gestellt und ist auf die Hilfe von drei Waisenkindern angewiesen, die sein Leben noch ziemlich auf den Kopf stellen werden. Aber wer die eigentlichen Stars sind wissen wir doch alle. Ein kleiner Hinweis: BANANAAAA!!!! Die gelben Wesen stellen abseits ihrer eigentlichen „Arbeit“ für Gru, die unsinnigsten Dinge an. Damit ihr seht was ich meine, hier ein kurzer Einblick in das Leben eines Minions.  

Bleibt nur noch eine Schlussfrage übrig: Niffler oder Minion? Oder wie Agnes es ausdrücken würde: „Es ist sooooo flauschig!“ Ach ne, da ging es um ein anderes Tier…

02.12.2020

Josefs Lieblingsfilme

Hallo zusammen, klickt ihr auch so oft auf den falschen Link und schaut auf einmal einen Film auf Netflix, anstatt der überaus spannenden Vorlesung auf Zoom zu folgen? Und ärgert euch, dass ihr doch nur Comfort Binge veranstaltet und nicht etwas Neues seht? Dann kommen hier jetzt exklusiv meine Lieblingsfilme, die sich (teilweise) super zum Prokrastinieren oder für ausgedehnte Lernpausen eignen. Das auf dem Bild links neben Batman bin übrigens ich, Josef. Warum die Maske? – Um die zu schützen, die mir am nächsten sind und weil das heutzutage im Kino so vorgeschrieben ist.

Eigentlich soll ich hier nur meine Top sechs Lieblingsfilme vorstellen, das kann ich aber nicht. Ich liebe Filme und habe laut meiner vermutlich unvollständigen Liste bereits über 860 Filme gesehen… Stand heute. Viele davon sogar mehrfach. Und die unzähligen Serien, die ich so nebenbei gucke, sind dort nicht einmal aufgeführt. Es ist echt schwierig für mich, eine Auswahl zu erstellen, aber ich versuche mich kurz zu fassen.

Hot Fuzz (2007, Joyn PLUS+) handelt von “Zwei abgewichste[n] Profis”. Das sagt zumindest der wirklich informative und elegante deutsche Untertitel. Um den Titel wörtlich zu nehmen, geht es um heiße Bullen. Genauer gesagt, zwei Polizisten in der englischen Kleinstadt Sandford. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Hot Fuzz ist der zweite Film der sogenannten Cornetto-Trilogie, bestehend aus Shaun of the Dead (2004), Hot Fuzz und The World’s End (2013, Netflix), und meiner Meinung nach der beste Film dieser Reihe. Das Trio Simon Pegg, Nick Frost und Edgar Wright ist für diese Filme verantwortlich. Simon Pegg und Edgar Wright haben zusammen die Drehbücher geschrieben und Edgar Wright führte bei allen Filmen Regie. Simon Pegg und Nick Frost spielen in allen Filmen die Hauptrollen und waren schon vorher gute Freunde und Mitbewohner. Die beiden haben zusammen auch das Drehbuch für Paul - Ein Alien auf der Flucht (2011) geschrieben, auch eine gute Komödie, aber nicht Teil der Cornetto-Trilogie, denn Regie führte nicht Edgar Wright, sondern Greg Mottola.

The Gentlemen (2020) ist ein großartiger Gangsterfilm von Drehbuchautor und Regisseur Guy Ritchie. Der Film wurde leider kurz vor Corona veröffentlicht und ist deswegen etwas untergegangen, aber letztens, als wir kurzzeitig wieder Film zeigen durften, haben wir ihn gezeigt. Falls ihr den Termin verpasst habt, kann ich alternativ fast jeden anderen Film von Guy Ritchie empfehlen, dafür reicht der Platz aber nicht. Deswegen nenne ich hier nur einige wenige: King Arthur: Legend of the Sword (2017) ist ein weiterer Film über König Arthur und das legendäre Schwert Excalibur aus dem Stein. Aber der Film ist nicht nur eine langweilige Erzählung der Sage, sondern auch ein sehr unterhaltsamer Film mit guten Actionszenen, vielen guten Sprüchen und an den richtigen Stellen auch ernst. Fast alles, was ich über King Arthur gesagt habe, trifft auch auf Codename U.N.C.L.E. (2015, Joyn PLUS+) zu. Nur hier geht es um den kalten Krieg und um einen CIA- und einen KGB-Geheimagenten, die zusammenarbeiten müssen. Bube Dame König GrAS (1998) und Snatch - Schweine und Diamanten (2000) sind ebenfalls Gangsterfilme, die sich jedoch im Gegensatz zu The Gentlemen eher um Kleinganoven drehen und nicht um millionenschwere Drogendealer. An dieser Stelle sollte ich noch den wahrscheinlich größten kommerziellen Erfolg von Guy Ritchie erwähnen: Aladdin (2019, Disney+). Wobei er bei diesem Film nur Regie geführt hat und nicht für das Drehbuch verantwortlich war.

Die „Fast and Furious“-Reihe ist mittlerweile sehr bekannt und im Mainstream angekommen mit Hauptdarstellern wie Dwayne Johnson und Jason Statham und Nebendarstellern wie Helen Mirren. Aber wer kennt den Film, mit dem alles anfing? The Fast and the Furious (2001) ist für mich immer noch einer der besten Filme der Reihe. Die Stunts sind realistisch und kommen ohne CGI aus, im Gegensatz zu Sprüngen zwischen Hochhäusern in Abu Dhabi (Fast & Furious 7) oder einer Verfolgungsjagd zwischen einem U-Boot und Autos auf beziehungsweise unter einem Eisschelf (Fast & Furious 8). Auch das Schaltverhalten der Fahrer ist deutlich realistischer als in den Mainstream-Nachfolgern. Außerdem zeigt der Film recht realistisch die Tuning- und Rennszene aus Los Angeles in den frühen 2000ern, denn die vielen Statisten-Autos sind echte Autos von echten Tunern aus L.A. und keine einfachen Hintergrundrequisiten. Ein kleiner Hinweis am Rande: Die ersten sieben Filme der Reihe sind aktuell bei Netflix verfügbar, ich persönlich kann die Filme 1 bis 4 allen Auto- und Tuning-Freunden empfehlen. Ab Teil 5 wird die Reihe mehr zum Popcorn-Action-Spektakel. Was nicht unbedingt schlecht ist, aber nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Straßenrennen und Tuning zu tun hat.

Trainspotting (1996) ist einer der besten Filme in denen Drogen, in diesem Fall hauptsächlich Heroin, das Thema sind. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Irvine Welsh, in dem es um eine Freundesgruppe, deren Drogenkonsum und die Folgen davon geht. Der Film schafft die Gratwanderung zwischen Glorifizierung und Verteufelung des Konsums. Und ist nicht nur durch die starke Performance von Ewan McGregor und den grandiosen Soundtrack sehr sehenswert. Allen, die dachten, sie seien der englischen Sprache mächtig, kann ich nur raten den Film im Original MIT englischen Untertiteln zu sehen, denn der schottische Dialekt ist nicht immer zu verstehen. Wer wissen will, warum ein Film über Heroin-Junkies aus Edinburgh Trainspotting heißt, dem sei das Sequel T2 Trainspotting (2017, Joyn PLUS+) ans Herz gelegt. Das Sequel spielt nicht nur 20 Jahre später, sondern wurde auch 20 Jahre später gedreht. Dennoch ist T2 Trainspotting sehr sehenswert, denn es führt die Stimmung und Story aus dem ersten Teil perfekt fort. Andere Wege, um den Hintergrund des Titels zu erfahren, sind die Romanvorlage oder der Wikipedia-Artikel zum ersten Film.

Wie viele Leute in diesem Blog schon geschrieben haben, ist Christopher Nolan ein genialer Drehbuchautor und Regisseur. Sein neuestes Werk heißt Tenet (2020) ist erst kürzlich ins Kino gekommen, aber schon jetzt einer meiner Lieblingsfilme. Robert Pattinson wurde in einem Interview gebeten Tenet in einem Satz zu beschreiben, er hat nur gelacht. Wenn ich das versuchen müsste, würde ich sagen: Tenet ist ein klassischer Nolan-Film. Ein ziemlich kurzer Satz, der den Film aber doch sehr gut beschreibt. Wenn man den Trailer sieht, hat man nicht wirklich Ahnung, was einen erwartet, aber mit dem Vorwissen um seine früheren Werke wie Memento (2000, Netflix), The Prestige (2006), Inception (2006, Joyn PLUS+), Dunkirk (2017) und Interstellar (2014, Joyn PLUS+) kann man zumindest grob erahnen, was Tenet ist. Ein großartiger Actionfilm mit einem genialen Drehbuch, guten Dialogen, viel realer Action (der Film verwendet so gut wie kein CGI) und einem großartigen Soundtrack (diesmal von Ludwig Göransson). Nachdem man den Film zum ersten Mal gesehen hat, bleibt ein Gefühl, dass man den Film maximal so halb verstanden hat. Man sollte nicht versuchen auf Gedeih und Verderben die Logik zu verstehen, dann hat man den Film an sich nicht verstanden. Man sollte sich vielmehr auf sein Gefühl verlassen.

Zeit beziehungsweise Zeitreisen sind auch in vielen anderen Filmen ein Thema. Es gibt Zeitreisenfilme fast so viele wie Sand am Meer, aber nicht alle davon sind gut. Deswegen möchte ich hier ein paar weitere gute Zeitreisen-Filme empfehlen: Looper (2012, Netflix) und 12 Monkeys (1995, Amazon Prime) haben beide Bruce Willis als Neben- beziehungsweise Hauptdarsteller. Ich persönlich finde, obwohl man die Filme nicht wirklich vergleichen kann, Looper etwas besser, da ich die Performance von Joseph Gordon-Levitt großartig finde. Was nicht nur daran liegt, dass er einer meiner Lieblingsschauspieler ist.

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Project Power (2020) ist ein neuer Netflix-Film mit ihm. Ja, Netflix ist angeblich der Feind des Kinos, aber dieser Film ist mal ein ganz anderer Ansatz zum Superhelden-Genre. Edge of Tomorrow (2014, Joyn PLUS+) ist auch ein sehr guter Film, der auf einem Buch basiert, was wiederum auf klassischen Videospielmechaniken basiert. Man könnte also behaupten, Edge of Tomorrow ist die beste Videospielverfilmung aller Zeiten, die aber nicht auf einem konkreten Spiel basiert.
Bisher habe ich nur Realfilme erwähnt, aber beim Thema Zeitreisen darf auch der erfolgreichste Anime aller Zeiten nicht fehlen: Your Name. - Gestern, heute und für immer (2016, Netflix). Auch wenn viele bei Anime eher an Kinderserien oder -Filme denken, trifft das auf Your Name eher nicht zu. Obwohl es auch um den eher ausgenudelten Körpertausch zwischen einem Jungen und einem Mädchen geht, ist dieser Film überaus sehenswert. Denn es wird das Thema sehr geschickt angegangen und kann in der Form meiner Meinung nach nicht mehr übertroffen werden.

Darüber hinaus möchte ich noch zwei weitere ungewöhnliche Tipps geben. Kung Fury (kostenlos auf YouTube) ist ein abgefahrener Kurzfilm aus dem Jahr 2015, der über Crowdfunding finanziert wurde. Trotz des relativ geringen Budgets von 600.000$ konnte der Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller David Sandberg David Hasselhoff (ja, genau den David Hasselhoff) dazu bewegen, einen Titelsong für den Kurzfilm zu schreiben und ein paar Zeilen für ein Voice-Over einzusprechen. Misfits ist eine Fernsehserie aus dem Jahr 2009, die sich um eine Gruppe auf Bewährung verurteilter Jugendlicher dreht. Bei einem ungewöhnlichen Gewitter erhalten diese auf einmal sehr komische und sehr spezielle Superkräfte. Mehr möchte ich nicht verraten, außer, dass es in Staffel 2 auch um Zeitreisen geht.

The Blues Brothers ist eher leichte Kost verglichen mit Tenet, aber auch hier sind die Stunts alle echt, was vielleicht auch am Produktionsjahr 1980 liegen könnte. Obwohl der Film nicht auf riesige spektakuläre Stunts setzt, sondern eher auf viele “kleinere”, stellte die Produktion damals mit 103 gecrashten Autos einen Weltrekord auf. John Belushi und Dan Aykroyd sind auf einer göttlichen Mission und müssen das Waisenhaus retten, in dem sie aufgewachsen sind. Der Film ist auch nach heutigen Maßstäben eine gut gemachte und sehr lustige Komödie, was unter anderem an dem überaus lustigen John Belushi liegt. Belushi ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Da er leider früh verstorben ist, konnte er nicht viele Filme drehen. Ein anderer sehr guter und lustiger Film mit ihm ist Animal House (1978), der in alter Tradition jedes Jahr im Wintersemester bei uns im Filmstudio gezeigt wird, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht.

Psych, das waren viele Filme. Ich sagte ja, ich VERSUCHE mich kurz zu fassen. Viele großartige Filme und Regisseur*innen habe ich nur nicht erwähnt, weil erstens der Text sonst viel zu lang geworden wäre und zweitens einige schon in den anderen Blogposts erwähnt wurden. Wer bis hier hin durchgehalten hat soll auch belohnt werden: Wer alle 3 versteckten Film-/Serienzitate findet, darf sich gerne an der Abendkasse* bei mir melden und bekommt eine Coase ausgegeben. Puh, so viel habe ich seit meiner Bachelorarbeit nicht mehr geschrieben. Ich brauche jetzt erstmal ein Glas Johannisbeersaft.

*Wenn wir wieder eine reguläre Abendkasse mit Getränkeverkauf haben. Gilt nicht für Filmstudiomitglieder.

25.11.2020

Urbans Lieblingsfilme & -Serien

Hi, mein Name ist Urban. Falls Ihr vor Corona schon mal bei uns wart, kennen wir uns vielleicht von der Kasse oder den Filmstudio-Lehrjahren, wo ich als „Schnauz“ vergeblich versucht habe, für Ordnung zu sorgen ;) Eigentlich bin ich seit zwei Jahren aus der Uni raus, da ich aber einen Job in Aachen gefunden habe, muss das Filmstudio mich noch weiter ertragen. Letztes Jahr war ich für die Finanzen zuständig, jetzt schreibe ich noch Plakattexte und kümmere mich ein bisschen um die Technik. Außerdem wurde mir als einem der letzten Aktiven beigebracht, echte Filme (also richtig von einer Rolle Film) vorzuführen. Da wir aber kaum mehr Analogfilme zeigen, kann ich das leider nur noch (manchmal in nicht mehr ganz nüchternem Zustand) am Ende unserer Jahresfeier tun.

So, jetzt soll ich hier was über meine „Lieblingsfilme“ erzählen. Einen absoluten Lieblingsfilm habe ich nicht, deshalb dachte ich, ich stelle ich Euch mal ein paar Sachen vor, die ich ganz gut fand und die vielleicht nicht jeder kennt.

Meine erste Empfehlung ist Der Wixxer (2004). Falls Ihr nicht wisst, worum es geht, lasst euch bitte nicht vom Titel abschrecken: Es ist eine Parodie der Edgar-Wallace-Krimis der 60er. Ich könnte jetzt etwa eine Stunde lang aus dem Film zitieren, aber wirklich beschreiben kann ich ihn - ohne zu spoilern - nicht. Nur so viel: Ein Freund von mir wollte ihn nach einer Bauchdecken-OP nicht (nochmals) gucken, weil er noch nicht lachen konnte.

Einer meiner Lieblingsfilme als Kind war Mäusejagd (Mousehunt, 1997): Zwei Brüder, deren Verhältnis leicht an Charlie und Alan aus Two and a Half Men erinnert, erben ein heruntergekommenes Haus von ihrem Vater. Nach anfangs wenig Begeisterung stellt es sich als wertvoll heraus, da es das verschollene Werk eines berühmten Architekten ist. Vor der Versteigerung des Hauses, die etwa zehn Millionen zu bringen verspricht, will "Charlie" aber unbedingt noch ihren einzigen Mitbewohner – eine Maus - loswerden, denn „Ein einziger Schädling kann dich ins Verderben stürzen, ich weiß, wovon ich rede!!“ (er hat sein eigentlich erfolgreiches Restaurant wegen einer Kakerlake schließen müssen). Hätten sie die Maus einfach ignoriert, hätten sie die Millionen einfach kassieren können...

Auch ganz schön fand ich Prakti.com (The Internship, 2013, Amazon Prime, Sky), auch wenn das nichts Anderes als ein Propagandafilm für Google ist: Zwei vergleichsweise alte Männer (Mitte 40) verlieren ihre Jobs als Uhrenvertreter (weil die Leute „heute nur noch auf ihre scheiß Smartphones“ schauen) und ergattern ein Praktikum bei Google – mit der Aussicht auf Festanstellung, allerdings nur für das erfolgreichste Team. Die Schwierigkeit dabei ist, dass ihre technische Kompetenz gerade mal zur Bedienung eines Browsers reicht, wobei sie es toll fänden wenn es eine Seite gäbe, wo man einen beliebigen Suchbegriff eingeben kann...

Ein weiterer ganz witziger, aber wohl nicht so bekannter Film ist Ein ungleiches Paar (The In-Laws, 2003). Hier ist man gerade in den letzten Vorbereitungen für eine Hochzeit, ohne zu wissen, dass der Vater des Bräutigams kein Kopierverkäufer, sondern CIA-Agent ist. Der Brautvater dagegen trägt stets eine Gürteltasche mit diversen Notfallutensilien bei sich und würde sich so was wie einem Flugzeug niemals freiwillig nähern. Durch ein Missverständnis muss er den anderen Vater auf eine seiner „Dienstreisen“ begleiten und sich als Waffenhändler namens „Die fette Kobra“ („Ja, es bedeutet genau das.“) ausgeben. Gleichzeitig gilt es natürlich, die Hochzeit reibungslos über die Bühne zu bringen.

Der im Filmstudio typischerweise mir zugeordnete Film (was meine eigene Schuld ist, da ein nicht unwesentlicher Teil dessen, was ich sage, Zitate daraus sind) ist Ballermann 6 (1997, Netflix, Amazon Prime, Maxdome) mitsamt der verwandten Serie Hausmeister Krause (1999-2010).

Dabei kann ich die Serie noch mehr empfehlen als den Film: Sie nimmt die typisch deutsche Einstellung anhand von Dieter Krause aufs Korn, Hausmeister der "ordentlichsten Siedlung in ganz Köln-Kalk" und Schriftführer des Kölner Teckel-Clubs 1881 e.V. Als „Arm der Hausordnung“ sieht er sich als eine Art erweiterte Polizei (die ihn aufgrund der Regelmäßigkeit, mit der er „mal wieder wat anzuzeigen“ hat, auch bereits kennt) und tut was er kann, um „den Gegner“ (die Mieter) in Schach zu halten. Dieters Kinder Carmen und Tommie entsprechen seiner Vorstellung von Normalität (die ihm neben der „Ochdnung“ natürlich das Heiligste ist) überhaupt nicht, so dass er sich manchmal fragt "Hat der Jung denn kein anständiges Vorbild?!". Selbstverständlich ist alles überspitzt, aber es kommt einem als Deutscher – vor allem wenn man ältere Verwandte im Rheinland hat – schon einiges vertraut vor. Auch wenn man in Vereinen aktiv ist und der relevante Teil einer Versammlung – die Anträge auf Genehmigung der Korrektur von Tippfehlern in der Satzung – bei Tagesordnungspunkt 5 beginnt (hinter Begrüßung und Eröffnung, Feststellung der Beschlussfähigkeit, Wahl des Versammlungsleiters und Genehmigung der Tagesordnung), fühlt man sich gelegentlich in den Dackelclub Köln-Kalk versetzt. Leider variiert die Qualität stark von Folge zu Folge, weshalb ich empfehle, mit Folge 2 statt Folge 1 anzufangen und in mehrere Folgen reinzuschauen.

Ballermann 6 spielt im selben Serienuniversum, aber einige Jahre später: Dieters inzwischen (zumindest physisch) erwachsener Sohn Tommie und sein bester Kumpel haben sich nach ganzen zwei Tagen Maloche Urlaub im 17. Bundesland verdient. Leider "muss das frei Saufen immer so teuer sein", so dass sie beim Versuch, Geld zur Finanzierung desselben zu verdienen, zahlreiche Verwüstungen anrichten.

Bleiben wir mal bei den Serien: Hier möchte ich Euch als Nächstes die Krimiserie Columbo (1968-2003) vorstellen, die über die ganzen Jahrzehnte mit demselben Schauspieler Peter Falk besetzt war. Protagonist ist Lieutenant Columbo aus Los Angeles, der ein trotteliges Auftreten hat, aber dennoch ein exzellenter Ermittler ist. Das Ungewöhnliche an dieser Serie ist, dass man bereits weiß, wer Täter*in ist, da der Mord (mitsamt den Hintergründen) am Anfang gezeigt wird. Die Spannung liegt im intellektuellen Wettstreit zwischen Columbo und Mörder*in: Wegen seines leicht vernachlässigten Äußeren und seiner Art ("Ich hätte da noch eine Frage: Meine Frau...") wird er von diesen selten ernst genommen, hat sie aber aufgrund irgendeiner Kleinigkeit meistens schon von Anfang an in Verdacht und treibt sie mit Detailfragen immer weiter in die Enge („Das hat mich die ganze Nacht nicht schlafen lassen, vielleicht können Sie mir das erklären...“). Als Zuschauer weiß man dabei nie so genau, wie viel von Columbos Unbeholfenheit Taktik und wie viel tatsächlich der Charakter der Figur ist.

Eine weitere schöne Retro-Serie ist Quincy (Quincy, M. E., 1976-1983), wo der etwas launische Gerichtsmediziner dieses Namens seine Kompetenzen dauerhaft überschreitet, indem er gleich den ganzen Fall löst. Hierbei werden oft auch gesellschaftliche Probleme thematisiert, in deren Rahmen sich die Folge abspielt. Als Ingenieur mit der Vertiefung Medizintechnik mag ich es dabei außerdem, das ein oder andere Gerät in den Episoden zu erkennen, von dem ich in der Vorlesung schon mal gehört habe (wie z. B. eine inzwischen überholte Herz-Lungen-Maschine). Auch interessant ist, dass Quincy beim Reanimieren – wenn ein Patient mal noch nicht in seine offizielle Zuständigkeit fallen soll – offenbar den Takt findet, indem er zwischen dem Zählen „Eintausend“ sagt („Eins – eintausend – zwei – eintausend…“). Nur erscheint mir das eher zu langsam, um den Sollwert von 100-120 Schlägen/min zu erreichen, so dass der Rhythmus von Stayin‘ Alive wahrscheinlich immer noch die bessere Wahl ist.

Durch das „Erben“ eines USB-Sticks mit mehreren Folgen bin ich auch ein Fan der Serie Futurama (1999-2013, Amazon Prime) geworden – von den Machern der Simpsons und im selben Stil. Der Hauptcharakter wird an Silvester 1999 (scheinbar) versehentlich eingefroren und findet sich im Jahr 3000 wieder. Auch wenn er seine Familie und seine Zeit manchmal vermisst, scheint das letztendlich doch sein Glück zu sein, da sein eher tristes Leben in der Zukunft deutlich erfüllter wird. Für die aufmerksamen Zuschauer*innen gibt es in dieser Serie einige nette Nerd-Gags zu entdecken (wo ich einen aus meinem eigenen Hobbybereich jetzt gerne nennen würde, aber ich verkneife es mir mal). Außerdem sieht man hier ganz gut, wie jeder Zukunftsfilm teilweise immer noch in seiner eigenen Zeit festhängt, da die Macher bestimmte Entwicklungen nicht vorhersehen konnten: So kann man über eine Gehirn-Computer-Schnittstelle komplett ins Internet eintauchen, braucht dafür aber – zumindest in früheren Folgen - noch einen Festnetzanschluss. Außerdem gibt es dort im Jahr 3000 immer noch Telefonzellen (wobei man aufpassen muss, diese nicht mit den ähnlich aussehenden und ähnlich weit verbreiteten „suicide booths“ zu verwechseln) und  die Persönlichkeit von Robotern wird, soweit ich mich erinnere, sogar noch auf Disketten gespeichert…

Vor allem die Serie Fringe – Grenzfälle des FBI (Fringe, 2008-2013) hat mir während eines Betriebspraktikums im 2. Semester durch stumpfsinnige Platinentests geholfen (Platine einstöpseln, auf Button klicken, warten, Platine wieder rausfriemeln und das Ganze mit der nächsten Platine von vorn). Es geht um eine Sondereinheit des FBI, die sich mit Fällen befasst, die am Rande der naturwissenschaftlichen Erklärbarkeit liegen. Als Hauptberater fungiert der exzentrische Dr. Walter Bishop, der sich schon früher mit dem "Feld der Grenzwissenschaften" befasst hat. Allerdings wurde Walter vor 17 Jahren für unzurechnungsfähig erklärt, weshalb sein Sohn Peter - eher widerwillig - die Vormundschaft für ihn übernehmen muss. Neben der Spannung der Fälle habe ich die Serie vor allem geliebt wegen der Konflikte zwischen Walter und dem von diesem oft genervten, sarkastischen Peter.

Mein letzter Vorschlag wurde in den ersten Tagen dieses Blogs schon mal genannt, da ich das in letzter Zeit aber wieder öfters geguckt habe, wiederhole ich ihn einfach nochmal: Agatha Christies Poirot (1989-2013). Die Serie verfilmt die Fälle des belgischen Privatdetektivs im London der 30er Jahre. Wer eine aktuelle Adaption von Hercule Poirot will (also aktuell zu meiner Zeit, aber wenigstens schon mal in diesem Jahrtausend und es scheint so was wie WLAN im Zug zu geben), ist vielleicht mit dem Remake von Mord im Orient Express (2001) gut bedient. Das Pendant Agatha Christies Marple (2004-2013) kenne ich noch nicht, nehme aber an, dass das ähnlich gut ist. Die vier klassischen Miss Marple-Filme (1961-1964) mit Margaret Rutherford kann ich jedenfalls empfehlen, trotz ihres Alters sind sie lustig und spannend zugleich. Auch wenn Agatha Christie selbst anfangs gar nicht zufrieden mit ihnen war, da Miss Marples Charakter stark von der Buchvorlage abweicht und die Rolle des Mr. Stringer nur deshalb hineingeschrieben wurde, weil die Schauspielerin ihren Ehemann, den Schauspieler Stringer Davis, gerne dabeihaben wollte.

Um mal wieder auf meinen eigentlichen Vorschlag zurückzukommen: Zu Agatha Christies Poirot fällt mir noch eine witzige Situation ein. Habe mal einige Folgen davon auf Englisch bei YouTube gesehen und auf einmal musste ich mich total konzentrieren, um überhaupt grob zu verstehen, worum es geht, obwohl das vorher kein Problem war. Erst nach ca. zehn Minuten wurde mir klar warum: Diese eine Folge war nicht auf Englisch, sondern auf Französisch.

So, damit wäre ich durch und hoffe, ich konnte euch den zweiten Lockdown etwas verkürzen. Falls wir Corona und „da die ganze Harmoniekacke“ (wie Tommie Krause Weihnachten treffend beschreibt) heil überstehen, sehen wir uns dann 2021 wieder.

18.11.2020

Leons Lieblingsfilme

Hallo allerseits, ich heiße Leon. Zum Filmstudio gestoßen bin ich im Jahr 2000. Seitdem habe ich gelegentlich die Filmstudio-eigene Ausrüstung reaktiviert, um, mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins, Kurzfilme zu produzieren. Meine jüngste Aufgabe war es, den Buchbestand zu sichten, zu sortieren und in unseren neuen Bibliotheksraum einzuräumen.

Ich habe ungefähr 500 Lieblingsfilme, die folgende Auswahl von sechs Titeln kann also unmöglich repräsentativ sein.

Andrei Rublev (Sowjetunion 1966)

In Andrei Rublev, Andrei Tarkovskys zweitem Langfilm nach Ivans Kindheit (1962), sehen wir seinen Stammschauspieler Anatolij Solonitsin in der titelgebenden Rolle des mittelalterlichen Ikonenmalers. Der Film ist episodisch aus mehreren Kapiteln aufgebaut; wer also keine Geduld für drei Stunden am Stück hat, kann ihn auch sehr gut wie eine Serie abschnittsweise anschauen. Es existiert noch eine längere 205-Minuten-Fassung, die mir aber nicht vorliegt. Nicht in allen der Episoden steht Rublev im Mittelpunkt, und eigenartigerweise sehen wir den Maler niemals bei seiner eigentlichen Arbeit. Oft ist er nicht Handelnder, sondern nur Beobachter des Geschehens. Der Rublev des Films hat ein stark ausgeprägtes Gewissen, das wiederholt seine „Karriere" behindert. So weigert er sich, ein Jüngstes Gericht zu malen, da er die Menschen nicht mit Höllenbildern in Furcht versetzen möchte. Anders als die späteren Tarkovsky-Filme enthält Andrei Rublev nicht nur intime Szenen, sondern auch beeindruckende Action- und Massenszenen.

In der Glut des Südens (Days of Heaven, USA 1978)

Endlose texanische Weizenfelder bilden den Hauptschauplatz von Terrence Malicks tragischer Dreiecksgeschichte In der Glut des Südens. Es geht um den mittellosen jungen Bill, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner kleinen Schwester und mit seiner Geliebten, die er als seine Schwester ausgibt, auf der Suche nach Arbeit umherzieht. Als Erntehelfer auf den Ländereien eines reichen und einsamen Farmers entwickelt Bill einen Plan, wie die drei ihrer trostlosen Situation entkommen können...

Malick kann auf eine ungewöhnliche Karriere im US-Filmbusiness zurückblicken: Nach seinem originellen Debut Badlands (1973) schuf er mit In der Glut des Südens bereits sein Meisterwerk. Nach einer Pause von zwanzig Jahren folgten zwei weitere hervorragende Filme, Der schmale Grat (1998) und The New World (2005). Dann begann der tiefe Fall des Terrence Malick. Bei To the Wonder (2012) war nicht zu übersehen, dass der Regisseur nun glaubte, ohne ein Drehbuch auskommen zu können... In der Glut des Südens dagegen ist ein vollkommener Film, vergleichbar mit einer vollendeten Symphonie, in der alle Elemente harmonisch zusammenspielen. Alles ist hier gleich wichtig und gleich bedeutsam: Gesichter und Landschaften, Dialoge und Musik, Tiere, Pflanzen und Maschinen, usw. usf. Deshalb ist die Story auch keineswegs nur ein Vorwand, um einen Bilderbogen schöner Aufnahmen abzuliefern, wie gelegentlich behauptet wird. Zu dieser falschen Einschätzung kann man nur gelangen, wenn man das Standard-Hollywood-Kino als Maßstab anlegt, wo alles sich der Handlung und den Schauspielern unterzuordnen hat.

Candy (Frankreich/Italien/USA 1968)

Candy ist ein wunderbar alberner Film. Er weist einige Parallelen und Verbindungen zu Roger Vadims Barbarella (1968) auf, nicht zuletzt die offensichtliche Herkunft aus dem magischen Jahr 1968. Während Barbarella aber ein Hit war und noch heute allgemein bekannt ist, war Candy kein Erfolg beschieden, sodass der Film rasch im Vergessen versank – völlig zu Unrecht, wie ich betonen möchte. Die Buchvorlage von Terry Southern und Mason Hoffenberg – Southern war unter anderem an den Drehbüchern zu Dr. Strangelove (1964), Barbarella und Easy Rider (1969) beteiligt – wurde von Drehbuchautor Buck Henry mit großem Geschick ins Medium Film übertragen. Candy ist ein junges blondes und, der Name verrät es, unbeschreiblich süßes Mädchen, das während seiner Odyssee durch Amerika immer wieder in die Hände verschiedener Männer fällt (darunter ein Dichter, ein Chirurg und ein Guru), welche Candys Naivität und Gutmütigkeit auf schändliche Weise ausnutzen. Trotz all dieser Erlebnisse bleibt sie stets das unschuldige und liebenswürdige Geschöpf, als das wir sie am Anfang des Films kennengelernt haben, und erfährt am Ende eine Art Apotheose – was nicht weiter verwundert, da sie bereits in der Anfangssequenz als ein aus himmlischen Regionen zur Erde gekommenes Lichtwesen eingeführt wurde. Auf dem Regiestuhl saß der Schauspieler Christian Marquand, der dank seiner Kontakte mehrere berühmte Kollegen für das Projekt gewinnen konnte, darunter Richard Burton, Marlon Brando und Walter Matthau.

Ein Sommer an der See (La Baule-les-Pins, Frankreich 1990)

Eine kostbare Perle des französischen Kinos ist Ein Sommer an der See, geschrieben und inszeniert von Diane Kurys. Die Handlung spielt Ende der 1950er Jahre: Zwei Schwestern werden mit ihrem Kindermädchen in den Sommerferien ans Meer geschickt, wo sie auf die Familie ihrer glücklich verheirateten Tante treffen. Die eigenen Eltern jedoch sind gerade dabei, sich zu trennen... Die Auswirkungen der Scheidung auf die Kinder werden ohne Beschönigung dargestellt, es handelt sich aber dennoch nicht um ein düsteres Drama: Der besondere Charme des Films liegt darin, dass fröhliche und traurige, alltägliche und dramatische Szenen, die Welt der Kinder und die Welt der Erwachsenen ganz selbstverständlich nebeneinander stehen, genauso wie im richtigen Leben auch. Viele Szenen haben gar nichts mit der Scheidungsgeschichte zu tun, sodass sich der Film keinem bestimmten Genre zuordnen lässt. Das Ensemble vereint gleich eine ganze Reihe bekannter Talente: Nathalie Baye, Richard Berry, Jean-Pierre Bacri, Zabou Breitman, Vincent Lindon, Valeria Bruni-Tedeschi. Julie Bataille spielt Frédérique, die ältere der beiden Schwestern, und singt über dem Nachspann den zauberhaften Chanson La bouche pleine de sable.

Ich glaube… (Credo, Frankreich 1983)

Ich glaube… wurde unter der Regie von Jacques Deray auf 35mm-Film gedreht, lief als TV-Produktion jedoch nicht im Kino. Es existiert eine synchronisierte Fassung fürs deutsche Fernsehen, die ich vor vielen Jahren einmal sehen durfte. Es ist ein Kammerspiel, das sich im Wesentlichen auf einen einzigen Raum beschränkt. Der wie immer großartige Jean-Louis Trintignant spielt Professor Lenski, einen Christen, der in einem kommunistischen Land zu einer Behörde bestellt wird und dort von verschiedenen Leuten, auch zwei kollaborierenden Geistlichen, "bearbeitet" wird. Man will ihn dazu bringen, seinen Glauben zu leugnen oder wenigstens zu relativieren, um ihm das Schicksal zu ersparen, zwecks Heilung seiner "Geisteskrankheit" in eine geschlossene Anstalt eingewiesen zu werden. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Schlussszene, die ganz unspektakulär und doch so wirkungsvoll ist. Ich freue mich immer, wenn es gelingt, einen Film mit einer Szene zu beenden, die die Story nicht nur angemessen auflöst oder abschließt, sondern die die Energie des Films bündelt und ihn vielleicht sogar mit den letzten Bildern noch auf eine höhere Ebene hebt. Solche Schlussszenen haben beispielsweise Andrei Rublev oder Brian De Palmas Teufelskreis Alpha (The Fury, 1978). In Ich glaube… sieht die Szene so aus (Spoiler-Warnung): Nachdem der standhaft gebliebene Lenski abgeführt wurde, ist nur noch die Sekretärin im Zimmer anwesend. Die kompromittierende Bibel des Professors liegt noch auf dem Schreibtisch. Die Frau schlägt sie neugierig auf und beginnt darin zu blättern, bevor sie das Buch zögerlich, nachdenklich wieder schließt, es in einer Schublade verstaut und den Raum verlässt. Es überrascht, den Namen des Drehbuchautors zu lesen: das ist Jean-Claude Carrière, vielfacher Mitarbeiter des stets kirchen- und glaubenskritischen Luis Buñuel.

Und da jetzt der Name Buñuel gefallen ist, möchte ich noch einen weiteren Titel zu meiner kleinen Liste nachreichen: Das Gespenst der Freiheit (Le Fantôme de la liberté, Frankreich/Italien 1974). Es ist einer von Buñuels unterhaltsamsten Filmen, wenn man sich erst einmal an die ungewöhnliche Erzählstruktur gewöhnt hat, bestehend aus fließend ineinander übergehenden Episoden mit ständig wechselnden Hauptfiguren. Dieselbe Struktur wird übrigens auch von JuBaFilms beim Kurzfilm Be Individual (2011) verwendet, frei auf YouTube verfügbar und ebenfalls eine dringende Empfehlung an alle, die ihn noch nicht kennen.

11.11.2020

Tims Lieblingsanimationsfilme

Um die Frage zu beantworten, die sich bis jetzt noch keiner gestellt hat, ich bin Tim.  Ich war die letzten zwei Jahre im Vorstand und habe unser Programm in dieser Zeit zusammengestellt. Aktuell bin in den Süden (dieses Landes) geflohen, um Achterbahnen zu bauen, werde in Ausnahmesituationen durch Videokonferenzen vom Vorstand mit Arbeit versorgt und muss mir Vorwürfe anhören, dass jedes Wochenende in die Berge fahren kein Hobby ist.

Jetzt geht es aber um Filme. Wie Rica in ihrem Beitrag schon leicht angerissen hat, beschreibt die Definition Lieblingsfilm auch bei mir die Filme, welche mich schon seit langer Zeit begleiten, die man sich immer wieder angucken kann oder mit denen man etwas Besonderes verbindet.

Fangen wir also an mit meinen Top 10 Animationsfilmen:

Platz 1 auf meiner Liste nimmt der Zeichentrickfilm Lilo & Stitch (2002, Disney+) ein. Ich sage nur Aliens auf Hawaii. Genau zählen werd‘ ich zwar nicht, aber die Zahl, wie oft ich diesen Film bereits gesehen habe, bewegt sich im mittleren zweistelligen Bereich. Erwähnen muss ich auch das gesamte Franchise, welches aus diesem Film entsprungen ist. Mit Lilo & Stitch 2: Stitch völlig abgedreht (Stitch 2: Stitch Has a Glitch, 2005, Disney+) und Leroy & Stitch (2006, Disney+) kann man sich eine herzerwärmende und verrückte Trilogie anschauen, mit der zumindest mir nie langweilig wird.

Auf Platz 2 kommt Vaiana (Moana, 2016, Disney+). Auf den ersten Blick ein wunderschöner Disney-Film, an dem man nicht viel auszusetzen hat. Der Grund, warum es der Film jedoch bei mir auf Platz 2 schafft, hat einen Namen: Lin-Manuel Miranda. Mitverantwortlich für die Musik des Films, welche ich ggf.  bereits zu oft gehört habe. Wer mehr von seinem musikalischen Können bestaunen will, schaut sich z.B. die Aufzeichnung seines Musicals Hamilton (2015, Disney+) an.

Ich mag Wes Anderson-Filme. Außerdem mag ich Hunde. Kein Wunder also, dass es Isle of Dogs (2018) auf Platz 3 meiner Liste geschafft hat. Anschauen kann man sich den Film allein schon wegen der unglaublich detailreichen Stop-Motion-Animation, welche die von Wes Anderson geschaffene Welt auf die Leinwand zaubert.

Leider konnte ich es trotz Genre-Beschränkung nicht vermeiden, einen bereits genannten Film zu nennen: Lest euch zu meinem Platz 4: Chihiros Reise ins Zauberland (Spirited Away, 2001, Netflix) durch, was Michi in seinem Blogeintrag geschrieben hat.

Ich war selbst ein wenig überrascht, aber erst auf Platz 5 finden wir einen Pixar-Film. Auch wenn ich erfolgreich sagen kann, jede einzelne Produktion des Studios gesehen zu haben, gibt es einen Film, der es beim erneuten Anschauen immer wieder schafft, mich den Tränen nah zu bringen. Die Rede ist von Alles steht Kopf (Inside Out, 2015, Disney+). Muss man zu dem Film noch mehr sagen?

Genauso wie einige meiner Vorredner*innen bin ich ein großer Fan von Tim Burton. Auch wenn er bei meinem Platz 6 selbst nur Produzent war, basiert der Film immerhin auf einer Geschichte von ihm. Ein Klassiker und absolute Pflicht in der Weihnachtszeit: A Nightmare Before Christmas (1993, Disney+).

Platz 7 ist ein Film, der mich seit meiner Kindheit begleitet. Genauso wie die CD von Roller Coaster Tycoon 3 musste die DVD von Robots (2005) von meinen Eltern nicht nur einmal gekauft werden, da diese durch Gebrauchsspuren nicht mehr benutzbar waren. Mit Szenen, die durch visuelle Comedy glänzen, und einem perfekten Cast inklusive Robin Williams, ein Film, an dem man sich nicht sattsehen kann.

Insgesamt haben es zwei Studio Ghibli Filme in meine Top 10 geschafft. Der zweite, und mein Platz 8, trägt den Namen Mein Nachbar Totoro (1988, Netflix). Mit einprägsamen Charakteren, einer herzerwärmenden Geschichte und einer Buskatze, ein absoluter Klassiker des Studios.

Auch ein zweiter Pixar-Film ist vertreten. Mein Platz 9 ist Wall-E (2008, Disney+). Seit seinem Release im Jahre 2008 immer noch (leider) topaktuell und ein wunderschönes Beispiel, welch interessanten Geschichten dank Animation auch ohne Dialog erzählt werden können.

Der letzte Platz meiner kleinen Top 10 ist kein Film. Erstens, da ich keinen würdigen Film gefunden habe, der es verdient, auf dem letzten Platz zu landen, und zweitens, weil es eine Form der Animation gibt, die hier bis jetzt viel zu kurz gekommen ist: Serien. Alle hier zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Aber eine kleine Auswahl an Klassikern, die sich lohnen nochmal in einem reiferen Alter zu schauen oder kleine Geheimtipps, die bis jetzt unter dem Radar geblieben sind: Avatar – Der Herr der Elemente (2005, Netflix/Amazon Prime, Sky), Gravity Falls (2012, Disney+), Futurama (1999, Amazon Prime), South Park (1997, Netflix/Amazon Prime), Mission Scooby-Doo! (Scooby-Doo! Mystery Incorporated, 2010, Amazon Prime), Over the Garden Wall (2014)

Abschließen möchte ich meinen Blogeintrag mit einem Video, welches die wundervolle Welt der Disney Animationsfilme kurz und konzentriert zusammenfasst. Abonnieren lohnt sich, denn bald wird auch ein Video zu Studio Ghibli kommen.

Einen schönen Tag und auf ein baldiges Wiedersehen in den heiligen Hallen der RWTH (Aula)
Tim

04.11.2020

Sazvans Lieblingsfilme

Hallo du da draußen an deinem Gerät! Du hast Langweile, möchtest gerne einen Film schauen und brauchst deshalb gute Filmtipps? Dann bist du hier definitiv falsch! Durch meinen miserablen Filmgeschmack kann ich leider nur sehr schlechte Filmtipps bieten. Erwartungen gesenkt? Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Achja, und ich heiße Sazvan, aber das hast du wahrscheinlich bis zum Ende dieses Satzes schon wieder vergessen. Früher war ich 2. Vorsitzender im Filmstudio, jetzt helfe ich aus, wo ich gebraucht werde (und auch da, wo ich nicht gebraucht werde).

Los geht es mit dem neuesten Film und einem der vielen Science-Fiction-Filme auf dieser Liste, von Denis Villeneuve, einem der vielversprechendsten Regisseure unserer Zeit. Dieser hat mit Incendies (2010), Prisoners (2013), Sicario (2015) und Blade Runner 2049 (2017) für Aufruhr in der Filmwelt gesorgt. Mein Lieblingsfilm von ihm und einer meiner Lieblingsfilme momentan ist aber Arrival (2016). Darin geht es darum, dass Aliens auf der Erde (ja, auf der Erde, und nicht nur in den USA) landen und die bösen humanoiden Aliens nun von den guten Menschen gnadenlos bekämpft und die Welt gerettet wer… Ach ne, das war die Handlung von Independence Day. In Arrival geht es aber auch darum, dass Aliens auf der Erde landen. Aber was macht man eigentlich, wenn so eine Gruppe völlig Fremder einfach unsere heimische Erde betritt? Abknallen? Atombombe? In diesem Film wird erstmals auf die Strategie Kommunikation gesetzt. Aber wie schafft man es überhaupt, mit einer Spezies zu kommunizieren, deren Kommunikationsmethoden keinerlei Gemeinsamkeiten mit denen des Menschen haben? Welchen Einfluss hat Sprache auf unser Denken und Denken auf unsere Sprache? Für Sprachwissenschaftler*innen sicherlich ein Genuss. Aber auch für alle anderen, die einen ruhigen, langsam erzählten Film mit einer originellen Geschichte, wunderschönen Bildern, einem außergewöhnlichen Soundtrack und tollem Schauspiel sehen möchten. Der Film ist aktuell verfügbar im Abo von Amazon Prime.

Mein Lieblingsregisseur ist aktuell Christopher Nolan. Er schafft es meiner Meinung nach immer wieder, Blockbuster zu erschaffen, die sich nicht vollständig nach Recycling anfühlen, sondern bringt originelle Ideen und fesselnde Figuren mit rein: Zwei Eigenschaften, die dem aktuellen Blockbuster-Kino meiner Meinung nach größtenteils leider fehlen. Hierbei war es für mich total schwierig, nur einen Film herauszupicken: Memento (2000), die Dark-Knight-Trilogie (2005-2012) und The Prestige (2006) sind allesamt Filme, die man sich unbedingt mal anschauen sollte. Mit Inception (2010) hat er einen Film erschaffen, der mich jedes einzelne Mal immer wieder vom Hocker haut, wenn ich ihn sehe. In diesem Film bekommt man den optimalen Mix aus brillant inszeniertem Actionfilm, emotionalem Drama, zum Nachdenken anregendem Science-Fiction-Film und spannendem Heist-Film mit einem Hauch von James Bond.

Interstellar (2014) ist aber der Film, der wohl den größten Einfluss auf mich hatte. Er spielt in einer nahen Zukunft, in der die Erde nicht mehr bewohnbar ist, weswegen sich der ehemalige Astronaut Cooper (Matthew McConaughey) noch einmal ins Weltall begibt, um eine neue Heimat für die Menschen zu finden. Interstellar hat damals meinen Horizont erweitert, mir die Augen dahingehend geöffnet, wie gigantomanisch unser Universum eigentlich ist und wie beschränkt wir doch eigentlich denken, wenn wir in Landesgrenzen, verschiedenen Völkern oder Ethnien denken. Dass der Film keine allzu komplexe Handlung und auch nicht die philosophische Tragweite von Filmen wie beispielsweise 2001 – Odyssee im Weltraum (1968) hat (mit dem er leider oft verglichen wird) ist mir egal. Denn ich hatte nie das Gefühl, dass der Film überhaupt versucht, auf diese Schiene zu gehen. Er schafft es meiner Meinung nach, die Dimensionen unseres Universums und die Relativität der Zeit (zwei Dinge, über die die meisten Leute Bescheid wissen, aber über die man sich dennoch nie so wirklich Gedanken macht) in eine gefühlvoll erzählte Handlung einzuflechten. Zudem zeigt Nolan in Interstellar Mut, wenn es darum geht, all die Konzepte, die ihm vom Astrophysiker und Nobelpreisträger Kip Thorne vermittelt wurden, weiterzudenken. Falls ihr also auf einem anderen Planeten lebt (höhö) und diesen Film daher tatsächlich noch nicht gesehen habt, dann solltet ihr das schleunigst nachholen. Den Film, sowie alle anderen aufgezählten Nolan-Filme bis auf Inception, gibt es momentan auf Netflix, Inception wiederum auf Sky.

Leider ist der Maler, Handwerker, Musiker, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur David Lynch nie so richtig im Mainstream angekommen. Am nächsten kam er damit vielleicht mit der Serie Twin Peaks, die das Fernsehen nach ihren ersten beiden Staffeln 1990-1992 stark beeinflusst hat. Wirklich überraschend ist dieser Umstand aber nicht, wenn man bedenkt, was für Filme er so gemacht hat. Die surrealen, kafkaesken Albtraum-Spektakel, die er mit Eraserhead (1977), Blue Velvet (1986), Lost Highway (1997) oder Inland Empire (2006) auf die Leinwand gebracht hat, sind wahrlich außergewöhnliche und teils verstörende Werke. Während die meisten Leute, die Lynch kennen und mögen, Eraserhead oder Blue Velvet als seinen besten Film betiteln, ist das für mich Mulholland Drive (2001). Erzählt wird hierbei die Geschichte einer jungen Schauspielerin, die voller Hoffnungen und Träume nach Hollywood geht und dabei auf eine Frau trifft, die gerade in einen Autounfall verwickelt war und sich an nichts mehr erinnert. Von da an entfaltet sich eine Handlung, die nicht so einfach zu beschreiben ist. Es geht wie so oft bei Lynch um (Alb-)Träume, um die Suche nach der eigenen Identität und um das bunte und ach so schöne Hollywood. Mulholland Drive bietet einen Mix aus spannenden, verwirrenden und absurden Momenten und eine Kumulation vieler Elemente, die Lynch-typisch sind. Wie es der Zufall will, gibt es den Film neuerdings im Abo von Amazon Prime. Wer mehr von David Lynch sehen möchte, dem seien auch seine aktuell täglich auf YouTube erscheinenden Wetterberichte ans Herz gelegt.

Der nächste Film auf meiner Liste ist The Wolf of Wall Street (2013) von Martin Scorsese. Scorsese hat einige Meilensteine der Filmgeschichte geschaffen und verfügt über eine umfangreiche und breite Filmografie voller geschichtsträchtiger Werke (z.B. Taxi Driver (1976), Raging Bull (1980), The King of Comedy (1982) oder Goodfellas (1990)) und dennoch ist The Wolf of Wall Street mein Lieblingsfilm von ihm und einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Warum? Wieso ausgerechnet DIESER Film? So genau kann ich das nicht sagen. Vielleicht ist es die unglaubliche und wahnsinnige Performance von Leonardo DiCaprio. Vielleicht ist es der Humor, der überhaupt nicht erzwungen oder gar beabsichtigt wirkt, sondern sich perfekt in die Szenerie eingliedert. Vielleicht sind es die motivierenden Reden, in denen die Hauptfigur seine Angestellten immer wieder dazu motiviert, noch reicher zu werden. Vielleicht ist es der völlig übertriebene Exzess, der in diesem Film schonungslos gezeigt wird und die Finanzwelt charakterisiert. Vielleicht sind es aber auch einfach nur die 569 Fucks, die in diesem Film in allen Variationen vorkommen und sich gar nicht wie 569 Fucks anfühlen. Auch The Wolf of Wall Street ist momentan auf Amazon Prime zu finden.

Wenn ich mit meinem unoriginellen Filmgeschmack schon dabei bin, einen bekannten Regisseur nach dem anderen abzuarbeiten, dann darf natürlich auch Quentin Tarantino nicht fehlen. All seine Filme sind größtenteils sehr sehenswert, hiervon gehören Inglourious Basterds (2009) und vor allem Pulp Fiction (1994) zu meinen Lieblingsfilmen. So viel Neues lässt sich zu dem Kult-Klassiker wohl nicht erzählen. Also ich könnte stundenlang dabei zusehen wie sich Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) über die Drogenpolitik in den Niederlanden unterhalten, falsche Bibelverse zitieren und über die Signifikanz einer Fuß-Massage philosophieren. Achja, und da sind ja noch Mia Wallace (Uma Thurman) und ihre Pilotfolge zu „Fox Force Five“ und Butch Coolidge (Bruce Willis) und seine goldene Uhr, die jahrelang in den Innereien mehrerer Personen versteckt wurde. Und was ist eigentlich in dem Koffer? Pulp Fiction gibt es momentan nur bei Sky Ticket und Sky Go oder an vielen anderen Orten zum Leihen oder Kaufen.

Das Beste kommt zum Schluss. Der Film, den ich immer nenne, wenn ich nach meinem Lieblingsfilm gefragt werde, ist Zurück in die Zukunft (1985) (bzw. die gesamte Trilogie, wobei der dritte Teil nicht genau so gut ist wie die ersten beiden, aber dennoch sehr sehenswert). Julietta hat die Reihe zu meiner Freude bereits in ihrem Beitrag gewürdigt. Darin geht es um den Teenager Marty McFly (Michael J. Fox) und seinen Kumpel Doc Brown (Christopher Lloyd), einem verrückten Wissenschaftler, der eine Zeitmaschine aus einem DeLorean gemacht hat. Marty reist aus Versehen aus 1985 ins Jahr 1955 und muss irgendwie zusehen, dass er es zurück in die Zukunft schafft, denn so einfach gestaltet sich die Reise zurück nicht. Dieser Film bietet die optimale Mischung aus außergewöhnlicher Handlung, interessanten Figuren und ganz viel Charme. Im ersten Film geht es viel um die Frage, wer eigentlich unsere Eltern sind. Die allermeisten haben zwar das Privileg von ihren Eltern großgezogen zu werden, aber wer sind diese Menschen eigentlich so genau, die mich dazu auffordern mein Zimmer aufzuräumen? Im zweiten Teil wird eine Vorhersage fürs Jahr 2015 getroffen, die zwar nicht ganz so eingetreten ist (das Faxgerät ist mittlerweile tot, die Mode nicht ganz so abgefahren und eine so schnell arbeitende Justiz gibt es auch nicht), aber manche Dinge wie der Videochat und Hoverboards (auch wenn die eigentlich nichts mit den Hoverboards aus Zurück in die Zukunft zu tun haben) haben sich tatsächlich durchgesetzt. Die Filmreihe ist sicherlich nichts für Logik-Puristen, da Zeitreisen nun einmal gewisse Logikfehler mit sich bringen. Gute Zeitreise-Werke zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst Regeln und Grenzen setzen und genau das wird meiner Meinung nach in der Zurück in die Zukunft-Reihe zu Genüge getan. Die komplette Trilogie ist momentan im Abo auf Amazon Prime verfügbar.

Ich bin grundsätzlich auch ein großer Fan von alten Klassikern und da die meisten bisher genannten Filme ziemlich jung und bekannt sind, wollte ich deswegen an dieser Stelle noch kurz einige nennen.

Zum einen wären da der bereits von Lukas erwähnte Das Fenster zum Hof (1954) sowie Bei Anruf Mord (1954), Vertigo (1958) und Psycho (1960) von Alfred Hitchcock. Alle vier Filme sind sehr spannende Thriller, wenn auch vergleichsweise langsam erzählt und mit anderem Schauspiel, als man es heutzutage gewohnt ist. Dennoch hatten alle Filme einen großen Einfluss auf Film und Fernsehen, gerade letzterer, der quasi die Mutter aller Splatter-Filme ist und von dem eine bestimmte Szene und die Musik schon tausendfach in anderen Werken zitiert wurden. Viele kennen die berühmte Szene von Marilyn Monroe, in der ihr Kleid hochgeblasen wird. Doch kaum jemand wird wahrscheinlich sagen können, woher diese Szene eigentlich kommt. Die Antwort: Aus dem Film Das verflixte 7. Jahr (1955) von Billy Wilder. Dieser Billy Wilder hat noch viele andere (deutlich bessere) Filme gemacht, von denen ich die Film-Noir-Thriller Frau ohne Gewissen (1944) und Sunset Boulevard (1950) sehr empfehlen kann.

Wer mal einen schönen Weihnachtsfilm sehen möchte, der nicht jedes Jahr immer und immer wieder im Fernsehen läuft, dem sei Ist das Leben nicht schön? (1946) ans Herz gelegt. Für die Musical-Fans kann ich zu guter Letzt mit Singin‘ in the Rain (1952) eine spaßige Empfehlung aussprechen, in der es um den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm geht.

01.07.2020

Lukas' Lieblingsfilme

Hallo zusammen! Ich bin Lukas und obwohl ich mich letztes Jahr mit einem Master aus den Fängen der RWTH befreit habe, bin ich irgendwie im Filmstudio kleben geblieben. Nach zwei Jahren als zweiter Vorsitzender arbeite ich heute im Verein vor allem als Grafiker. Außerdem bin ich der Hauptschuldige für unser letztes Filmstudio-Filmprojekt: Programmkonferenz. Ansonsten sammle ich leidenschaftlich Filme und darf, dank der über 400 DVDs im Regal, nun auch meine Lieblingsfilme und Filmempfehlungen vorstellen.

The Big Lebowski (1998)
Wer mich kennt, wird es schon erwartet haben: Der Dude ist und bleibt die Nummer eins. Auch ich beginne damit meine Liste mit einem Film der Coen-Brüder, irgendwas machen die Jungs wohl richtig.

Eigentlich will der Alt-Hippie Jeffrey „Dude“ Lebowksi nur sein Leben zwischen Bowling und White Russian genießen, als er mit seinem reichen Namensvetter verwechselt und so in ein Abenteuer voller skurriler Persönlichkeiten und Situationen geworfen wird. Neben einem tollen Cast (John Goodman, Steve Buscemi, Philip Seymour Hoffman, Sam Elliott) glänzt der Film durch seine großartigen Dialoge. So hat auch das ein oder andere Zitat schon Einzug in meine Sprache gefunden.
Leider zurzeit bei keinem der großen Streaming-Dienste vorhanden, aber eigentlich sollte ein guter Haushalt sowieso jederzeit auf diesen Film als DVD oder BluRay zurückgreifen können. Es handelt sich bei dem Film nämlich schon lange um keinen Geheimtipp mehr, sondern um einen Kult-Klassiker mit eigenem Festival und sogar einer eigenen Religion, dem Dudeismus. Die religiöse Verehrung scheint mir dann doch etwas übertrieben, dennoch genieße ich immer wieder gerne dieses filmische Meisterwerk – stilecht natürlich im Morgenmantel und mit einem Glas White Russian (3-4 Einswürfel, Wodka bis zur Eiskante, ein guter Schuss Kahlúa und mit Milch oder Sahne auffüllen).

Kentucky Fried Movie (1977)
Dieser Film steht hier stellvertretend für eine ganze Reihe Filme, die alle auf einen oder eher drei Namen zurückzuführen sind: ZAZ. ZAZ steht dabei für Jim Abrahams und die Brüder David und Jerry Zucker, drei Filmemacher, die mit ihren Parodien meinen Filmgeschmack geprägt haben, wie kaum andere. Kentucky Fried Movie ist dabei ihr Erstlingswerk, damals mit dem noch unbekannten John Landis (der in den folgenden Jahren Regie bei Animal House (1978) und Blues Brothers (1980) führte) und einem Budget von nur $600.000. Herausgekommen ist eine Sammlung von Sketchen und Parodien auf Filme, Fernsehen und alles dazwischen. Und obwohl der Film über 40 Jahre alt ist, findet man kaum andere Filme, die so durchgeknallt und gleichzeitig so witzig sind, wie dieses Machwerk.

Leider lässt sich auch diese Filmperle nicht auf den gängigen Portalen streamen. Wer sich dennoch einen Eindruck von ZAZ verschaffen will: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980) – für einige der beste Parodie-Film aller Zeiten – ist auf Netflix zu finden. Eine Abrechnung mit den Katastrophenfilmen jener Zeit und Karrierestart für Leslie Nielsen, vielen sicher bekannt als Frank Drebin.

Und auch eben Die Nackte Kanone-Trilogie findet ihre Wurzeln bei ZAZ, den ersten Film machten die drei noch zusammen, David Zucker ist für Teil 2 1/2 und 33 1/3 verantwortlich. Und wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auch gleich Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (1986) ansehen, für mich ein echter Geheimtipp: Sam Stones (Danny DeVito) Frau wird entführt – er wollte sie aber sowieso loswerden. Das wiederum will seine Frau (Bette Midler) dann doch nicht auf sich sitzen lassen.

Top Secret! macht dann die ZAZ-Werke komplett, eine Spionage-Parodie mit Val Kilmer. Mein Highlight in diesem Film: Eine Szene wurde komplett rückwärts gefilmt, vorwärts abgespielt und die somit unverständliche Tonspur wird als schwedisch ausgewiesen und untertitelt.

Und wer jetzt immer noch nicht genug hat - Jim Abrahams ist auch für die beiden Hot Shots!-Filme verantwortlich, in denen Charlie Sheen erst als Kampfflieger à la Top Gun auftritt und sich im zweiten Teil schließlich in Rambo-Manie durch den Dschungel kämpft. Diese beiden sind zum Glück auch wieder bei Netflix zu finden.

Dogma (1999)
Lust auf einen religiösen Film der etwas anderen Art? Dann ist vielleicht Dogma von Kevin Smith genau das Richtige. Die beiden Engel Loki (Matt Damon) und Bartleby (Ben Affleck) sind von Gott aus dem Himmel geworfen worden und suchen nun einen Weg zurück. Ihre Rückkehr würde aber den Ratschluss Gottes widerlegen und alle Existenz auslöschen. Also wird Bethany (Linda Fiorentino) vom Metatron (Alan Rickman) beauftragt die Engel aufzuhalten. Ihr zur Seite stehen der 13. Apostel (Chris Rock), eine Muse (Selma Hayek) und das Kiffer-Duo Jay und Silent Bob (die man vielleicht schon aus anderen Kevin Smith-Filmen wie Clerks (1994) oder Mallrats (1995) kennt).

Der Film ist manchmal vielleicht etwas derb, insgesamt aber sehr unterhaltsam und regt so manche*n vielleicht auch zum Nachdenken über Gott und die Welt an. Leider ist der Film zurzeit nur schlecht zu bekommen, aber wenn ihr die Chance habt, lasst ihn euch nicht entgehen.

Wayne‘s World (1992)
Wayne’s World gehört zu den Filmen, die meine Geschwister und ich mit meinem Vater gucken durften, wenn meine Mutter nicht da war – ihr waren die Filme zu albern. Wir waren damals von den Filmen begeistert und mein Bruder und ich zitierten zu jeder Gelegenheit Filme wie Hot Shots!, Spaceballs oder eben Wayne‘s World. Mike Myers werden viele aus den Austin Powers-Filmen kennen, angefangen hat er aber als Wayne Campbell auf SNL, wo er zusammen mit seinem besten Kumpel Garth Algar (Dana Carvey) eine Fernsehsendung auf dem offenen Kanal aus seinem Kumpel produzierte. Aus dieser Reihe an Sketchen wurde schließlich ein Film, bekannt als Wayne‘s World. Ein schmieriger Produzent (Rob Lowe) entdeckt die beiden Chaoten und will sie groß rausbringen. Doch mit der Professionalisierung geht irgendwie das Herz der Sendung verloren und dann macht sich der Produzent auch noch an Waynes neue Flamme Cassandra (Tia Carrere) ran. Legendär wird für mich immer die Eröffnungssequenz bleiben, in der Wayne und seine Freunde im Auto lautstark Bohemian Rhapsody von Queen mitsingen (Mike Myers spielt übrigens im Film Bohemian Rhapsody den Produzenten, der diesem Song die Erfolgschancen abspricht).

Ein Film voller verrückter Ideen, alberner Gags und einem Gastauftritt von Alice Cooper – was will man mehr. Party On, Wayne!

Die Braut des Prinzen (1987)
Waren die Filme bisher eher durch meinen Vater inspiriert, ist Die Braut des Prinzen von Rob Reiner einer der Lieblingsfilme meiner Mutter und gehört seit Kindertagen auch zu meinen Lieblingsfilmen. Die schöne Buttercup (Robin Wright) soll gegen ihren Willen an den Prinzen Humperdinck (Chris Sarandon) verheiratet werden und wird dann auch noch von Vizzini (Wallace Shawn) und seinen Gefolgsleuten (Mandy Patinkin und André, the Giant) entführt, die mit ihrem Tod einen Krieg anzetteln wollen. Nun muss Buttercups totgeglaubte wahre Liebe Westley (Cary Elwes) alles daran setzen, sie zu retten.

Ein toller Abenteuerfilm, irgendwo zwischen Fantasy und Mantel-und-Degen, romantisch, lustig und an keiner Stelle langweilig. Leider wie schon Wayne’s World bei Amazon nur ausleihbar.

Das Fenster zum Hof (1954)
Für alle, denen meine bisherigen Lieblingsfilme zu albern waren, kommt jetzt endlich mal was Vernünftiges: Alfred HitchcocksDas Fenster zum Hof. Hitchcock gehört zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren und die Filme haben bis heute nichts an ihrer unglaublichen Atmosphäre und Spannung verloren. Meiner Meinung nach einer seiner besten Filme ist der Thriller Das Fenster zum Hof. Der Fotograf L.B. Jefferies (James Stewart) ist wegen einer Fußverletzung an den Rollstuhl gefesselt und beginnt, durch das namensgebende Fenster aus seinem Appartement seinen Nachbarn zu beobachten. Nach einiger Zeit ist er davon überzeugt, dass dieser einen Mord begangen hat. Der Film ist zurzeit in Sky Ticket enthalten.

Leider sind viele der Filme, die ich vorgestellt habe, nicht auf den gängigen Streaming-Plattformen zu finden, deshalb hier noch ein paar schnelle Film-Tipps: Natural Born Killers (1994, Amazon Prime), Bang Boom Bang (1999, Netflix), Gefährliche Brandung (1991, Netflix), Schule (2000, Netflix) und OSS 117 - Der Spion, der sich liebte (2006, Amazon Prime).

24.06.2020

Ricas Lieblingsfilme

Grüße gehen an alle, die ihre Snacks so laut essen, dass sie den Film nicht mehr hören können, und die Leute, die einschlafen, bevor der Film vorbei ist. Ich gehöre leider auch dazu…

Noch mehr zu mir: ich bin Rica, weiteres Vorstandsmitglied und gehöre zu den wenigen FHler*innen im Filmstudio. Vielleicht bin ich auch nur Mitglied, da man so schlecht auf den Aulastühlen einschlafen kann und ich Snacks zu vergünstigten Preisen bekomme.

Bei meinen Lieblingsfilmen habe ich doch eher zu denen gegriffen, die mich zum Teil seit meiner Kindheit begleiten oder da auch gut reingepasst hätten. Also entweder sehr bunt und musikalisch oder grau.

Einer meiner Lieblingsfilme ist Die fabelhafte Welt der Amelie. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich ihn das erste Mal gesehen habe, wahrscheinlich nachdem meine große Schwester das Filmplakat in ihrem Zimmer aufgehangen hatte. Ich war auf jeden Fall direkt Fan, da ich an sich schon sehr gerne französische Filme schaue. Was wohl am meisten hängen geblieben ist, ist einfach die Musik von Yann Tiersen. Alles, aber am meisten doch noch „Comptine d’un autre été, l’après-midi“ und „La Valse d’Amelie“, da ich sie bis heute gerne auf dem Klavier spiele. Fun Fact: Vor ein paar Jahren war ich auch mal in dem Café in Paris. Essen war ok, die Toilette leider nicht so. Aber der Fotoautomat in der Nähe vom Gemüseladen ist top und ich besuche ihn immer wieder gerne. Den Film gibt es hin und wieder bei Mubi, falls man Pech hat sonst auch für ‘n Schnapper bei Amazon Prime. Wer sonst ganz nett fragt und Snacks hat, kann sich auch gerne bei mir die DVD ausleihen.

Ich weiß nicht, wie oft ich den folgenden Film schon gesehen habe, aber ich werde mich wohl nie daran satt sehen, da es immer irgendwelche neuen Details gibt, die man beim letzten Mal nicht entdeckt hatte. Es geht um A Series of Unfortunate Events. Aber nicht die Netflixserie, sondern den Film von 2004 mit Jim Carrey. Basierend auf einer Buchreihe wurden dazu ein paar Ereignisse (Events, höhö) der Bücher rausgepickt und in einen Film verwandelt, mit Jude Law als Erzähler. Da ist die Netflixserie zwar um einiges umfangreicher – kann ich auch empfehlen – aber für mich ist die wiederum doch etwas zu bunt. Macht euch am besten euer eigenes Bild dazu, da sogar beide aktuell bei Netflix verfügbar sind.

Ein Film, der in meiner Kindheit schon sehr präsent war, war Der Zauberer von Oz. Ich fand den Film so toll, dass ich mich irgendwann an Karneval als Dorothy verkleidet hab‘. Kannte nur leider keiner. Zudem sind meine selbst aufgeklebten roten Steinchen auf meinen Schuhen immer abgefallen. Film gibt’s zum Ausleihen bei Amazon Prime oder bei mir. Einfach nur die Yellow Brick Road bis zum Ende entlanglaufen.

Wie Emily bin ich großer Tim Burton-Fan, darf dementsprechend hier auch nicht fehlen. Ich habe mich für Frankenweenie entschieden, ein weiterer Stop-Motion-Film, der zudem noch schwarzweiß ist. Im Film geht es darum, dass Victors Hund stirbt und den Rest kann man sich vielleicht schon vom Titel zusammenreimen. Der Film bringt mich jedes Mal zum Weinen, ob damals mit 13 oder heute mit 21. Gleiches Prinzip wie oben, leider aktuell nur ausleihbar.

Bunt und musikalisch passt wohl auch sehr gut zu La La Land. Ich mag einfach irgendwie alles an ihm. Emma Stone, Ryan Gosling, die Farben, die Cinematographie (analog gedreht), aber vor allem das dynamische Duo Damien Chazelle & Justin Hurwitz. Gemeinsam haben sie auch zusammen an Filmen wie Whiplash oder Guy and Madeline on a Park Bench zusammengearbeitet. Richtig, richtig gute Soundtracks. Richtig gut.

Ein Film, den es an sich schon ein paar Jahre gibt, aber erst im letzten Jahr zu einem meiner Lieblingsfilmen geworden ist, ist Her. Mal wieder wegen der Farben und des Soundtracks. Wer Joaquin Phoenix nur aus Joker kennt, sollte sich diesen Film auch anschauen, selbst wenn es vielleicht nicht direkt ins gleiche Genre passt. Ich finde es immer spannend, wie Schauspieler es hinbekommen, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Zudem ist die Handlung meiner Meinung nach in gewisser Weise auch ein aktuelles Thema, aber nicht so präsent…

Wer schon fast beim Lesen eingeschlafen ist, dem oder der kann ich nur Welt am Draht empfehlen. An sich geht der Zweiteiler 3 ½ Stunden, aber alle paar Minuten kommen abgespacete Geräusche, wodurch das Einschlafen sehr erschwert wird. Diese 70er-Jahre-WDR-Produktion von Rainer Werner Fassbinder sollte man sich so oder so mal anschauen, da Michael Ballhaus’ Kameraführung einfach toll ist. Der Einsatz von Farben – in diesem Fall sehr stark orange und blau – ist einfach schmackhaft für‘s Auge und die ganzen Spiegelungen lassen einen selbst in eine andere Welt tauchen. Ich möchte nicht so viel über den Inhalt erzählen, aber wer gerne Dystopien schaut, ist hier gut aufgehoben.

Ein Genre, welches ich sehr, sehr gerne schaue, sind Dokumentationen. Da muss ich aber leider zugeben, dass ich explizit keine Lieblingsdoku habe, meistens sind es aber Kunstdokus. Meistens auch auf ARTE. Aktuell versuche ich auch alle ARTE-YouTube-Kanäle durchzuschauen, was gar nicht so einfach ist, da es zu viele gibt und die ständig neue Dokus und Reportagen hochladen. Passend dazu kann ich euch auch die unterschiedlichen funk-Formate (z.B. Y-Kollektiv, STRG_F usw.) nur ans Herz legen, welche auch spannende Reportagen zu aktuellen Themen hochladen. Aber es ist ziemlich cool, zwischen Kunst, Kultur und Corona auch mal eine Doku über Pilze zu schauen.

Zum Abschluss gibt es keine weitere Filmempfehlung, die alle anderen in den Schatten stellt, sondern eine Snackempfehlung. Gesalzene Chips gehen immer, aber was noch viel besser ist, ist gesalzenes Popcorn mit Käsesoße.


17.06.2020

Juliettas Lieblingsfilme

Willkommen zu dieser Ausgabe von „Filmstudio Lieblingsfilme“ und meinem Blogeintrag. Mein Name ist Julietta und bin heute euer Filmstudio-Blog-Guide.

Wer ich im Filmstudio bin? Falls ihr bei High School Musical diejenige gesehen habt, die im HSM-Bademantel vorne die Ansage gemacht hat oder bei Frozen 2 hinten lautstark mitgesungen/gegrölt hat – das war ich. Wenn nicht, habt ihr auch nichts verpasst. Immerhin habt ihr jetzt einen ganzen Text, um mich filmisch etwas kennen zu lernen.

Ich finde „Lieblingsfilme“ immer etwas schwer, da sich das andauernd ändert oder ich welche vergesse. Deshalb sind hier hauptsächlich Filme, die im letzten Jahr meine Lieblinge waren.

Da ich Frozen 2 bereits erwähnt habe, fange ich einfach damit an. Dieser Film gehört allein schon auf die Liste, da ich ihn Anfang des Jahres so oft gesehen habe. Ja, die Storyline ist ein bisschen seltsam und die Songs sind beim ersten Mal keine „Let it Go“-Ohrwürmer (wofür manch eine*r vielleicht auch dankbar ist), dennoch gefällt mir der Zweite besser als der Erste. Die detailreiche Animation erschafft einige sehr schöne Bilder und Motive. Wenn wir uns weniger auf Elsa konzentrieren und stattdessen auf Olafs Probleme, sich zunehmend seiner Umgebung bewusst zu werden, und der Illusion, dass Erwachsene doch die Antwort auf alles haben und später alles einen Sinn ergibt, ist das Ganze schon viel sehenswerter. Einen größeren Fokus verdient auch die Charakterentwicklung von Anna: Wie sie zeitweise mit dem Tod geliebter… (no spoilers) umgeht, ist ein ungewöhnlich dunkler Moment für Disney. Letztendlich bleibt es aber ein Disney-Film, samt Happy End und guter Laune. Aber das kann man zurzeit ja auch mal gebrauchen. Mein Lieblingssong: Lost in the Woods.

Wo wir schon bei Stimmungsmachern sind: Wenn ihr mich genau jetzt fragen würdet, „Was ist dein Lieblingsfilm?“, würde ich definitiv sagen A Million Ways to Die in the West, auch wenn ich nicht weiß, wann sich das wieder ändert. Diese Komödie von und mit Seth MacFarlane zeigt auf sehr witzige Weise, dass diese oft romantisierte Zeit der Cowboys und des Abenteuers eigentlich ziemlich zu beschissen war, um wirklich dort zu leben zu wollen.

Ein überraschend prominenter Cast, unter anderen Charlize Theron, Liam Neeson und Neil Patrick Harris, die eine herrliche amüsante Performance abgeben. Scheinbar haben die damals all ihren anderen prominenten Freunden von dem Projekt vorgeschwärmt, denn es gibt mehrere kurze Cameo-Auftritte, mit denen die Filmemacher*innen ursprünglich selbst nicht geplant hatten. Ewan McGregor beispielsweise habe ich beim ersten Mal gar nicht erkannt. Nicht zu übersehen und verkennen ist jedoch Christopher Lloyd, welcher sich als Doc Brown mit dem Original-DeLorean aus Zurück in die Zukunft die Ehre gibt.

Wem dieser Humor gefällt, kann ich auch nur Seth MacFarlanes Sci-Fi-Serie The Orville empfehlen, definitiv ein großer Favorit meinerseits. Beschreiben würde ich sie mit: Star Trek als Sitcom. Neben Kauf- und Leihmöglichkeiten ist neuerdings sowohl Film als auch Serie in Amazon Prime mitinbegriffen.

Der nächste Film auf dieser Liste ist Once Upon a Time in Hollywood. Der neuste Film von Quentin Tarantino wurde von vielen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Der Film sei so lang, zu viele Szenen trügen gar nicht zum Plot bei, doch genau das ist es, was mir so gefallen hat. Für mich ging es nicht darum, möglichst schnell zu den Manson-Morden zu kommen, sondern die Geschichte dieser beiden Männer und ihrer Zeit – dem „Golden Age of Hollywood“ – zu erzählen sowie dessen Ende. Der Film transportiert ein unglaubliches Gefühl für diese Zeit und, vor dem Hintergrund, dass all dem eine wahre Geschichte zugrunde liegt, auch eine große Schwere. Umstritten aber spannend hat Tarantino die Geschichte abgeändert und fiktionale Charaktere eingebracht. Als letztendlich das große Finale kam mit den gewohnt brutalen Einstellungen, konnte ich in meinem Kinosessel nur daran denken, dass die realen Morde nochmal ein ganz anderes Level an Verstörung und sinnloser Gewalt erreicht haben müssen. Den Film kann man aktuell nur bei Amazon, iTunes, etc. kaufen oder auf SkyTicket sehen.

Ohne zu lange auszuschweifen, möchte ich euch jetzt noch ein paar Highlights empfehlen, die ihr vermutlich schon kennt, aber man immer wieder sehen kann, wie The Truman Show (in Amazon Prime enthalten) oder Catch me if you can (Netflix).

Back to the Future (Amazon Prime, Joyn+) habe ich vorhin schon Mal im Zusammenhang mit A Million Ways to Die in the West erwähnt. Die Filmreihe verdient allerdings auch noch ihre ganz eigene Erwähnung und wärmste Empfehlung. Genauso warm empfehle ich The Grand Budapest Hotel (Joyn+, SkyTicket, Maxdome). Ein Film voller schöner Bilder, der als Hotelkulisse das imposante, zurzeit leerstehende Kaufhaus in Görlitz nutzt. Görlitz, auch „Görliwood“ genannt, ist ein nettes kleines Städtchen in Ostdeutschland, welches oft als Vorkriegskulisse dient. So wurden dort beispielsweise Szenen aus Inglourious Basterds oder Werk ohne Autor gedreht. Falls ihr also noch Film-Fun-Facts gebraucht habt oder Ideen für einen Deutschlandstädtetrip, seid ihr jetzt auch bedient.

Viel Spaß beim Schauen.

10.06.2020

Michis Lieblingsfilme

Hallo liebe Surfer*innen des weltweiten Webs! Mein Name ist Michi, ich studiere seit ich denken kann Informatik an der RWTH und bin momentan 1. Geschäftsführer vom Filmstudio an der RWTH e.V.
Meine Hobbys sind Schwimmen, Reiten, Fahrrad Fahren. Achso, und ich gucke gerne Filme zu studierendenfreundlichen Preisen, also drei Euro pro Film, wobei ich als Mitglied natürlich den Familien- und Freunderabatt von drei Euro Ermäßigung erhalte (*hust* kommt ins Filmstudio). Als Geschäftsführer kommen Leute normalerweise nur zu mir, wenn sie Geld haben wollen, aber ich wurde gebeten, meine Lieblingsfilme in einem Blogpost zu verschriftlichen, und da Meinungsäußerungen immer am meisten Spaß machen, wenn keiner drauf antworten kann, hier also eine Liste mit sechs sehr guten Filmen, die ich euch mal ein bisschen näherbringen wollte.

Dr. Strangelove (1964)
Fangen wir an mit dem obligatorischen Kubrick-Film, der auf einer Best-Of-Filmeliste von Pseudo-Filmsnobs wie mir nicht fehlen darf. Ich hab‘ mich nach etwas Hin und Her zwischen Full Metal Jacket und Dr. Strangelove für Dr. Strangelove entschieden, weil der Film meiner Meinung nach von allen Kubrick-Filmen den Nagel thematisch am besten auf den Kopf trifft. Außerdem schaue ich gerne Komödien, was sonst aus meiner Liste vielleicht nicht so ersichtlich wäre, und was wäre eine Best-Of-Liste ohne George C. Scott?

In diesem Film aus dem Jahr, in welchem meine Mutter geboren wurde, gibt ein einzelner US-Armee-General und enthusiastischer Verschwörungstheoretiker den Befehl, eine Atombombe über der Sowjetunion abzuwerfen. Von da an liegt es an dem britischen Offizier Mandrake (Peter Sellers), den General zu überreden, den Befehl zum Angriff zurückzunehmen, und an President Muffley (ebenfalls Peter Sellers) und General Turgidson (George C. Scott), den politischen Status Quo mit Moskau zu wahren.

Während nachfolgende Kubrick-Werke sich einem Thema immer eher explorativ annehmen und sich dabei für meinen Geschmack vielleicht ein klein wenig zu sehr in visuellem Perfektionismus verlieren, ist Dr. Strangelove prägnant und konsistent in Aussage und Darstellung und dabei noch außerordentlich unterhaltsam. Das Zitat ‚Gentlemen, you can‘t fight in here. This is the War Room!‘ und die Szene, in der Peter Sellers einen US-Marine wegen Kleingeld anpumpen muss, um über ein Münztelefon die thermonukleare Apokalypse zu verhindern, sind wohl die besten Sinnbilder für Außenpolitik aller Zeiten. In einer Zeit, in der die allgegenwärtige Angst vor nuklearer Vernichtung die Realität bestimmt, legt Regisseur Stanley Kubrick humorvoll dar, warum der Mensch vielleicht nicht die Spezies sein sollte, welche die Zerstörungscodes für alles Leben auf der Erde haben sollte.

Robocop (1987)
Von Peter Sellers zu Peter Weller. Gründe, Paul Verhoevens Robocop in seine Best-Of-Liste aufzunehmen, gibt es zuhauf. Sei es die unterhaltsame und überzogene Action des späten 80er-Jahre US-Films (welche mittels vieler cleveren praktischen Spezialeffekte umgesetzt wurde), der sarkastische Humor (welch kaum ein Regisseur meiner Meinung nach beherrscht wie Verhoeven) oder die Zitierbarkeit praktisch jeder einzelnen Dialogzeile. Für mich persönlich ist es die Tatsache, dass Robocop ein perfekter Film ist, da er genau das erreicht, was er zu erreichen versucht.

Die Handlung passt dabei auf einen Bierdeckel. In einem von Verbrechen überquillenden Detroit irgendwann in der Zukunft macht ein privates Unternehmen aus dem in Teile geschossenen Officer Murphy einen kybernetischen Super-Polizisten. Das war‘s eigentlich.

Viel wichtiger als der Handlungsrahmen sind dabei aber die Details in der Umsetzung. Jeder Charakter ist zwar hoffnungslos überspitzt – vom irrsinnig rücksichtslosen Gangsterboss Clarence Boddicker (Kurtwood Smith) bis zur gnadenlos robotischen Darstellung von Peter Weller als Robocop – funktioniert aber perfekt in Verhoevens Action-Sci-Fi-Klassiker/Kapitalismus-Kritik/existenziellem Drama darüber, was es bedeutet, menschlich zu sein. I‘d buy that for a dollar!

Chihiros Reise ins Zauberland (2001)
Von einem perfekten Film zum nächsten. Wie bei den meisten der Studio-Ghibli-Filme konnte ich mitChihiros Reise ins Zauberland als Kind nie viel anfangen. Da waren mir Pixar-Filme irgendwie immer lieber und, obwohl die meisten Pixar-Werke meiner Meinung nach durchaus vielschichtig und außerordentlich gut gemacht sind, kann ich heute den mit Metaphern gespickten, liebevoll 2D-animierten Produktionen aus dem Hause Ghibli weit mehr abgewinnen.

Ich hab‘ tatsächlich keine gute Vorstellung darüber, wie bekannt Chihiros Reise ins Zauberland ist, aber ausgehend von meinem Freundeskreis haben die Meisten den Film wohl irgendwann mal zumindest teilweise gesehen. Außerdem möchte ich auch gar nicht viel von der Handlung verraten, wobei die auch nicht so ausschlaggebend ist, da das Hauptthema des Films eigentlich das Erwachsenwerden an sich ist. Dabei vermittelt der deutsche Titel – im Vergleich zum englischen Spirited Away – einen ganz guten Eindruck, was in dem Film so passieren könnte.

Chihiros Reise ins Zauberland kommt im Vergleich zu anderen Ghibli-Filmen wie Prinzessin Mononoke oder Howl‘s Moving Castle ein bisschen wenig dramatisiert und stattdessen ein bisschen reflektierter daher. Mir gefällt der kreative Rahmen, den das Badehaus für Geister und Götter bietet, sehr gut und jeder Charakter funktioniert ausgezeichnet als Sinnbild für jeweils andere Aspekte bezogen auf das Arbeiten in einer Firmenumgebung. Ich hab‘ dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, einfach ein Meisterwerk.

Drive (2011)
Für die letzten fünf Jahre, wenn ich nach meinem Lieblingsfilm gefragt wurde, habe ich standardmäßig geantwortet: „Momentan würde ich sagen Drive“. Sicherlich gibt es „bessere“ Filme, wahrscheinlich sogar auf der Liste, aber Drive fühlt sich an, wie für mich gemacht.

Ein schweigsamer Stunt- und Fluchtwagenfahrer (Ryan Gosling) freundet sich mit seiner Nachbarin, einer jungen Mutter (Carey Mulligan), an. Als ihr Ehemann (Oscar Isaac) aus dem Gefängnis nach Hause kommt, hilft der Fahrer ihm, eine offene Rechnung zu begleichen.

Neben den bereits genannten Schauspielern sind außerdem noch Bryan Cranston, Albert Brooks und Ron Perlman vertreten, und alle liefern eine super Performance ab. Alle Actionszenen sind genau nach meinem Geschmack: Intensiv, mit klarer Motivation und interessant in Szene gesetzt. Drive beschäftigt sich mit einer Person, die, auf der Suche nach Bedeutung, moralisch zweifelhafte bis verwerfliche Dinge tut, und der Dekonstruktion klassischer Heldenvorstellungen. Auch durch den extrem guten Soundtrack ist Drive für mich immer wieder ein stylisches und unterhaltsames, aber auch emotionales und nachdenklich machendes Erlebnis. Für mich passt einfach alles sehr gut zusammen und ich kann den Film immer wieder gucken.

Starlet (2012)
Obwohl ich Starlet in Gänze erst einmal gesehen habe, war ich so angetan, dass ich den Film in meine Top-6 aufnehmen wollte. Und das nicht nur, um einen Hipster-Indie-Titel drin zu haben, den wahrscheinlich niemand kennt oder mag, sondern auch um mindestens einen Film dabei zu haben, dessen IMDb-Keywords „unsimulated sex“ enthalten.

Die betagte Witwe Sadie (Besedka Johnson) verkauft einige ihrer alten Gegenstände, darunter auch eine Thermoskanne, ohne zu wissen, dass darin eine große Summe Bargeld versteckt ist. Als die junge Pornodarstellerin Jane (Dree Hemingway) die Thermoskanne mit dem Geld entdeckt, kauft sie diese der nichts ahnenden Sadie ab. Da sich Jane jedoch schuldig fühlt, versucht sie der einsamen Dame im Gegenzug Gesellschaft zu leisten.

Wer mit Regisseur Sean Baker vertraut ist, kann sich vielleicht vorstellen, dass ich bisher kaum einen Film gesehen hab‘, der so unterhaltsam ist, ohne dass wirklich irgendwas darin passiert. Wir folgen einer jungen, naiven und einer alten, verbitterten Frau beim Bingo spielen und Einkaufen, gelegentlich sehen wir Jane und ihrer Mitbewohnerin beim Kiffen und philosophieren zu oder Mikey (James Ransone), Janes Vermieter, erzählt über seine großen Pläne in der Welt der erwachsenen Unterhaltungsbranche. Ich glaube, die Charaktere und was sie beschäftigt werden einfach authentisch und nachvollziehbar genug dargestellt, dass man für alle ein bisschen Verständnis aufbringen kann und ihnen das Beste wünscht. Für jeden, der sich gerne viel zu viele Gedanken über die Beziehungen und Probleme anderer Menschen Gedanken macht, ein Geheimtipp.

The VVitch (2015)
Und zum Abschluss noch ein Horrorfilm. Na ja, nicht wirklich so Horror, aber trotzdem. The VVitch ist eigentlich mehr ein Familiendrama, aber so trostlos, düster und unkonventionell, dass es für die meisten wahrscheinlich am ehesten in diese Sparte passt. Bei The VVitch kann ich wirklich nicht gut sagen, was mir soooo gut daran gefällt, aber ich kann den Film einfach immer so weggucken und bin jedes Mal gefesselt.

In den 1600er Jahren macht sich eine Familie bestehend aus Vater (Ralph Inseon), Mutter (Kate Dickie), ältester Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy), Sohn (Harvey Scrimshaw) und den jüngeren Zwillingen und einem Neugeborenen auf, ein verlassenes Stück Land in Neu-England zu ihrem Heim zu machen. Vom Pech verfolgt und in misslicher Lage, wächst das Misstrauen innerhalb der Familie.

The VVitch lebt von seinem außerordentlich effektiven Spannungsbogen. Zuschauer*innen nehmen dabei die Position allwissender Beobachter*innen ein, während die Charaktere immer nur ein Stück der Wahrheit kennen und – durch Vorurteile und Aberglaube angetrieben – zunehmend feindseliger gegenüber einander werden. Obwohl es sich um Robert Eggers ersten Feature-Film handelt, ist dieser so unfassbar kompetent und präzise konstruiert, dass er für mich mit Kubricks Shining in Sachen Filmgestaltung gleichzieht. Dabei ist es faszinierend, jedem der tadellos dargestellten Charaktere zu folgen und wie diese mit der zunehmend prekären Lage umgehen. Ganz ohne Jumpscares oder CGI-Hexe schafft es eine gründlich unangenehme Atmosphäre zu erzeugen, in der sich wie so oft zeigt: Das schlimmste Monster ist... der Mensch (dam, dam, daaaa)!

03.06.2020

Emilys Lieblingsfilme

Hallo, ihr fleißigen Heimkinobetreiber da draußen! Ich heiße Emily und bin aktuell die 1. Vorsitzende dieses bunten, zurzeit Film-deprivierten Haufens an Kino-Liebhabern. Hier habe ich euch mal eine Handvoll meiner Lieblingsfilme aufgeführt – vielleicht ist ja was Neues für euch dabei oder ihr bekommt einfach spontan Lust, einen eurer Lieblingsfilme wieder hervorzukramen!

O Brother, Where Art Thou? (2000)
Diese schräge Komödie der Coen Brothers (ok… soweit nichts Neues für dieses Regisseur-Duo) spielt im tiefen Süden US-Amerikas um 1930 und begleitet drei flüchtige Sträflinge auf ihrer Suche nach dem kleinen, vergessenen Vermögen, von dem sie sich die Möglichkeit auf ein neues Leben erhoffen. Locker an Homers Odyssee angelehnt treffen sie auf kuriose Gestalten aller Art – vom Zyklopen über Sirenen bis hin zur düsteren Begegnung mit dem KKK – dabei unerbittlich vom Teufel in Person verfolgt! Den vollen Südstaatencharme der sympathisch-dümmlichen Charaktere bekommt man allerdings nur in der englischen Originalfassung. Und wer besonders aufmerksam ist und sich historisch etwas auskennt kann ja mal versuchen, all die – meist absichtlich – eingebauten zeitlichen Ungereimtheiten zu entdecken.

Fiddler on the Roof (1971)
Die Lieder dieser einprägsamen Musical-Adaption von Norman Jewison haben mich schon durch meine Kindheit begleitet, darunter natürlich To Life! und If I Were A Rich Man. Besonders sticht die sympathisch-witzig-charmante Darstellung des Hauptcharakters Tevye durch Topol hervor, aus dessen Sicht die Konflikte um Liebe, Tradition und Glaube im polnisch-jüdischen Schtetl Anatevka zur Zeit der Vertreibung und des Pogroms im russischen Kaiserreich durchlebt werden. Für mich endet dieser Film eigentlich immer mit einer guten Ladung ambivalenter Tränen…

The Lord of the Rings (Trilogy 2001-2003)
Joah… eigentlich selbsterklärend, oder? Tut mir leid, dass ich euch mit diesen Filmen keinen Filmkenner-Geheimtipp gebe, aber es ist ja schließlich die Liste meiner Lieblingsfilme. Und als alter LotR fan (ja, Bücher gelesen und ja, Extended Editions und Behind the Scenes Footage geschaut…) bleibt mir nichts anderes übrig, als euch Filmliebhabern diese fantastische Verfilmung J. R. R. Tolkiens Bücher von Peter Jackson ans Herz zu legen. Für eine*n oder andere*n von euch ist es ja vielleicht auch mal wieder Zeit für ‘nen LotR-Marathon...?

Corpse Bride (2005)
Wer Lust hat, einen bunten und lebhaften Abend mit den Toten zu verbringen, ist bei diesem düsteren Musical von Tim Burton und Mike Johnson bestens aufgehoben. Für mich zeichnet sich der Film vor allem durch künstlerische, visuelle und technische Meisterleistungen aus – und wer sich danach fragt, wie sich diese für Burton typischen Charaktere mit ihren spindeligen Körpern und riesigen Köpfen aufrecht durch die Stop-Motion-Animation getragen haben, empfehle ich, sich danach auch das Making-of reinzuziehen.

In Order of Disappearance (2014)
Mit diesem Titel von Hans Petter Moland hat es also auch ein Action-Thriller mit ‘ner typischen Rachefeldzug-Storyline in meine Liste geschafft. Da überrascht hier die Auseinandersetzung mit Drogengeschäften und mannigfaltigen blutigen Morden genauso wenig wie die Konflikte zweier rivalisierender Mafia-Gangs. Aber neben Stellan Skarsgårds überzeugender Darstellung des rachewütigen Vaters überzeugt der Film mit erfrischend originellen Charakteren – so zum Beispiel der ewig geplagte, alleinerziehende, vegane Mafiaboss. Und dass der norwegische Originaltitel Kraftidioten heißt, ist für mich einfach ein weiterer guter Grund, diesen Film zu sehen.

27.05.2020

Yussefs Lieblingsfilme

Ich bin es, Yussef, musikalischer Master-Maschbau-Mensch. Minimale Maße, maximale Minderwertigkeitskomplexe, das halbvolle Paket. Außerdem Filmstudio-Vorstandsmensch. Da schreibe ich Bloggedöns für Filmempfehlungen, schmeiße das Programm zusammen – wenn es denn welches gäbe – kümmere mich um Kooperationen – wenn es denn welche gäbe – und wähle die ganzen Kack-Arthausfilme ins Programm, die mir ein Lächeln ins Gesicht und uns ein Loch ins Budget zaubern :)

Nun also Lieblingsfilme zusammenfassen oder auch: Wie man bei mir obsessiven Wahnsinn über den Zeitraum einer Woche induziert. Zumindest anstatt auf Lieblingsfilme konnte ich es immerhin bei den meisten schweren Entscheidungen auf Lieblings-kreative-Filmmenschen herunterbrechen. Deshalb jetzt schnell ein Überblick, bevor ich es mir wieder anders überlege.

Größte Fanboy-Konstante über die Jahre sind die Regie-&-Drehbuch-Brüder Joel und Ethan Coen, die mittlerweile ein solides Sortiment an allerhand Genres abgedeckt haben. Trotzdem gerade durch ihre oft quirligen Charaktere und den trockenen, schwarzen Humor erlangen Coen-Filme einen genretranszendenten Wiedererkennungswert. Der Einfluss der Brüder ist am Beispiel Fargo direkt zu erkennen:1998 noch als deren Film über einen Mord in einem verschneiten Ort hinter Wäldern North Dakotas, mittlerweile auch als von beiden koproduzierte Netflixserie mit bald vier Staffeln, die den Namen übernimmt und die generelle Stimmung famos aufsaugt. Inklusive dem schlicht gelogenen “This is a true story.”-Opener zu jeder Folge. Dazu kommen Kult-Comedy-Klassiker The Big Lebowski (1998), Fingernagelvernichter No country for old men (2007), Folkmusik-Hommage Inside Llewyn Davis (2013), Odysseus-in-Amerika-Simulator O Brother, where art thou? (2000) und Nihilismus-Konverter A serious man (2009) um das Unterhaltungsbreitband zu sprengen.

Aber gerade Barton Fink (1991) ist ein Mikrokosmos all der sympathischen Schrulligkeiten, die für mich die Coen-Experience ausmachen. John Turturro spielt einen erfolgreichen Broadway-Autor, der bei dem Angebot für Hollywood zu schreiben mit sich ringt, seinen künstlerischen Anspruch nicht zu verlieren, und in der daraus folgenden Schreibblockade mehr und mehr den Bezug zur Realität verliert. Selbstinduziert isoliert in einem Hotelzimmer ist sein einziger Zuredepartner Zimmernachbar John Goodman, der womöglich der Teufel, ein Serienkiller und ein Nazi ist, und Moment, da brennt auch schon das Hotel und die Frau auf der Krawatte existiert oder vielleicht auch nicht, wer weiß das schon genau bei diesem Film.

Die nächste chaotische Kreativperson auch eher unbekannt aus Film und Fernsehen ist Drehbuchautor und Manchmalregisseur Charlie Kaufman, der in seiner ganzen Karriere womöglich nicht ein einziges konventionelles Drehbuch erzeugt hat. Eternal sunshine of the spotless mind (2004) ist nicht nur als Phrase eines Gedichts von Alexander Pope,  sondern auch als Film von Kaufman ein Plädoyer für die Beständigkeit romantischer Liebe, die – wie der Film argumentiert – so wenig sinnvoll und so sehr zum Scheitern verurteilt sein kann, wie sie mag, dennoch wert, zu erleben ist – wobei das ultimative „Scheitern“ der Liebe das „Erleben“ derer nicht delegitimiert. So sagt es zumindest meine Drei Minus einer Deutschhausaufgabe. Verpackt ist das Ganze in einem Gewand aus depressivem Jim Carrey, einem Zeitstrahl, der sich anhand von Kate Winslets Haarfarbe rekonstruieren lässt, und Maschinen, die Erinnerungen vergessen lassen, aber von Frodo (Elijah Wood) und Hulk (Mark Ruffalo) bedient werden. Wem das noch zu konventionelle Rollenbesetzungen sind, der findet unter Charlie Kaufmans Filmen auch Being John Malkovich (1999), bei dem ein Großteil der Rollen von John Malkovich als John Malkovich gespielt werden. Oder der Stop-Motion-Puppen-Animationsfilm Anomalisa (2015), bei dem ein Mann die immergleichen Gesichter in anderen Leuten sieht und verzweifelt versucht, seinem Leben irgendeine Form von Euphorie zurückzugeben. Dementsprechend sind alle anderen Rollen/Puppen des Filmes tatsächlich mit den gleichen Gesichtern versehen und allesamt von einer Person gesprochen – Männer, Frauen, Kinder. Der Film wurde übrigens ausgezeichnet für seine authentische und glaubwürde Darstellung von Nacktheit und Sexualität. Es ist ein Puppenfilm. Mit Puppen, die mehr Menschlichkeit und Fragilität als die meisten Live-Action-Dramen auf die Leinwand bringen.

Und dann ist da noch Adaptation (2012). Ein Film so meta, dass er davon handelt, wie die Handlung des Films erzeugt wird. Das Xzibit-Meme der Metanarrative sozusagen. Im Semi-Klartext bedeutet das, dass Charlie Kaufman (die reale Person) gefragt wird, ein Buch zu adaptieren, nicht weiß, wie er das Buch angehen soll und unter dem Frust der Schreibblockade anfängt, über diesen Prozess zu schreiben. Der Entstehungsprozess der Filmadaption ist also die Handlung der Filmadaption. Das bedeutet wiederum, dass die Handlung des Films sich massiv verändert, sobald Charlie Kaufman (jetzt die fiktive aber eigentlich immer noch reale Person) sich entscheidet, diese abzuändern, weil sie ihm zum Beispiel zu langweilig vorkommt. Es ist ein Abenteuer. Hab‘ ich erwähnt, dass Nicolas Cage Charlie Kaufman spielt? Oder dass Nicolas Cage Donald Kaufman, den imaginären Bruder von Charlie Kaufman, spielt? Der Wahnsinn des Schreibprozesses nah und ulkig und unvergleichlich.

Ganz anders dann wiederum Andrei Tarkovsky, der sogenannte Philosoph des Films. Dieser früh verstorbene, russische Regisseur hat zur Zeit der Sowjetunion im künstlerischen Kreis der Filmgesellschaft mit seinen nur sieben Filmen den Status als einen der großen Filmschaffenden erlangt, jedoch nie große Bekanntheit in der westlichen Welt und schon gar nicht kommerziellen Erfolg verzeichnen können. Mit Bildern, die regelmäßig Wirklichkeit und Imagination verwischen, Momente in meditativer Deliberation erforschen und wirken lassen und sich regelmäßig der Natur als schönen und eigenständigen Charakter hingeben, erzeugte Tarkovsky vor allem Filme, die weniger Antworten geben und vielmehr Stimmungen erzeugen und miterleben lassen. Das wie anstatt dem wieso. Dabei schwingt immer auch ein autobiographischer Aspekt mit, vor allem in seinem vorletzten Film Nostalghia (1983). Tarkovsky, der selbst in Italien gelebt hat, zeigt einen russischen Autor, der in Italien auf den Spuren eines Komponisten in schwere Nostalgie und Heimatssehnsucht verfällt. Die tatsächliche Handlung ist dabei wenig tiefergehend als das. Die Emotionen des Protagonisten und dessen Wahrnehmung der Welt um ihn herum sind die Treiber der Bewegtbilder des Films.

Puh jetzt langsam zum Ende kommen. Aber ach mist, dann ist da ja noch Road to Perdition (2002) von Sam Mendes. Mendes, der auch American Beauty, Jarhead, die frischeren Bonds Skyfall und Spectre sowie den Optik-Bombast und Onetake-Oscarabräumer jüngsten Jahres 1917 dirigiert hat. Dieser erforscht mit Road to Perdition drei Vater-Sohn-Dynamiken im Gewand eines Mafiafilms, der dafür eigentlich viel zu ruhig ist. Tom Hanks als Auftragskiller und Ziehsohn des Paten sucht Vergeltung für den Tod seines eigenen Sohnes, da der echte Sohn des Paten diesen leichtfertig erschießt. Hanks‘ anderer Sohn muss dabei überhaupt erst die Desillusionierung eines mordenden Vaters durchmachen. Der Film erzeugt seine Energie durch den Fatalismus der Handlungsentfaltung, da keine*r der Agent*innen so handeln möchte, wie sie es tun, und sich dennoch dazu gezwungen sehen. Womit nur noch die Frage bleibt, ob wir als Söhne unserer Väter diesem existenziellen Determinismus jemals entkommen können. Und dann sorgt Cinematograph Conrad Hall auch noch dafür, dass der Bums solide sexy aussieht.

Uuund dann gibt es da noch A sun (2019), der in Taiwan spielt. Ein Land, das sowieso einen Platz in meinem Herzen hat. Und dann ist das auch noch ein super bewegender Film über kaputte Jugend, kaputte Familie und wie schwer Hoffung und Vertrauen ist, wenn Enttäuschung, Resignation und Akzeptanz bei all der kafkaesken Ohnmacht so viel verständlicher wären. Gibt’s bei Netflix, kennen nicht genug Leute.

Uuuuuund Super – Shut up, crime! (2010) ist auch mega! Für alle, die die Selbstjustiz von Superhelden fragwürdig finden, den Film Hancock aber ein bisschen zu gimmicky und Watchmen ein bisschen zu düster finden. Außerdem sollten mehr Leute Fans von Elliot Page werden. Just sayin‘. Uuuuuuuuuuuuuuuund Studio Ghibli macht nur schöne Filme, die gibt’s jetzt auch alle bei Netflix! My Neighbor Totoro ist ein einziges warmes Gefühl beim Schauen. UuuuuuUuuUuund alles von Wes Anderson! Moonrise Kingdom? *Chef’s kiss*! UUUUuuuuuund Mulan. MULAN! Wie konnte ich MULAN VERGESSEN?! UND HABT IHR BLADERUNNER 2049 GESEHEN?!

20.05.2020

Home-Alternativen - The Farewell

Am 18.03. hätten wir euch The Farewell von Regisseurin Lulu Wang gezeigt. In einem Anflug kosmischer Ironie oder gar kosmischen Zynismus‘ trägt gerade unser erster von der Pandemie betroffener Film den Titel The Farewell. Da soll das deutsche phrasemische Pandemie-Pendant „Auf Wiedersehen“ zum englischen „Farewell“ heute Mal zuversichtlicher sein. Doppelt ironisch und bitter ist der Ausfall, da chinesisches Kino seltenst Aufmerksamkeit in der westlichen Unterhaltungslandschaft bekommt. So haben wir meist ohne deutschen Filmstart gar nicht erst die Möglichkeit, fernasiatische Filme zu zeigen. Dreifach ironisch und bitter, da es besonders aktuell eine gute Übung in Sachen Besonnenheit und Überwindung von Vorurteilen gegenüber Chines*innen hätte sein können.

Der Film erzählt die wahre Begebenheit der chinesischen, unwissentlich schwer krebskranken Großmutter Nai Nai und wie ihre Familie trotz großer Zusammenkunft über die Fassade einer Hochzeit versucht, ihre Unwissenheit über die Krankheit aufrechtzuerhalten. Besonders für Protagonistin und sonst New-Yorkerin Billi (Awkwafina) ist die Reise vor allem ein kultureller Dialog mit ihrer eigenen Herkunft. Fun-Fact-Fenster: Nai Nai ist die wortwörtliche chinesische Bezeichnung für die Großmutter väterlicherseits; nicht der spannendste aller Spitznamen also.

Wahre Begebenheit, lebensbedrohliche Krankheit, familiäre Begegnung trifft kulturelle Überwindung, verpackt in viel Humor? Tief gebuddelt, aber all das findet man auch in der Amazon-Produktion The Big Sick, in der Ehepaar und Drehbuchautor*innen Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani ihre eigene Kennenlernstory (Nanjiani spielt sich obendrein selbst) zeigen. Kumail sieht sich zwischen den traditionellen Familienerwartungen einer pakistanischen Hochzeit, den misstrauischen Eltern Emilys und einem Koma, in das Emily fällt, zerrissen, während er Emily nicht Mal unbedingt lange kennt. Zweifellos mehr RomCom als The Farewell, aber ebenso unterhaltsam und zugleich unkompliziert verfügbar über Amazon Prime.

Wer trotzdem Lust auf chinesisches bzw. taiwanisches Kino hat, kann sich über On-Demand-Plattformen The Sun (Netflix) oder Ash is purest white (Amazon Prime) angucken. Beide superaktuelle Dramen, die gerade mit viel Atmosphäre und negativem Raum Intensität aufbauen. Beide mit unverkennbarem Style, besonders im Kontext der Kultur, die sie umgibt. Ähnlich dem Film Parasite, der es schafft, sowohl koreanische Kultur als auch kontemporäre Kapitalismuskritik und Klassenkampf zu vereinen, ist The Sun ebenso kulturspezifisch für das Leben in Taiwan wie universell in dessen Handlung von innerfamiliärem Drama und einer persönlichen Vergangenheit, die ein Leben heimzusuchen vermag, so sehr man auch versucht, damit abzuschließen.

Wer das chinesische Kulturpaket noch etwas weiter schnüren möchte, aber nur einen kurzweiligen Kulturkick braucht, könnte sich mit einem Mahjong-Spiel vergnügen. Wem der Anblick des Windows 98-Kartenschauers beim Sieg in Solitaire einen nostalgischen Endorphinschauer den Rücken runterjagt, der kann dieses Gefühl mit dieser chinesischen Variante des Spiels vielleicht wiederbeleben. Alternativ kann man auch lokale asiatische Supermärkte oder Lieferdienste unterstützen. Deren Existenz ist aktuell genauso betroffen und vielleicht entdeckt ja jemand seinen oder ihren neuen Umami-Goldtopf am Ende des Aroma-Regenbogens jenseits des kulinarischen Kartoffel-Horizonts. Go (wasabi-) nuts!

Hauptdarstellerin in The Farewell Nora Lum mag der oder die eine oder andere vielleicht eher unter ihrem Künstlernamen Awkwafina kennen. Für ihre Rolle in The Farewell wurde sie jüngst mit einem Golden Globe ausgezeichnet, ist aber vor allem auch als Rapperin unterwegs. Ihre beiden Alben können beispielsweise auf Spotify angehört werden, darunter auch das feministische Pendant My Vag für alle Disstracks, die ihr Ego-Geodreieck an alles symbolisch- oder auch nicht-symbolisch-phallische anlegen. Persönlicher Favorit und zusätzlicher Anspieltipp ist ihr Feature im Song Your Dystopic Creation Doesn't Fear You.

Da es immer noch nicht alltäglich ist, Filme unter nicht-männlicher Leitung wie Regie, Cinematographie, Drehbuch etc. zu sehen, sei vor allem weiblicher Regie für den fliehenden Moment eines Absatzes das Bühnenlicht gegeben. Vor allem Greta Gerwig – länger schon als Schauspielerin – fällt jüngst besonders mit ihren selbst geschriebenen bzw. adaptierten und dirigierten Filmen Lady Bird und Little Woman auf. In Lady Bird geht es um Mutter-Tocher-Beziehung, in Little Woman weiterentwickelt zu einer Mutter-Töchter-Beziehung. Little Woman hoffen wir selbst später im Semester noch zu zeigen, falls nicht, gibt’s gerade zu Lady Bird mehr hier im Blog in ein paar Wochen. Nur so viel sei verraten: Film gut, Film auf Amazon Prime.

Mindestens ebenso nennenswert sind die Wachowski-Schwestern Lena & Lilly, die kleinere Filme wie Matrix (Sky Ticket/Go), V wie Vendetta (Netflix) und Cloud Atlas (leihbar) auf die größere Leinwand gebracht haben. Auch erwähnt sei ihre Netflixproduktion Sense8. Ähnlich etwa der Kleinstadtsuperheldenserie Heroes, nur dass diese gleichzeitig noch den Eindruck erweckt, sie versuche all die fehlende LGBTQIA-Repräsentation in aktuellem Entertainment im Alleingang mit ihren mageren zwei Staffeln auszugleichen. Allein für diesen frischen Wind empfohlen für alle neugierigen.

Falls ihr hingegen Regisseurin Lulu Wang selbst so toll findet, heiratet sie doch. Das hat zumindest Barry Jenkins getan, seines Zeichens auch erfolgreicher Regisseur. Der zeichnet sich verantwortlich für Filme wie If Beale Street could talk und Moonlight. Letzterer wurde von den Oscars zum besten Film 2017 gekürt und ist unkompliziert bei Netflix zu finden. Über drei Lebensphasen begleitet Moonlight Protagonist Little, dessen identitäre Entwicklung mit den Erwartungshaltungen seines Viertels und den Stereotypen seiner Klasse zunehmends kollidiert, während sich gesunde Leitfiguren und freie Persönlichkeitsentfaltung immer weiter weg von ihm bewegen.

Die ebenfalls ausgezeichnete Musik beider Filme ist übrigens Nicholas Britell zuzuschreiben. Wem dieser Aspekt besonders zusagt, der findet sie außerdem in den Filmen The King und The Big Short wieder. Ersterer ist eine Netflixproduktion, zweiteren kann man leihen oder kaufen. Alternativ kann man sich aber auch direkt die Soundtracks aller hier aufgeführten Filme auf Spotify zu Gemüte führen. Besonders Beale Streets Soundtrack löst gleichzeitig warme Melancholie, wundersame Sehnsucht und wohliges Heimweh aus, dass man die soziale Isolation komfortabel für einen Moment vergessen vermag.

29.04.2020

Home-Alternativen - Bad Boys for Life

Heute hätten wir euch gerne den Blockbuster Bad Boys for Life gezeigt.

Nach 17-jähriger Durststrecke kehren die Detektive aus Miami Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) zurück auf die Leinwand inklusive explosiver Action und gewohnt flotten Sprüchen, viele davon zu finden zum Beispiel auf myZitate. Lohnt sich mal reinzuschauen. Der jahrelang entwickelten Geschichte ist es zu verdanken, dass nicht nur unbekümmerter Spaß und fetzige Action vorkommen, sondern auch eine nachvollziehbare Geschichte, in der offene Fragen aus den ersten beiden Teilen beantwortet werden.

Aber auch Popcornkino-Eskapismus lässt sich von der Leinwand auf die Heimwand übertragen – oder wo auch immer ihr Fernseher, Tablet, Laptop, Handy und/oder Fitness-Smartwatch hinklemmt, um Unterhaltungsmedien zu konsumieren. So kommen wir vom Filmstamm direkt zu unseren ersten, nicht weit gefallenen Filmempfehlungs-Äpfeln: Die vorherigen Bad Boys Teile – Bad Boys, harte Jungs und Bad Boys II. Beide gibt’s auf Netflix, den zweiten zusätzlich noch in der Amazon Prime Mitgliedschaft. Bad Boys II ist dabei mit Vorsicht zu genießen, da es sich um die um 17 Schnitte gekürzte Version handelt. Im Zuge ausgleichender Gerechtigkeit enthält die FSK 16er Version jedoch wiederum Bildmaterial, das nicht in der ungekürzten Version vorkommt. So oder so wird man bei beiden Filmen fantastisch unterhalten und bekommt schon mal einen Vorgeschmack auf die Action- und Coolness-Geschmackspalette von Bad Boys for Life. Dabei brauch mal sich auch keine Sorgen machen, dass es irgendwann vorbei sein könnte mit der Action: Bad Boys 4 ist bereits angekündigt.

Wer auf Buddy-Movies steht und mehr Witz haben möchte anstelle von Action, sollte mal einen Blick auf die US-amerikanische Filmkomödie Ride Along riskieren. Dabei muss Ben Barber (Kevin Hart) als titelgebender Beifahrer in einer Polizeistreife, dass er abgekocht genug ist, um die Schwester von James Payton (Ice Cube) heiraten zu dürfen. Ein guter Einstieg, um mit dem Actionfilm-Genre langsam warm zu werden: Harmlose Verfolgungsjagden, ein cooler, eiskalter & wortkarger Cop und eine nervenaufreibende Quasselstrippe, die nicht nur den Gangstern auf den Leim geht.

Wem das zu wenig Will Smith ist, der oder die findet einen Berg an Alternativen jenseits von Bad Boys. Smiths Ursprung aus der Musik offenbart sich in vielen älteren Projekten, an denen er beteiligt war. Besonders hervorzuheben ist Will Smiths berühmt/berüchtigtes Intro zu Der Prinz von Bel-Air, das Horden von 90s-Kids nach wie vor in Karaokemaschinen verwandelt – solange man vor der zweiten Strophe wieder auf Stop drückt. Einen Binge-Berg an Staffeln der Serie gibt’s übrigens auf Netflix. Ebenso für Titeltracks bzw. Songs im Abspann der Men in Black-Filme hat Will Smith seinen Musikantenknochen auf die Tischkante gehauen. Alle Teile der originalen Trilogie gibt es auch entweder auf Netflix oder Amazon Prime zu finden und gleichen weniger harte Action mit mehr Sci-Fi-Klamauk, Humor und vielen versteckten Cameos wie denen von Michael Jackson und J.J. Abrams aus. Wer jedoch sowohl Cop-Action und Will Smith wie in Bad Boys will, aber gleichzeitig nicht auf den Sci-Fi/Fantasy-Aspekt aus Men in Black verzichten will, kann zum Netflix-eigenen Bright greifen. Die Elemente fassen den Prämissen-Spagat eigentlich schon in seiner Gesamtheit zusammen. Zwei Cops räumen auf, nur dass der eine Will Smith und der andere ein Ork ist.

Mehr Gesellschaftskritik als in Bright bei gleichzeitigem Bombast und das basierend auf einer Buchvorlage von US-Autorin Suzanne Collins findet man in Die Tribute von Panem, welcher von Peter Craig in ein Filmdrehbuch verwandelt wurde. Seit den Kinoverfilmungen von Harry Potter und der Twilight-Reihe gab es bei Jugendlichen keine größeren Erfolge als die Filme der Panem-Reihen. Aber erwähnt das nicht, wenn Percy Jackson mit im Raum ist. Loyalität, Liebe, Macht und Freundschaft werden in dieser dystopischen Welt auf die Probe gestellt; die ersten beiden Teile gibt’s auf Amazon Prime, alle vier in der Maxdome Flat. Das Wort „Panem“ kommt dabei von dem lateinischen Ausspruch „Panem et circenses“, was „Brot und Spiele“ bedeutet. Die Römer erkannten bereits, dass Arenakämpfe die Massen faszinieren und so von vielen Missständen ablenken können. Die Filme behandeln dabei sowohl die persönliche Story der Protagonistin – gespielt von Jennifer Lawrence – und psychologische Fragen nach dem Zwang zu töten sowie die Wirkweisen der die Charaktere umgebenden Welt mitsamt manipulativer Medien und tieferen Mechanismen, als das Flair römischer Gladiatorenkämpfe vermuten lässt.

Mit diesen Empfehlungen schließen wir diesen Blockbuster-Blogbuster-Ausflug in freudiger Erwartung auf all die anderen unterhaltsamen Streifen, die uns in ungewisser Zukunft, dennoch aber eben schon irgendwann noch erwarten werden.

15.04.2020

Home-Alternativen - Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Frohe Ostern allersamt! Passend zur Auferstehung Jesu hätten wir euch heute den Aufstieg Skywalkers in Star Wars IX zeigen wollen.

Der Franchise-Wiedergebärer Hollywoods aka J.J. Abrams vollzieht hiermit die Himmelfahrt – sozusagen den Skywalker – der Sequeltrilogie, die er – wie auch schon Star Trek (2009, Amazon Prime) – mit dem Erwachen der Macht 2015 hatte wiederauferstehen lassen.

Auslöser dafür ist wiederum Disney, welche seit dem Start besagter Sequeltrilogie in eine Content-Offensive und Breitband-Renaissance der Franchise umgestiegen sind. Da alles folgende bei der jüngst in Deutschland gestarteten Plattform Disney+ zu finden ist, hier nur im Schnelldurchlauf, was Star Wars seit 2015 alles an audiovisueller Unterhaltung hat dazugewinnen können: Die drei Hauptfilme Teil VII: Das Erwachen der Macht, Teil VIII: Die letzten Jedi und Teil IX: Der Aufstieg Skywalkers, die Zwischen-Spin-Off-„Star Wars Stories“ Rogue One und Solo, mehr Material für die Animationsserien Rebels und Clone Wars sowie die erste Staffel der Live-Action-Serie The Mandalorian. Wobei ich gar nicht erst wagen werde, vor dem höchsten Gericht gesammelter und brodelnder Internet-Communities bei dieser Liste auf Vollständigkeit zu plädieren.

The Mandalorian sei an dieser Stelle gesondert erwähnt, da die Serie sich genügsam ihren Fleck in der Chronologie zwischen alter und neuster Trilogie sucht und dort anstatt auf galaktischer vielmehr auf individueller Ebene persönlichere Stories erzählt, die mehr an alte Western in Charakteren, Settings und Thematik erinnern. Da Baby Yoda im Zuge der Viralität der Serie scheinbar die Aufmerksamkeit des Internets vollends absorbiert hatte, seien hier besonders zwei andere Gastauftritte erwähnt. Einerseits von Regielegende Werner Herzog als Space-Nazi respektive Echo eines gefallenen Imperiums und dann von Giancarlo Esposito, den manche womöglich als den imposanten Gus Fring aus Breaking Bad kennen.

Berüchtigterweise hat Star Wars aber auch gerade durch Merchandise, also die Lizensierung von Spielzeug o.Ä., Kult erlangt und in die Welt gestreut. Ein ganzer Dachboden voller fragwürdiger Kuriositäten im Haus des Star-Wars-Merchs findet sich zum Beispiel zusammengestellt auf dieser Seite.

Neben dem rechtlich lizensierten Kram gibt es allerdings auch mindestens genauso viel indirekten Krieg der Sterne in Form von Inspiration, Fan Fiction oder schlicht Plagiaten. Empfehlenswert der SNL-Sketch, der Kylo Ren – tatsächlich gespielt von Originaldarsteller Adam Driver – ins Zentrum einer Secret-Boss-Reality-TV-Show zieht.

Wer hingegen masochistische Freude an offensichtlichem und offensichtlich schlechtem Star-Wars-Abklatsch hat, wird bestimmt in Battle Star Wars (Amazon Prime) einen chaotischen Kurzweilkick finden. Der Trailer auf Amazon gibt guten Aufschluss darüber, auf welche Art von Qualitätsentertainment sich dabei eingelassen werden kann.

Der vielleicht unkonventionellste Einsatz der Vorlage ist in Ben Afflecks Argo zu finden, der auf diversen On-Demands geliehen werden kann. Diese Transformation einer wahren Begebenheit in einen oscarprämierten Thriller von 2012 zeigt, wie unter dem Vorwand eines Filmdrehs, die CIA unbemerkt in den Iran flog, um Diplomaten der 1979 besetzten US-Botschaft in Teheran zu evakuieren. Der zu drehende Film war dabei ein offensichtlicher Sci-Fi-Abklatsch von Star Wars namens „Argo – a cosmic war“.

Aber auch komplett abseits groß produzierter Machwerke gibt es Fans, die aus Liebe an der Vorlage, erstaunlich aufwendige Hommagen produzieren. Aachens eigener Shawn Bu zum Beispiel hat mit DARTH MAUL: Apprentice - A Star Wars Fan-Film und einem kleinen Team einen beeindruckenden Kurzfilm aufgestellt, den man komplett inklusive „Behind the scenes“ auf YouTube sehen kann.

Bei all der Diskussion um den Einfluss, den Star Wars hatte, ist zum eigentlichen Film noch gar nicht viel gesagt worden. Immerhin ist der Abschluss einer Trilogie – besonders dieser Trilogie – mit enormer Erwartungshaltung verbunden. Für die Diskussion, ob der Film den Erwartungen des Internets gerecht wird, sei auf ebendieses verwiesen, das volle Akel-Meinungsspektrum – von Spektakel bis Debakel – ist jedenfalls in nichtendenden Nuancen vertreten. Viel interessanter ist hier, dass Geld- & Saftpresse Steven Spielberg aus dem Gehirn von Star Wars-Papa George Lucas noch einen weiteren Trilogie-Smoothie namens Indiana Jones auspressen konnte. Dessen dritter Teil steht dem Rest der Trilogie in nichts nach und ist – wie die ganze Trilogie – über Amazon Prime unkompliziert verfügbar. Und zum
Glück gab es keinen katastrophalen vierten Teil, der das Vermächtnis der Trilogie hätte beflecken können *hustet, während irgendwo Shia LaBeouf einen gebutterten Kamm durch sein Haar fährt*.

Gibt es doch wiederum so einige dritte Ableger – so kreativ die Köpfe dahinter auch sein mögen – die nicht recht an ihre Vorgänger anknüpfen vermögen. Da gäbe es Matrix Revolutions (Sky Ticket, Sky Go) von den Wachowski-Schwestern oder Der Pate III (Amazon Prime) von Francis Ford Coppola. Beides Ableger, die für sich genommen gute Filme sein mögen, aber sich schlicht mit ihren ikonischen IP-Startern messen müssen. Es ist eben ein bisschen egal, wie nah oder weit der Apfel vom Stamm fällt, wenn der Stamm einen Ast namens Marlon Brando hat.

Auch J.J. Abrams hat mit Mission Impossible III einen dritten Ableger zugeschoben bekommen, was weiter seine Rolle in Hollywood als den Mann manifestiert, der es schon richten wird. Wem das selbsterklärende Spektakel mit Tom Cruise zusagt, findet die ersten drei Teile in der Amazon-Prime-Videothek. In Sachen Regie zeichnet sich J.J. Abrams neben all dem auch für Super 8 verantwortlich, den gleichzeitig Steven Spielberg produziert hat. Dieses 2011er Proto-Stranger-Things mit mehr Lens Flares gibt es zum Beispiel im STARZ-Channel-Probeabo bei Amazon.

Und um den Bogen abschließend über erstaunlich viele genannte Filme zu spannen, hier ein Mann, der so viel Musik berühmter Filme verantwortlich ist, dass er mit beinahe aleatorischer Sicherheit schon mindestens einmal ein Ohrwurmbiotop in jedermenschs Gehörkanal gezüchtet hat. Michael Giacchino heißt er und hat allein von den Pixar-Filmen Ratatouille, die Unglaublichen 1 & 2, Alles steht Kopf und Oben (offensichtlicher Anspieltipp: Married Life) mit Musik bestückt.

Der Soundtrack zur erwähnten Star-Wars-Story Rogue One kommt übrigens auch von ihm. Und als wäre das nicht genug, geht es weiter mit Projekten von J.J. Abrams, die Giacchino musikalisch versorgt hat, nämlich Cloverfield, Lost und Star Trek, um nur einige zu nennen. Entgegen dem ungeschriebenen Grundgesetz des Internets, dass man es niemals allen rechtmachen kann, wird man also, fast ohne sich aus dem Fenster zu lehnen oder gelehnt zu werden, behaupten können, da ist nun wirklich für jeden etwas dabei.

14.04.2020

Home-Alternativen - Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Heute hätten wir euch den deutschen Film Als Hitler das rosa Kaninchen stahl nach der Buchvorlage von Judith Kerr gezeigt. Es ist die autobiographische Geschichte, wie sie mit ihrer Familie im Zeitraum von 1933 bis 1935 über die Schweiz nach Frankreich und schließlich nach England geflohen ist. Jegliches familiäre Hab und Gut musste zurückgelassen werden, symbolisch dafür auch das titelgebende rosa Stoffkaninchen. Das Buch gehört zu einer Romantrilogie, welche das Leben von Judith Kerr bis ins Jahr 1956 begleitet.

Um das Rampenlicht in Anbetracht des ausgefallenen Films heute vornehmends auf deutsche Produktionen zu scheinen, schwenken wir den Scheinwerfer rüber zum deutschen Oscargewinner des Jahres 2007: Das Leben der Anderen. Es spielt in der DDR des Jahres 1984, in dem und als der Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) und seine Lebensgefährtin Christina-Maria Sieland (Martina Gedeck) vom Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) in ihrer Wohnung abgehört werden. Wer bis jetzt noch nicht den Netflix-Account seiner oder seines signifikanten Anderen infiltriert hat, sollte dies bald tun, da der Film nicht nur gut, sondern dort durchaus auch gratis verfügbar ist.

Darauf folgt keine deutsche Produktion, sondern vielmehr eine amerikanische Reaktion auf die dunkelste Stunde deutscher Geschichte mit der wahrscheinlich mystifiziertesten Person der modernen Welt; und nicht nur irgendeine Reaktion, sondern die von Stummfilmikone Charlie Chaplin mit Der große Diktator – und das bereits 1940. Die BRD sollte dann noch 18 Jahre – weitere neun Jahre nach Staatsgründung und Abschluss der Nürnberger Prozesse – brauchen, um diesen Film zum ersten Mal zu zeigen. Während also noch fünf Jahre bis zum Beginn der Entnazifizierung vergehen müssen, entmystifiziert Chaplin bereits in Drehbuch, Regie, Musik und Schauspiel mit gleichermaßen Humor, Emotionalität und Nachdruck Hitler. Zeitlos nach wie vor seine legendäre Abschlussrede; so sehr, dass sie heute noch in Musik wie hier wirkungsvoll eingesetzt wird und so ein mehrschichtiges Gesamtkunstwerk und humanitäres Plädoyer zugleich erzeugt. Der Film ist ab heute (08.04.) noch sechs Tage für Studierende frei verfügbar auf der Plattform MUBI oder für alle im Probe-MUBI-Abo über Amazon Prime.

Wen es dann doch eher zu einer Serie verschlägt, könnte mal wieder einen Blick in die ARD-Mediathek werfen. Denn neben Tatort, Sturm der Liebe und dem Sonntagsmärchen gibt es auch noch die ersten zwei Staffeln von Babylon Berlin. Die deutsche Kriminal-Fernsehserie spielt in und zu Zeiten der Weimarer Republik und handelt vom Kölner Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der nach Berlin zieht und dort mit unter anderem Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) ermittelt. Die Serie war auch Teil der Ausstellung „Kino der Moderne – Film der Weimarer Republik“ in der Bundeskunsthalle in Bonn. Falls ihr euch dafür interessiert, könnt ihr hier auch mal im Archiv stöbern. Nicht ganz

Wer mehr von Mutter Dorothea Darstellerin Carla Juri sehen möchte, dem/der kann ich den Film Paula – mein Leben soll ein Fest sein ans Herz legen. Ebenfalls biografisch beschäftigt sich dieser mit dem Leben der jung verstorbenen Künstlerin Paula Modersohn-Becker. Für kleine Leihgebühr gibt’s den zum Beispiel für 2,98€ bei Amazon. Wer die Künstlerin nicht kennt, aber neugierig ist, findet immer wieder auch in der Region Sonderausstellungen mit ihren frühen, expressionistischen Werken. Da wir aber alle zurzeit diese Angebote nicht nutzen können, schaut doch gerne mal bei dieser kleinen Online-Ausstellung von ihr vorbei.

Lief zwar bereits Ende 2018 bei uns, trotzdem unbedingt nennenswert ist und bleibt der Film Die Unsichtbaren. Hier wird die Geschichte von vier jungen Heranwachsenden erzählt, die es geschafft haben, sich im zweiten Weltkrieg – wie es der Titel schon andeutet – „unsichtbar“ zu machen. Der Film wird von Original-Interviews der vier untermalt, in denen sie ihr Leben von damals beschreiben. Wir zeigen ihn zwar in nächster Zeit nicht nochmal, aber dafür könnt ihr ihn auch für 2,99€ bei Amazon Prime ausleihen.

Weitere Filme, die ich erwähnen wollte, sind Pünktchen & Anton, ebenfalls mit Caroline Link in der Regie und in der Amazon Prime Mitgliedschaft enthalten sowie Roman Polanskis Der Pianist, welcher von der wahren Geschichte des polnischen Komponisten Wladyslaw Szpilman, Opfer der Ghettoisierung, erzählt und allein für seinen Appell an die Menschlichkeit eine unbedingte Empfehlung ist. Ihr könnt ihn euch ebenfalls für 2,99€ bei Amazon Prime anschauen, plant jedoch viel Zeit und vielleicht auch eins oder viele Taschentücher ein.

08.04.2020

Home-Alternativen - Joker

Heute Abend hätten wir euch gerne mit Todd Phillips’ Psycho-Thriller/Comicbuch-Verfilmungs-Chimäre Joker zum Start des Sommersemesters begrüßt. Einer dieser Filme, für den wir insgeheim schon einen Zweittermin geplant hatten, um mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Aber tja, daraus wird wohl leider zumindest in unmittelbarer Zukunft nichts.

Auch die Bewohner*innen von Gotham City im Jahr 1981 haben allen Grund, das Ausgehen zu vermeiden, da der Vollzeit-Partyclown und Amateur-Stand-up-Comedian Arthur Fleck ganz unverhofft zu einem Symbol der finanziell gebeutelten Unterschicht wird, welche sich in dieser Origin-Story des ikonischen Batman-Antagonisten teils gewalttätig gegen Elitäre wie die Wayne-Familie auflehnt. Dennoch liegt der Fokus von Joker ganz klar auf dem tragischen Charakter von Fleck, welcher von Joaquin Phoenix derart authentisch, verletzlich, jedoch gleichzeitig mental instabil und bedrohlich inszeniert wird, dass er sich nun verdientermaßen neben Heath Ledger im Club der Oscar-gewinnenden Joker-Darsteller einreihen darf. Daher tauscht Joker die explosionsgefüllten Verfolgungsjagden, welche die schießwütigen Vorgänger aus dem Hause DC definieren, mit Szenen aus, in denen unser Protagonist seine betagte Mutter badet oder mit seiner Sozialhelferin Kürzungen finanzieller Unterstützung diskutiert, welche seine Psychopharmaka finanziert. Dennoch ist Joker absolut ein Film für die große Leinwand, der durch Lawrence Shers gespannte und absichtlich bedrückende Cinematographie sowie Hildur Guðnadóttirs Oscar-prämierten Soundtrack zu überzeugen vermag. Wer nicht über die nötige Geduld verfügt, auf unseren Nachholtermin von Joker zu warten, aber dafür bereit ist, mindestens zwei Euro mehr springen zu lassen, sei hiermit leichten Zähneknirschens auf etwaige Online-Streaming-Angebote verwiesen.

Die Rolle des Batman-Bösewichts mit Spielkartenbezug war schon immer ein Magnet für besonders exzentrische Vertreter der methodischen Schauspielschule. Von dem bereits erwähnten Heath Ledger in The Dark Knight, der seine Schauspielkarriere 1995 - beinahe deterministisch - schon als Clown in der australischen Kinderserie Der Traum vom Clown begonnen hat, über Thirty Seconds to Mars Frontmann und Bester-Nebendarsteller-Oscar-Preisträger Jared Leto in Suicide Squad, bis hin zum ebenfalls Oscar-prämierten Hollywood-Urgestein Jack Nicholson, der den Joker in Tim Burtons Verfilmung Batman gab. Wer lieber den Billionär-Playboy auf der rechtschaffenen Seite Halunken kaputtboxen sieht, sei darauf hingewiesen, dass sämtliche frischeren Filmauftritte vom flatternden Fledermaus-Fetisch-Philanthropen auf Netflix erhältlich sind. Insbesondere die zweifelsohne fantastische Trilogie von Christopher Nolan. Außerdem nutze ich die Gelegenheit, um alle, die wie ich das MTV-Programm der 2000er Jahre nie ganz überwunden haben, daran zu erinnern, sich das von Stanley Kubrick inspirierte Musikvideo zu The Kill anzusehen und Mal wieder Closer to the Edge zu hören!

Zu den weniger bekannten Interpretationen zählen wohl die des Luke Skywalker Darstellers Mark Hamill, welcher dem Joker-Charakter seine Stimme in den animierten Batman-Film- und Fernsehproduktionen, sowie Batman-Videospielen leiht, und Zach Galifianakis, welcher den Lego-Joker in dem 2017 erschienenen LEGO Batman-Film spricht und wiederum über die Hangover-Trilogie (Netflix) mit Joker-Regisseur Todd Phillips verwoben ist. Für alle, die sich vor dem verzögerten Semesterstart nochmal die Birne mit präpubertären Pimmelwitzen zuknallen wollen, mache ich zusätzlich auf Todd Phillips’ Meisterwerk Road Trip aus dem Jahr 2000 aufmerksam mit dem lange vergessenen Ekel-Komiker Tom Green.

Nun sind Comicbuch-Verfilmungen bekanntlich nicht Jedermanns und -fraus Sache. Wie zum Beispiel Martin Scorsese, der in der Popularität von Comicfilmen eine Gefahr für Filmverständnis der Jugend sieht. Ironischerweise waren gerade dessen Filme ein maßgeblicher Einfluss für Todd Phillips. Dementsprechend sind möglicherweise einige von euch für Martin Scorseses Film King of Comedy aus dem Jahr 1982 zu begeistern (kostenlos im Amazon Prime Abo), in welchem Robert De Niro die Rolle des fanatischen Fans übernimmt und Jerry Lewis die des Komikers / Talk-Show-Hosts (wie Robert De Niro in Joker, verwirrend ich weiß). Wem diese Rollenverschiebung zu krass den Kopf verdreht, könnte an Taxi Driver - ebenfalls von Martin Scorsese - eher gefallen finden, der mehr als nur stimmungsmäßig noch stärkere Parallelen zu Joker aufweist und wunderbar das heruntergekommene New York City vor den 90er Jahren in Szene setzt (erhältlich auf Sky). In dem Film von 1976 folgen wir einem jungen De Niro auf nächtlicher Taxifahrt durch den Big Apple, welcher von menschlichen Tragödien förmlich überquillt. Dazu zählt auch das Schicksal einer minderjährigen Prostituierten, gespielt von Jodie Foster. Travis Bickle (De Niro) gleitet mit jeder Konfrontation durch ein kaputten Systems weiter ab in eine psychische Instabilität, welche ihn in eine tickenden Zeitbombe für sich selbst und seine Mitmenschen verwandelt.

Für die musikaffinen unter euch lohnt es sich, in das atmosphärische Album Without Sinking (kostenlos auf YouTube) von der in Berlin ansässigen Komponistin von Joker Hildur Guðnadóttir reinzuhören. Diese war ebenfalls verantwortlich für den Soundtrack der ausgezeichneten HBO-Serie Chernobyl (erhältlich auf Sky). Oder wer es etwas brachialer und nihilistischer mag, teilt unter Umständen Todd Phillips’ Faszination mit Punk-Rock-Musiker, Misanthrop und selbsternannter Kriegerseele GG Allin. Dieser und dessen letztes Bandprojekt The Murder Junkies, vor Allins vorzeitigem, drogenbedingten Ableben waren das Thema von Todd Phillips’ erstem Film Hated: GG Allin and the Murder Junkies aus dem Jahr 1993. Ich meine mich zu erinnern, mal über diese extrem rohe, ungeschönte Dokumentation bei YouTube gestolpert zu sein, aber Vorsicht: nichts für Menschen mit schwachen Gemütern (oder Mägen). Neben Einblicken in eine größtenteils menschenverachtende Subkultur, welche sich gegen niemanden im speziellen, sondern gegen alle gleichermaßen richtet, könnt ihr euch auf Aufnahmen minderer Qualität von monotonen Hardcore-Punk-Songs und betrunkenen Kneipenschlägereien freuen. Es mag minimalistisch und deprimierend sein, gibt aber einen gleichermaßend faszinierenden Einblick.

Abschließend soll natürlich auch die inhaltliche Quelle dieses Films und der meisten und größten Summer-Blockbuster in den letzteren Jahren nicht unerwähnt bleiben: Comicbücher. Ob ihr nun jeden prä-quarantären Tag im Bäng Bäng verbracht habt oder euch das erste Mal durch Spiderman-Memes mit Comicbüchern konfrontiert saht, könnt ihr bei Interesse die Internetseite Comic Book Resources besuchen. Dort findet ihr neben unzähligen Artikeln, Best-of-Listen und natürlich Diskussionsforen auch Vorschauen von aktuellen Comics inklusive Suicide Squad, Wonder Woman und den divers präfixierten -mans. Auch zu finden ist Basketful of Heads, für welchen Joe Hill die Story verfasste, der unter anderem auch für Horns mit Daniel Radcliffe und den Netflix-Film Im Hohen Gras von 2019 die literarischen Grundlagen lieferte. Letztere verfasste er gemeinsam mit seinem Vater, einem gewissen Stephen King.

Ich denke Mal, damit seid ihr gut eingedeckt bis nächste Woche. In dem Sinne, Cheerio!

07.04.2020

Home-Alternativen - Knives Out

Heute Abend hätten wir euch den High-Society-Krimi Knives Out von Regisseur Rian Johnson gezeigt.
Eine teure Villa, ein erfolgreicher und zugleich frisch verstorbener Mystery-Autor, ein offensichtlich inszenierter Selbstmord, Söhne, Töchter und Stieftöchter mit allesamt guten Motiven für die Tat, eine besorgte Haushälterin gespielt von Ana de Armas, fehlt eigentlich nur noch ein berüchtigter, egozentrischer Detektiv. Halt! Den gibt’s mit Daniel Craig im Cast auch. Wirklich alles vorhanden für ein typisches Whodunit-Spektakel; auf der Suche nach dem Krimi-Ménage-à-trois – Mörder*in, Motiv & Mordwaffe. So viel Potenzial dafür, dass man beinahe schon entweder zu viele Genre-Klischees oder das Gegenteil – zu viel Subversion und Selbstironie – erwartet. Aber tatsächlich bewegt sich Rian Johnson in dieser Hommage an das Genre in einem Balanceakt zwischen diesen Extremen.

Wem diese Art von verwobenem Storygeflecht eines Krimis zusagt, der oder die findet womöglich auch Gefallen an Mord im Orient-Express; entweder die klassische Adaption von 1975 – frei verfügbar über Amazon Prime – oder eine modernere Adaption des Klassikers von Agatha Christie aus 2017. Nach wie vor brisant, spannend und mit vielen bekannten Gesichtern, wie etwa Daisy Ridley, die man sonst als Rey aus Star Wars kennt oder Ana de Armas, die zufälligerweise auch in Knives Out eine zentrale Rolle spielt.

Filmadaptionen der legendären Agatha Christie sind sowieso immer Garant für gute Unterhaltung. Die Vielzahl an Werken – der Leib Christie sozusagen – ist allerdings gut über das Internet und verschiedene Medienformen verteilt, aber die Suche lohnt sich. So sind diverse Hörspiele verfügbar auf etwa Spotify oder Audible. Verschlagen könnte es eine oder einen auch auf die ARD-Mediathek und zu Agatha Christies Poirot & Marple Serien. Und wer dann immer noch nicht den Krimidurst stillen konnte, kann eigentlich gleich für den Sonntagstatort dableiben. Der Senf, welcher der beste Tatort sei, kann dort auch direkt per Umfrage ins Internet geschmiert werden. Scharfer Meinungssenf zu minder relevanten Themen, Sonntagstatort und die ambivalente Hassliebe zu den öffentlich-rechtlichen, vielleicht gibt es sie nirgendwo sonst so konzentriert wie hier, die sagenumwobene deutsche Leitkultur.

Gegenkonzept zum humorvollen, poshen aber auch sehr etablierten Krimikonzept bietet Regisseur David Fincher mit seiner Bandbreite an intensiven und düsteren Thrillern; Gone Girl, The Social Network, Fight Club, Seven, die amerikanische Version von Girl with the Dragon Tattoo, allesamt sein Machwerk mit unverkennbarer Note. Wer Murder-Mystery nach diesem Rezept sucht, wird es aber mit Sicherheit in Zodiac – Die Spur des Killers von 2007 finden. Prominent besetzt, allesamt heute bekannter als 2007 noch, erstreckt sich die Suche nach dem Mörder hier über Jahrzehnte; versehen mit realistisch angehauchter Polizeiarbeit und einem perfiden David Fincher, der den Zuschauer*innen immer mehr als einen Schritt voraus ist.

Wer dann doch endlich genug von Whodunits und Krimiklamauk hat und zum Beispiel mehr von Schauspielerin Ana de Armas sehen möchte, könnte aber auch weit schlechtere Entscheidungen als mit Blade Runner 2049 treffen. In diesem beim Box Office leider gescheiterten Sequel zu Ridley Scotts Blade Runner von 1982 zeigt Regisseur Denis Villeneuve Ryan Gosling als Replikant auf der Suche nach dem Sinn synthetischen Lebens und Ana de Armas als künstlich intelligente Begleitung und Augmented Reality Love Interest. Mit beeindruckenden Bildern von Roger Deakins als Cinematographen behandelt der Film Fragen zu Humanität, Identität und der Bedeutung von Träumen und Erinnerungen in diesem Kontext.

Für Fans von Rian Johnson gibt es außerdem so einige versteckte Schätze, denen er seinen Regie-Stempel aufsetzen konnte. Neben dem offensichtlichen Feature- Film Looper (Netflix oder Maxdome) – mit der mindestens interessanten, eher brauenhebenden Entscheidung, Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt als dieselbe Person in verschiedenen Zeitreisephasen zu casten – zeichnet sich Johnson beispielsweise auch verantwortlich für die Regie dreier Folgen Breaking Bad (Netflix). Unter anderem die laut Internet sowohl schlechteste Folge der gesamten Serie S3 E10 Fly als auch die beste Folge einer Serie überhaupt S5B E6 Ozymandias.

Ein weiterer versteckter Johnson findet sich in dem Song oh baby von LCD Soundsystem. Die haben nämlich Rian Johnson für die Regie ihres Musikvideos engagiert. Ein faszinierendes Beispiel für kompaktes, wortloses Storytelling in ca. fünf Minuten.

Wer sich – in ganz anderer Sache – fundiert an der lebhaften Diskussion beteiligen möchte, welcher der Sequel-Trilogie-Filme der wievielte letzte Sargnagel für Star Wars war, der kann sich Johnsons Beitrag dazu mit Teil VIII bzw. The Last Jedi anschauen und selbst ein Bild machen. Leih- und erwerbbar auf allen einschlägigen Plattformen oder im Abo von Disney+.

Wer dann immer noch nicht genug von Star Wars hat, kann mit der Spin-Off-Serie The Mandalorian eine neue Hoffnung (*zwinkert in Kamera*) für das Franchise schöpfen. Eher im Stile klassischer Western folgt die Serie dem schweigsamen Kopfgeldjäger, der niemals seinen Helm abnimmt und nur Mando genannt wird, während er Internet-Meme Baby Yoda – gespielt von einer vollmechanisierten Puppe – durch die Galaxis bringt. Die erste Staffel der Serie ist das Aushängeschild und Alleinstellungsmerkmal der jüngst in Deutschland gestarteten On-Demand- Plattform Disney+.

Und wer hier bemerkt, dass die Musik in The Mandalorian erstaunlich anders als John Williams‘ ikonische Orchestrierung aber auch erstaunlich gut auf ihre Art ist, der wird mit Ludwig Göransson vielleicht einen neuen Komponisten und Produzenten für sich entdeckt haben. Der konnte mit dem Soundtrack zu Black Panther schon einen Oscar abräumen. Göransson steht aber auch bei Donald Glovers Musikprojekt Childish Gambino hinter den Kulissen und zeichnet sich beispielsweise für Songs wie Redbone – und in Erweiterung das ganze Album Awaken, my Love! – mitverantwortlich.

Und wer jetzt immer noch liest und auch schon nicht mehr weiß, mit welchem Film wir angefangen hatten, darf raten, welcher der im Text stehenden Links nicht zu Rick Astleys Never Gonna Give You Up führt. Frohen ersten April!

01.04.2020

Home-Alternativen - The Peanut Butter Falcon

Heute Abend hätten wir euch den Film The Peanut Butter Falcon gezeigt.
In dem Film geht es um den 22-jährigen Zac, der aufgrund seines Down-Syndroms von seiner Familie verstoßen und von den Behörden in die Obhut eines Altersheims gestellt wird. Er träumt davon, Profi-Wrestler zu werden. Da er sich Zacs tristes Leben nicht mehr mit ansehen kann, verhilft ihm sein alter Zimmergenosse eines Tages zur Flucht.

Wer von euch Filme schauen möchte, die Alltag und Umgang von Menschen mit Behinderung thematisieren, denjenigen können wir beiden Filme Crazy und What’s Eating Gilbert Grape empfehlen.
In dem eher unbekannten, deutschen Film Crazy wird man auf die Coming-of-Age-Reise des 16-jährigen, halbseitig gelähmten Benjamin mitgenommen, der nach der Trennung seiner Eltern auf ein Internat geschickt wird, wo er sich nur typischen Teenie-Herausforderungen stellen muss. Der Film basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman. Er kann kostenpflichtig über Amazon, iTunes oder bei Youtube ausleihen werden.
What’s Eating Gilbert Grape zeigt das Kleinstadtleben einer Familie dessen Vater sich das Leben genommen hat. Gilbert und seine Schwester Amy übernehmen nach dem Tod die Rolle der Ersatzeltern und kümmern sich um ihre labile Mutter, ihre pubertierende Schwester und den geistig behinderten Bruder Arnie - beeindruckend gespielt vom 18-jährigen Leonardo DiCaprio. Der Film ist über Amazon, iTunes und Google Play kostenpflichtig ausleihbar oder in der Sky Go Flatrate enthalten.

Wen das Thema Darstellung von Behinderung in den Medien interessiert, der kann sich Infos dazu auch zum jünst gewesenen World Down Syndrome Awareness Day (21. März) auf der UN-Homepage informieren.

Wenn euch hingegen mehr der Wrestling-Aspekt des Films neugierig macht, empfehlen wir euch The Wrestler und Foxcatcher.
Bei The Wrestler von Darren Aronofsky könnt ihr den früheren Wrestling Star Randy „The Ram“ verfolgen, dessen Leben ein einziges Wrack ist. Nach einem Herzanfall beschließt er jedoch sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Der Film kann über das Maxdome Abo geguckt werden oder alternativ über Amazon, iTunes oder Sky kostenpflichtig ausgeliehen werden.
Foxcatcher handelt von zwei erfolgreichen Ringer-Brüdern. Mark hat jedoch das Gefühl, im Schatten seines Bruders zu stehen. Als er von einem Millionär - überraschend dramatisch gespielt von Steve Carell - eingeladen wird, in dessen Trainingszentrum für Ringer zu kommen, nimmt er das Angebot an. Dies ist der Beginn für eine aus dem Ruder laufende Freundschaft. Der Film ist in folgenden Abos enthalten: Amazon Prime, Joyn+, Sky Ticket, Sky Go und Maxdome oder kann kostenpflichtig ausgeliehen werden.

Solltet ihr einfach ein Fan von Shia LaBeouf sein, empfehlen wir euch abseits der Transformers Reihe den Disney-Film Das Geheimnis von Green Lake (engl. Holes). Und wenn ihr ein weiteres Mal Dakota Johnson sehen möchtet, guckt euch doch mal den Amazon-Studios-Horrorfilm Suspiria an, geprägt vom unverkennbar atmosphärischen Klang, den Radiohead-Frontmann Thom Yorke im dazugehörigen Soundtrack beigesteuert hat.

25.03.2020